Seit Jahrzehnten gilt ein Gebäudekomplex in der westlichen Ecke des New Yorker Stadtteils Queens als "Graffitimuseum" der Stadt. Nirgendwo anders gab es so viel freie Fläche, wo es den Künstlern gestattet war, legal ihre Werke zu sprayen. Das Areal wurde als "5Pointz" bis über New York hinaus bekannt, Busse brachten täglich dutzende Touristen an den farbenfrohen Ort. Doch in der Nacht auf Dienstag ließ der Besitzer des Komplexes, Jerry Wolhoff, die Werke mit weißer Farbe übermalen.


Eine Aufnahme von August 2013 steht einer Fotografie vom 19. November 2013 gegenüber. Foto: EPA/JUSTIN LANE

Damit beendete Wolhoff einen langen Streit zwischen den Künstlern und ihm, der Luxuswohnungen auf dem Grundstück errichten will. Ein Gericht gab ihm die Erlaubnis, mit seinem Bauplan fortzufahren und Ende des Jahres die alten Gebäude, die er seit 1971 besitzt, abzureißen. "Es war eine menschliche Geste", zitiert die New York Times den Eigentümer. Die Wände mit den Kunstwerken abzutragen, wäre "Folter" gewesen. Er selbst habe in der Früh nach der Aktion geweint.


Sympathisanten und Künstler nehmen Abschied von 5Pointz. Foto: EPA/JUSTIN LANE

Die Sprecherin der Künstlergruppe, die hinter 5Pointz steht, sprach in der New York Times von der größten Respektlosigkeit in der Geschichte der Graffiti-Kunst. In der nächtlichen Aktion wären Kunstwerke von rund 1.500 Menschen übermalt worden.


Die Kunstwerke schimmern manchmal noch leicht durch die weiße Farbe. Foto: EPA/JUSTIN LANE

Obwohl Graffiti als vergängliche Kunstform gilt, wurde 5Pointz zu einem Museum für diese Kunstsparte. Der viele Platz erlaubte es den Künstlern, ihre Werke an noch freien Stellen anzubringen, ohne andere Bilder zu übermalen. Für Mittwochabend planen die Sympathisanten eine Mahnwache bei Kerzenschein für ihre verlorenen Werke.


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(red, derStandard.at, 20.11.2013)