„Indirekte staatliche Parteienfinanzierung" sieht Politologe Hubert Sickinger in Inseraten öffentlicher Stellen. Zugleich bedeuteten sie „faktisch" eine „Subventionierung dieser Medien". Inserate würden „bevorzugt auf regierungsnahe oder jedenfalls strategisch als wichtig erachtete Medien verteilt" und die Vergabe „basiert damit auch auf impliziten Gegengeschäften zugunsten einer regierungsfreundlichen Berichterstattung", sagte Sickinger. Er sieht „zumindest teilweise Instrumentalisierung staatlicher Mittel für die Interessen der Regierungsparteien".

Besonders intensiv bucht die Politik den Boulevard, zeigt auch die Inseratenstatistik von Focus über den Wahlmonat September 2013. Die reichweitenstarken Blätter Heute, Kronen Zeitung und Österreich haben im Wahlkampffinale am stärksten von den Werbeaktivitäten der politischen Parteien profitiert. In den drei Zeitungen erschienen laut Focus im Wahlmonat September zusammen 385 Seiten mit politischer Werbung mehr als vor einem Jahr. Mit einem klaren Schwerpunkt.

In Heute erschienen in diesem September 196 Inseratenseiten öffentlicher Institutionen mehr als im September 2012. Die Gratiszeitung gehört zu 74 Prozent einer Stiftung von Herausgeberin Eva Dichand und zu 26 Prozent einer von SPÖ-Vertrauensleuten geführten Stiftung.

Die von Eva Dichands Mann Christoph Dichand geführte Krone, zu 50 Prozent in Dichandschem Familienbesitz, hatte 95 Seiten Polit-Inserate mehr. Wolfgang Fellners Österreich kam nach dieser Werbebeobachtung auf 94 Werbeseiten der Politik zusätzlich.

In der Presse erschienen nach dieser Aufstellung 29 Seiten, im STANDARD 16.

Reichweiten und Preise auf dem Boulevard

Die Krone lesen laut Media-Analyse 36,2 Prozent der Öster­reicherinnen und Österreicher ab 14 Jahren, in Wien 30,9 Prozent. Heute kommt in Wien auf 41,7 Prozent, österreichweit 14,6. ­Österreich liegt national bei 9,8 und in Wien bei 22 Prozent Reichweite.

Eine Seite in der Krone kostet llaut Tarifliste österreichweit zwischen 31.500 und 48.000 Euro (Sonntag-Farbmantel: 32.300). Eine Seite in "Österreich" zwischen 15.600 und 23.600 (Farbmantel 26.600). In "Heute" liegt der ausgewiesene Tarif bei knapp 22.500 Euro.

Die Wahlwerbung der Parteien konzentrierte sich so stark auf das Wahlkampffinale wie nie. Fast 80 Prozent der Werbeausgaben, brutto 25,8 Millionen Euro, wurden im September geschaltet. Entsprechend positiv entwickelte sich im September auch der Werbemarkt mit gut zehn Prozent Bruttoplus. Der öffentliche Bereich wuchs als einziger unter den von Focus ausgewiesenen Wirtschaftsbereichen. (APA, red, 29.10.2013)