Ende November sind Microsofts Xbox One (XBO) und Sonys PlayStation 4 (PS4) im Handel erschienen. Wie sich bereits in den Tests zeigte, verfolgen beide Systeme unterschiedliche Ansätze. Microsoft vermarktet die XBO als Multimediazentrum, während Sony die PS4 vorrangig als Spielkonsole bewirbt. In der Gegenüberstellung kommt heraus, worin tatsächlich die Unterschiede liegen und in welchen Punkten die Geräte Gemeinsamkeiten aufweisen.

Lieferumfang und Preis

Bild: PlayStation 4 und Xbox One
Foto: Microsoft; Sony

Beide Konsolen bieten für ihren Lieferumfang ein gutes Preis/Leistungs-Verhältnis. PS4 und XBO werden zum Start, wie in der Branche nicht unüblich, praktisch zum Fertigungspreis angeboten - Gewinne werden über den Verkauf von Spielen und Zubehör erzielt. Der Unterschied von 100 Euro zwischen den Geräten ergibt sich durch Microsofts Entscheidung, jeder Konsole die Sensorsteuerung Kinect beizulegen, mit der man Inhalte per Sprache und Gesten bedienen kann. Nicht ganz so ausgefeilt, aber eine ähnliche Sprachsteuerung ermöglicht Sony über das mitgelieferte Headset. Für Bewegungsspiele muss eine PlayStation Kamera erworben werden. Noch ein Kostenfaktor: Der PS4-Controller integriert einen Akku, der per USB-Kabel geladen wird. Der XBO-Controller nutzt zwei AA-Batterien, alternativ kann ein Akku-Pack erworben werden.

Die Xbox One kostet 499 Euro, im Lieferumfang enthalten sind:

  • Xbox One (500 GB, Netzteil extern)
  • Xbox One Controller (zwei AA-Batterien)
  • Kinect
  • Mono-Headset
  • HDMI-Kabel
  • Nützliches Zubehör: Ein Xbox One-Controller kostet 54,99 Euro, das Akku-Pack mit Ladefunktion 24,99 Euro.

Die PlayStation 4 kostet 399 Euro, im Lieferumfang enthalten sind:

  • PS4 (500 GB, Netzteil intern)
  • DualShock 4 Controller (Akku verbaut, Micro-USB-Kabel dabei)
  • Mono-Headset
  • HDMI-Kabel
  • Nützliches Zubehör: Die PlayStation Kamera ist optional für 59 Euro verfügbar. Ein DualShock 4-Controller kostet ebenfalls 59 Euro.

Weder PS4 noch XBO unterstützen Controller von PS3 und Xbox 360. Bluetooth-Headsets der PS3 werden zum Teil von der PS4 erkannt, das Kabel-Headset der Xbox 360 ist nicht kompatibel mit der neuen Xbox. Bei Lenkrädern kommt es auf den jeweiligen Hersteller an, ob er die neuen Konsolen unterstützt. Weiterverwenden kann man bei der PS4 in jedem Fall die PlayStation Move-Controller.

Design und Hardware

Bild: Nutzen Sie zum Vergleich der Designs den Slider.

Bereits äußerlich gehen PS4 und Xbox One unterschiedliche Wege. Sony hat die Hardware samt Netzteil in ein kompaktes und vor allem flaches Gehäuse gepackt und auf einen retrofuturistischen Look abgezielt, der reduzierte Strukturen und verspielte, aber dezente Akzente wie eine LED-Leiste aufweist, die im Standby-Modus an und ausgeht, als würde die Konsole im Schlaf atmen. Die schlanke Bauweise macht die PS4 vor allem aufgestellt platzsparend, dafür verkauft Sony sogar einen eigenen Standfuß, notwendig ist dieser allerdings nicht - das Geld dafür kann man sich für Spiele sparen. Der einzige Nachteil der kompakten Form ist, dass der Lüfter die Komponenten zwar gut kühlt, aber dafür bei stillen Momenten in Spielen und bei Filmen hörbar ist.

