Montagabend, das ganze Drama. Es beginnt im Kleinen: das falsche Auto für das eigene gehalten, Namen vergessen - das ist jedem schon passiert.

Doch dann: An der falschen Tür geläutet, die Bedeutung von Wörtern nicht mehr verstanden, das Essen auf dem Herd stehen gelassen, mit den Hausschlapfen ins Büro gegangen. Keine 15 Minuten dauert es in "Stiller Abschied", bis Christiane Hörbiger von der Unternehmerin mitten im Leben an den Rand gedrängt wird und in völliger geistiger Umnachtung neben sich steht. Etwas gar plötzlich nimmt das Schicksal seinen Lauf, und den größten Teil des Films ging es um das große Leid.

Foto: ORF/ARD/Sandra Hoever

Das hätte kein Fehler sein müssen, denn ein genauer Blick auf den Verlauf dieser Krankheit blieb im letzten Demenzdrama "Die Auslöschung" mit Klaus Maria Brandauer weitgehend ausgeblendet. Aber wieder ging es im Wesentlichen um Beziehungsfragen und ums Schauspiel der Hörbiger. Das pendelte zwischen "Ich-bin-grad-ganz-weit-weg"-Blick und "Was-ist-nur-mit-mir-los?"-Pose. Beeindruckend anzuschauen, aber eben auch ein bisserl redundant.

Foto: ORF/ARD/Sandra Hoever

Die Fallen und Brüche beim Abdriften in seiner ganzen Tragik und Komik zeigt die US-Serie "Boss" (auf DVD) mit Kelsey Grammer (hier im Bild) in der Rolle des Chicagor Bürgermeisters Thomas Kane. Der "Boss" verheimlicht seine Demenzerkrankung, nur seine Ärztin weiß davon. Kane beginnt trotzdem, sein Leben zu ordnen und die Nachfolge zu regeln.

Im Stil von King Lear übergibt der Patriarch an seine Töchter, und wie dem Helden in Shakespeares Tragödie sind ihm nicht alle treu ergeben. Ein stiller Abschied, der seine Wirkung nicht verfehlt. (Doris Priesching, DER STANDARD, 16.10.2013)

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