Die Peschiera del Garda in Verona soll - als eines von vielen Objekten in Staatsbesitz - verkauft werden. Mit solchen Veräußerungen will Italien bis 2015 seine Staatskasse sanieren.

Foto: Agenzia del Demanio

Wer bietet mehr? Das Podere Colombaia steht wie viele andere Objekte ab sofort zum Verkauf.

Foto: Agenzia del Demanio

Renaissance-Villen, leerstehende Klostergebäude, ungenutzte Zollhäuser, ausrangierte Krankenhäuser, Leuchttürme, Kasernen, Gefängnisse und Hafenanstalten zwischen dem Brenner und Sizilien sollen demnächst ihren Besitzer wechseln. Denn der italienische Staat beginnt sich von einem Teil seines auf weit über 100 Milliarden Euro geschätzten Immobilienvermögens zu trennen und damit seine Schulden abzubauen.

Schon in den letzten Jahren wurden mehrere Anläufe gestartet, um leerstehende Immobilien zu verkaufen. Der Erfolg ließ zu wünschen übrig. Diesmal soll effizienter gehandelt werden.

Internationale Ausschreibungen

Die 1999 gegründete Agenzia del Demanio (Staatliche Immobilienagentur) will mittels internationaler Ausschreibungen innerhalb zweier Jahre Immobilien im Wert von mindestens zwei Milliarden Euro an den Mann bringen. Als Alternative zum Verkauf sind langjährige Konzessionen möglich. Diese reichen von sechs bis 50 Jahren. Öffentliche Gebäude - so der Plan - sollen in Luxushotels, Fitnesscenter und Supermärkte umgebaut werden.

In den nächsten Wochen werden zwei Konzessionen im Rahmen öffentlicher Ausschreibungen vergeben. Die Abgabefrist für die Konzession zur Nutzung der 1838 gebauten Zollgebäude in Mailand endet am 12. Dezember 2013. Die sogenannten Caselli Daziari befinden sich neben der Friedenspforte, mitten in der Mailänder Fußgängerzone. Mit 1200 Quadratmetern Nutzfläche werden die neoklassizistischen Bauwerke, um die Fantasie der Interessenten zu beflügeln, als ideale Struktur für Fremdenverkehrszwecke sowie als Kultur-, Sport- oder Freizeitzentrum gesehen.

Best Practice bevorzugt

Was die Qualifizierung und die mehrjährigen Konzessions- bzw. Mietverträge betrifft, werde bei der Auswahl dem "Best-Practice-Nutzungsvorschlag", wie es seitens der Agenzia del Demanio heißt, der Vorzug gegeben. In Hinblick auf die Weltausstellung 2015, für die sich Mailand allmählich herausputzt, scheint das Angebot zunehmend an Attraktivität zu gewinnen.

Das im Kolonialstil errichtete Landgut Podere Colombaia in Florenz (800 Quadratmeter Bruttonutzfläche, 40.000 Quadratmeter Grund) erscheint laut Demanio als "idealer Standort für nachhaltigen Tourismus". Alternative Projekte für all jene, die den Kontakt zur Natur und Kultur suchen, werden als "didaktische Fremdenverkehrsprojekte" beworben: Das nur zwei Kilometer vom Florentiner Zentrum entfernte und vom Piazzale Michelangelo zu Fuß erreichbare Landwirtschaftsgut umfasst einen zweistöckigen Turm sowie einen für die toskanische Rustikalarchitektur charakteristischen Porticato-Bogengang. Abgabetermin ist der 13. Jänner 2014.

Krankenhäuser zum Verkauf

Auch in der Lagunenstadt kann bald geshoppt werden: Zum Verkauf steht hier ein Teil der venezianischen Hafenstruktur (Arsenale 9). Und in Rom sollen die beiden Krankenhäuser San Giacomo und Santa Maria della Pietà veräußert werden.

Stefania Tomasini, Chefökonomin des Forschungsinstituts Prometeia, begrüßt die Veräußerung der öffentlichen Immobilien zum Schuldenabbau. Doch sie hat ihre Zweifel, ob der Staat es wirklich schafft, die vielen Immobilien auf den Markt zu bringen. "Es ist schwierig, die Objekte so schnell für einen angebrachten Wert zu verkaufen oder zu vermieten", meint Tomasini. "Der Immobilienmarkt ist derzeit sehr schwach. Und wir wissen nicht, ob der Markt bereit ist, diese Masse an Immobilien zu akzeptablen Preisen aufzunehmen." (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, 2.11.2013)