Das Design der Xbox One ist wuchtiger, erinnert am ehesten an einen Videorekorder und nimmt für eine modernes Stück Heimelektronik sehr viel Platz ein. Ein Blick ins Innere verrät weshalb: Ein beachtlicher Teil der Box ist leer, um Raum für eine gute Belüftung bei niedrigem Geräuschpegel zu sorgen. Die Lüftungsschlitze an der Oberseite dürfen nicht verdeckt werden, am besten soll das Gerät freistehen - allerdings nicht aufrecht, da das Blu-ray-Laufwerk nicht dafür ausgelegt ist. Unschön ist, dass das massive Netzteil ausgelagert wurde und dauerhaft von einem kleinen aber immerhin sehr leisen Lüfter gekühlt wird. Positiv an der Bauweise: Die Xbox One ist im Betrieb praktisch nicht zu hören.

Die Spezifikationen
Foto: derStandard.at/Zsolt Wilhelm

Architektur

Als sich Sony nach eigenen Angaben 2008 und Microsoft eigenen Aussagen zufolge 2011 an die Konzeption der PS4 und der XBO machten, mussten sie sich klar werden, was ihre Systeme zu welchem Preis bieten sollen. Beide Hersteller dürften sich bereits damals ein Limit im Bereich von 500 Dollar oder niedriger gesetzt haben, um die Konsolen zum Marktstart für eine möglichst breite Zielgruppe interessant zu machen. Rechnet man die Kosten für Kinect weg, so standen beiden Konzernen für die Komponentenwahl wohl ein Budget von unter 400 Dollar zur Verfügung. Dementsprechend ähnlich sind sind sich die Systeme in manchen Aspekten, allerdings macht sich die unterschiedliche Priorisierung von bestimmten Funktionen schon bei den Kernkomponenten bemerkbar.

Die XBO verbaut beispielsweise einen HDMI-Eingang, um externe Bildquellen wie TV durchschleusen zu können. Dafür benötigt es wiederum eigene Chips, um den Hauptprozessor zu entlasten. Sony hat durch den Verzicht auf derartige Multimedia-Features einiges sparen und dafür einen leistungsfähigeren Grafikchip sowie eine flottere Speicherarchitektur integrieren können, was letztendlich mehr Rechenkraft für Spiele bringen soll.

Ein anderer Speicher

Beide Konsolen integrieren sogenannte System-on-a-Chip-Lösungen des Herstellers AMD, bei denen der 8-Kern-Prozessor (CPU) und der Grafikchip (GPU) auf einem Siliziumchip vereint sind. Das bringt eine höhere Energieeffizienz, spart Kommunikationswege zwischen den Chips und reduziert die Kosten. Anders als übliche PCs greifen CPU und GPU der PS4 und der XBO auf einen gemeinsamen Arbeitsspeicher zurück, was Entwicklern mehr Flexibilität bei der Ressourcenverteilung gewährt.

Die größten Unterschiede sind bei der Wahl des Arbeitsspeichers und bei den Grafikchips festzuhalten. Die XBO setzt auf eine etwas exotischere Kombination aus 8 GB konventionellem DDR3 RAM und einem flotten eSRAM mit 32 MB, der als Puffer fungieren soll, um wichtige Daten zur Bildberechnung rasch verfügbar zu machen. Das ist auch wichtig, denn für moderne 3D-Grafik ist die Bandbreite zur Darstellung in höheren Auflösungen ein wesentlicher Faktor, wofür der DDR3-Arbeitsspeicher nicht ideal ist. Sony geht hingegen einen anderen Weg und nutzt für CPU und GPU gemeinsam 8 GB des flotten GDDR5-Grafikspeicher. Dieser ist teurer, verspricht Entwicklern dafür eine unkompliziertere Nutzung und weniger Optimierungsaufwand bei der Ressourcenverteilung.

