Marc Ritter, Tom Ising
Das Allerletzte
Riemann-Verlag 2013
385 S., 23,70 Euro

© H. Armstrong Roberts/ClassicSt

Es gibt Bücher, die sind so liebevoll und schön gemacht, dass es eine wahre Freude ist. Prachtvolle Bilder, schöne Illustrationen, ein wunderbarer Umgang mit Schrift. Trotzdem eignen sie sich nicht als Geschenk. Beim bibliophilen Band "Das Allerletzte. Was Sie schon immer über den Tod wissen wollten" hat das ursächlich etwas mit dem Thema zu tun. Die beiden Autoren Marc Ritter und Tom Ising haben in diesem Band den Tod als Thema in all seinen Facetten ausgeleuchtet und ein wunderbares Potpourri aus Wissen, Sensation und Kulturgeschichte zusammengestellt.

Traurig und deprimierend muss das keineswegs sein. Wissenshungrige erfahren ganz nüchtern, wie Sterben aus psychologischer und medizinischer Sicht abläuft, finden Erklärungen zu sämtlichen Todesarten und erfahren, was mit den Toten nach dem Sterben alles passieren könnte, dabei werden die verschiedenen Beerdigungsmöglichkeiten in Deutschland der Schweiz und Österreich ausführlich behandelt und immer wieder auch Einblicke in ganz andere Kulturen gewagt.

Nach schweren Brocken bemühen sich die Autoren immer wieder um Leichtigkeit, die nicht selten ins Makabere abdriftet, etwa die Bildstrecke zur Gestaltung von Grabsteinen in Russland, wo Fotos auf Steine gelasert werden oder die beliebtesten Beerdigungssongs (Whitney Houston: I will always love you).

Das Buch kann aber auch als Nachschlagewerk verstanden werden: Bürokratische Abläufe werden in Form von Checklisten für Hinterbliebene dargestellt. Wie es gelingt, als Leiche ein Studienobjekt an der Anatomie zu werden, oder wie man die eigenen Organe zur Spende freigibt, wird erschöpfend beantwortet. Kurzweilig für wirtschaftlich Interessierte: das Geschäft mit dem Tod, das Businessmodell von Bestattungen. Berühmte Tote, Mumien, Reliquienkult, die Pest, viel Statistik in Grafiken und der wunderbare Fragebogen von Max Frisch "Haben Sie Angst vor dem Tod?" sind hier versammelt. Wer Mut hat, liest rein, wer viel Mut hat, verschenkt das Buch sogar. (Karin Pollack, DER STANDARD, 29.10.2013)