Eine ganze Stadt nur aus Passivhäusern, so lautet das ehrgeizige Ziel für die "Bahnstadt Heidelberg".

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Bild: Bürogebäude "Stadttor".

Foto: Bahnstadt/Christian Buck

Heidelberg - Wohnen, Wissenschaft und Gewerbe: So lautet der Funktionsmix für die "Bahnstadt Heidelberg", eines der größten laufenden Stadterweiterungsprojekte Deutschlands. Das Areal auf dem ehemaligen Güter- und Rangierbahnhof der Universitätsstadt ist mit 116 Hektar größer als die gesamte Heidelberger Altstadt.

Was den geplanten neuen Stadtteil so besonders macht, ist die energetische Herangehensweise: Sämtliche Gebäude sollen im Passivhausstandard realisiert werden, inklusive abschließender Zertifizierung durch das Passivhaus-Institut Darmstadt. Bei den Wohn- und Bürobauten werden dabei keinerlei Kompromisse eingegangen; bei anderen Nutzungsformen mit weniger Passivhaus-Erfahrung - etwa beim geplanten Kino - will man nicht ganz so streng sein.

Wissenschaft als Asset

Die Stadt Heidelberg will im neuen "urbanen Stadtteil mit eigener Identität, hoher Nutzungsmischung und zukunftsweisenden Bauformen" 7000 Arbeitsplätze schaffen und 5000 Menschen ansiedeln. Aktuell sind schon 600 Menschen eingezogen, viele davon haben Eigentum erworben - zu Preisen, die signifikant über dem Heidelberger Durchschnittspreis von 2700 Euro liegen, nämlich um rund 3400 Euro pro Quadratmeter. Der Anteil von Eigennutzern (gegenüber Anlegern) liegt bei immerhin 73 Prozent.

Wichtiger Teil der Story der Bahnstadt ist die Verknüpfung mit Wissenschaft und Forschung. "Wissensintensive Dienstleistungen und forschungsintensive Industrien gelten als Zukunftsindikator für Wachstum", heißt es dazu vonseiten der Heidelberger Wirtschaftsförderung. Leiter Ulrich Jonas will hauptsächlich Unternehmen ansiedeln, "die wenig Fläche brauchen, dabei aber eine hohe Arbeitsplatzdichte aufweisen". Konkret bedeutet das, dass man "95 Prozent aller Flächenanfragen mit geringer Produktivität, hohem Verkehrsaufkommen, geringer Arbeitsplatzdichte etc. nicht bedient", so Jonas. Zentrum des Wissenschaftsclusters ist das Bürogebäude Skylabs mit einer Nutzfläche von 19.000 Quadratmetern, mit dem man vor allem forschungsnahe Biotechnologiefirmen ansprechen will.

Günstige Einstiegsmieten

Was die Versorgung der Bewohner betrifft, sollen die Bauträger neu eröffneten Geschäften günstige Einstiegsmieten ermöglichen, die erst nach und nach steigen. "Das erleichtert es den neu angesiedelten Unternehmen, etwas schwächere Anfangszeiten zu überbrücken", so Jonas. 2016 wird ein Nahversorgungszentrum öffnen. Insgesamt beträgt das private und öffentliche Investitionsvolumen in der Bahnstadt mehr als zwei Milliarden Euro. Dabei entsteht auch eine öffentliche Infrastruktur im Wert von 300 Millionen Euro, die in das Eigentum der Stadt übergeht.

Strom und Wärme soll das Holz-Heizkraftwerk der Stadtwerke Heidelberg ab Ende 2013 zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie liefern. Zur Drosselung des Stromverbrauchs setzt man auch auf Smart Metering. (mapu, DER STANDARD, 2.11.2013)