Ein unterschiedlicher Fokus

Daneben unterscheiden sich vor allem die jeweiligen Grafikchips. Während Microsoft Budgetressourcen für die TV-Integration und eingehende Video- und Audiosignale via HDMI-Input sowie Sprach- und Gestensteuerung per Kinect reservieren musste, konnte Sony auf eine leistungsfähigere Grafiklösung setzen. Die PS4 nutzt einen Grafikchip, der den Schätzungen nach 30 bis 50 Prozent mehr Leistung verspricht als jener der Xbox One. Entscheidend sind hier nicht nur die zusätzlichen Shader-Kerne, sondern auch die zusätzlichen Compute Units, die sich für Aufgaben wie physikalische Berechnungen nutzen lassen. Um den Unterschied etwas zu verkleinern, steigerte Microsoft noch kurz vor Produktionsbeginn die Taktraten von GPU und CPU um 5 bis 7 Prozent. All dies schlägt sich in den offiziell angegebenen Datendurchsatzraten nieder: Der Chip der PS4 leistet zumindest am Papier 1,84 TFLOPS, der XBO-Chip 1,32 TFLOPS. Diese Differenzen machen sich auch bereits bei einigen der zum Start verfügbaren Spiele bemerkbar (siehe unten). Mit vielen Besonderheiten der Systeme werden Entwickler wohl aber erst in den kommenden Jahren umgehen lernen, was künftig nicht nur schönere Games, sondern auch auf bessere Physikeffekte und schlauere Computercharaktere hoffen lässt.

Controller

Bild: DualShock 4 und Xbox One Controller (Nutzen Sie zum Vergleich den Slider)

Sowohl Sony als auch Microsoft haben sehr gute und ergonomische Controller designt. Der Xbox One-Controller ist eine konsequente Weiterentwicklung des Xbox 360-Gamepads und bringt präzisere Analog-Sticks und Impuls-Trigger mit sich. Dadurch spürt man beispielsweise in Autorennspielen oder Shootern bei Erschütterungen eine Vibration in den Abzugsfingern - was in jedem Fall eine atmosphärische Bereicherung ist. Unpraktisch hingegen ist der Einsatz eines proprietären Headset-Anschlusses sowie, dass kein Akku verbaut wurde bzw. ein Akku-Pack separat erworben werden muss.

Der DualShock 4 (DS4) der PS4 leigt nicht ganz so passgenau in den Händen, wie der XBO-Controller, weist aber ebenfalls ein sehr effektives Design auf. Die Formschwächen des PS3-Pads wurden mit handlicheren Griffen, strafferen Sticks und Abzügen ausgemerzt. Schnelle Shooter lassen sich auf der PS4 damit genauso gut zocken, wie auf der XBO. Zudem fühlt sich der DS4 mit dumpferen Druckpunkten, seiner aufgerauten Unterseite und einem etwas höheren Gewicht "wertiger" als der XBO-Controller an. Das ist gewiss eine subjektive Empfindung, doch die Designer haben einen spüren lassen, dass viel Technik im DS4 verstaut ist. Mit Motion-Sensoren und Touchpad wurde viel getan, um alternative Eingabemethoden zu ermöglichen und Spielerlebnisse zu erweitern. Auch gefällt der Klinke-Anschluss für beliebige Headsets und Kopfhörer und als atmosphärisches "Highlight" die LED-Leiste, die farbig anzeigt, wenn man getroffen oder gerade geheilt wird. Ebenfalls eine atmosphärische Bereicherung: Ein Lautsprecher im Controller kann Funksprüche und andere spezifische Sounds direkt beim Spieler ausgeben. Die Kehrseite ist, dass der verbaute Akku nach rund acht Stunden per USB-Kabel an die Konsole (oder den Laptop oder einen anderen USB-Stecker) angeschlossen werden muss. Der XBO-Controller ist weit ausdauernder.

Interface und Funktionen

Bild: Das Interface der Xbox One lässt sich stärker individualisieren und verpackt Funktionen und neigt dazu, Funktionen in Apps zu kategorisieren. Das Interface der PS4 ist reduzierter und bettet soziale Netzwerke und Informationen aus dem PSN besser ein. Dafür fehlt die Option, Apps manuell zu sortieren.

Das Interface der Xbox One lässt sich stärker individualisieren als jenes der PS4, das Apps und Spiele einfach aneinanderreiht. Dafür ist die Nutzeroberfläche der PS4 weniger komplex und macht Informationen aus den sozialen Netzwerken und dem PSN wie Download-Benachrichtigungen oder Chat-Anfragen leichter verfügbar. Dagegen hat man bei der XBO manchmal das Gefühl, etwas suchen zu müssen. Multitasking beherrschen beide Systeme gut. Der Wechsel zwischen Apps geht bei der PS4 eine Spur flotter, während man bei der XBO den Vorteil hat, zumindest einige Apps Bild-in-Bild anzeigen zu können. Microsoft neigt dazu, alles in Apps zu verpacken, was die Kacheloberfläche strukurierter macht, als die Menüleiste der PS4. Allerdings schafft es Sony besser hervorzuheben, was gerade rund um einen passiert. Aktivitäten von Freunden, neue Videos zu Spielen oder Download-Angebote werden dort angezeigt, wo es sinnvoll ist.

Bei den Multimedia-Kapazitäten tut sich zum Start in Österreich Microsoft stärker hervor als Sony. Allerdings: Die mangelnde Unterstützung lokaler Mediendaten wie MP3s oder AVIs ist bei beiden Systemen ein klarer Rückschritt zu den Vorgängern. Wie viele Funktionen sollen auch diese zu einem späteren Zeitpunkt nachgeliefert werden. In anderen Aspekten ist die XBO der PS4 voraus: So lässt Microsoft jetzt schon Medien in lokalen Netzwerken (am PC oder Tablet) auf die XBO streamen und ermöglicht über SkyDrive auch das Streaming von Online-Inhalten wie Musik- und Filmdateien. Zudem bietet der Video-Streaming-Service Xbox Video eine größere Auswahl an Bezahlinhalten als der auf der PS4 verfügbare Dienst Maxdome. Sonys hauseigene Angebote Video und Music Unlimited werden hierzulande erst nächstes Jahr verfügbar sein.

Share-Button und Game DVR

PS4 und XBO ermöglichen es, wie bei einem Unfalldatenschreiber, die letzten Minuten einer Spielsession festzuhalten und mit anderen zu teilen. Bis zu 15 Minuten sind es bei der PS4, bis zu 5 Minuten bei der XBO. Mit der Einbettung eines Share-Buttons in den DualShock 4 macht es die PS4 leichter, Screenshots oder Videos aufzunehmen mit anderen zu teilen, bei der XBO muss man dafür Kinect befehligen oder die App Game DVR andocken - eine Aufnahmefunktion für Screenshots fehlt. Bei beiden Geräten kann man die Inhalte nachträglich editieren, wobei man bei der XBO in Form einer Kommentarfunktion mehr Features hat. Mit der PS4 ist es hingegen jetzt schon erlaubt, Spielsessions per Knopfdruck live auf Twitch oder Ustream zu senden, was auch wirklich gut umgesetzt wurde, nur die Auflösung der Streamings könnte wenigstens optional höher sein. Microsoft will diese Funktion 2014 nachliefern und Sony mehr Optionen bei der Videoeditierung bereitstellen.

Bild: Kinect ist bei der Xbox One integriert, die PlayStation Kamera ist optional erhältlich.
Foto: Microsoft; Sony

Sprach- und Gestensteuerung

Die Nutzung der Konsolen via Sprach- und Gestensteuerung läuft auf der XBO mit dem tiefer in das System integrierten Kinect besser als mit dem Headset der PS4 oder der PlayStation Kamera. Auch kann Kinect dank Infrarot-Sensor Spielerbewegungen präziser erkennen. Die Stereokamera der PlayStation ermöglicht wiederum mit Hilfe der LED-Leiste des DualShock 4 und der LED-Kugel von PlayStation Move eine dreidimensionale und punktgenaue Erfassung der Controller, was sich auch für Augmented-Reality-Anwendungen nutzen lässt, wie man es von einigen Move-Spielen und der auf der PS4 vorinstallierten Demo "The PlayRoom" kennt.

Bei beiden Plattformen werden die jeweiligen Eigenschaften 2013 allerdings noch mangelhaft ausgeschöpft. Wirkliche Killer-Anwendungen gibt es heute weder für Kinect noch für die PlayStation Kamera. Zudem gibt es weitere Probleme mit der Sprach- und Gestensteuerung: Bewegungssteuerung per Kinect ist angesichts der relativ kleinteiligen Menüs behäbig und langsam, während Sprachbefehle bei der XBO in etwa 9 von 10 Fällen korrekt funktionieren. Bei der PS4 liegt die Trefferquote noch etwas weiter darunter. Das klingt dem ersten Anschein vielleicht nach einer soliden Quote, doch stellen Sie sich vor, auf dem Controller gäbe es eine Taste, die bei jedem zehnten Anschlag nicht reagiert. Sie würden sie vermutlich austauschen oder - sofern es geht - weniger nutzen.

Das ist bei der XBO natürlich umso gravierender, da man für Kinect zahlen muss, egal ob man es nutzen möchte oder nicht. Der Lichtblick ist, dass Microsoft den Dienst laufend verbessern möchte und so auch 2014 die Unterstützung von österreichischen Akzenten nachliefert - was die Fehlerquote schmälern dürfte. Aktuell muss man den Standort der Konsole auf Deutschland stellen, will man Kinect für Sprachbefehle nutzen. Sonys Lösung via Headset und optionaler Kamera fühlt sich indes so an, wie sie angeboten wird: Wie ein optionales Gimmick. Im Endeffekt ist der Daumenruck zur nächsten Taste fast immer schneller und vor allem zuverlässiger, als Xbox und PlayStation mit der Stimme oder per Gesten zu kommandieren. Hier muss man abwarten, was die Zukunft bringt und, ob Spielentwickler das Potenzial der jeweiligen Technologien ausschöpfen werden können.

Spielleistung

Bild: Die Hardware der PS4 und Xbox One
Foto: Wired

Vorweg: Wie groß der technische Unterschied zwischen PS4 und Xbox One wirklich ist, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen, wenn die Entwickler genügend Zeit gehabt haben, sich mit den Eigenheiten der Konsolen vertraut zu machen. Bei Sonys System könnten künftig einmal die zusätzlichen Compute-Einheiten des Grafikprozessors Rechenaufgaben des Hauptprozessors übernehmen und so etwa für bessere Physikeffekte sorgen. Aktuell kommen diese neuen Möglichkeiten allerdings noch nicht zum Einsatz. Bei der Xbox One wird sich herausstellen, wie gut der kleine, aber schnelle eSRAM-Speicher die Bandbreitendefizite des Hauptspeichers wettmachen kann und wie sehr Programmierer von den Move-Engines profitieren werden, die den Prozessor beispielsweise bei Audio-Berechnungen entlasten können.

Ohne diese Besonderheiten zu berücksichtigen, machen sich die Leistungsdifferenzen (die angesprochenen vagen 30 bis 50 Prozent) jedoch schon heute bei einigen Spielen bemerkbar. Während das gesamte Start-Line-up der PS4 bis auf "Battlefield 4" (900p) nativ in voller HD-TV-Auflösung von 1080p läuft, laufen einige Spiele der XBO nativ in niedrigeren Auflösungen von 900p bis runter auf 720p, wie man es von PS3 und Xbox 360 kennt. Zwar skaliert die XBO alle Inhalte auf 1080p hoch, das ändert aber nichts an der tatsächlichen Anzahl der Pixel. Dazu gehören Titel wie "Call of Duty: Ghosts" (720p), "Battlefield 4" (720p), "Ryse: Son of Rome" (900p) oder "Assassin's Creed 4" (900p). Das sorgt dafür, dass besagte Spiele auf der XBO weniger scharf dargestellt werden, Kanten ausgefranster wirken und das Bild in Bewegung etwas unruhiger ist. Hinzu kommt, dass bei einigen anderen Games, die auf beiden Plattformen nativ in 1080p laufen, die PS4-Version wiederum über aufwändigere Effekte verfügt.

Um es klar auszudrücken: Die Unterschiede sind aktuell in keiner Weise so groß, dass Inhalte auf der XBO eingeschränkt werden müssen. Es ist davon auszugehen, dass beide Konsolen inhaltlich weitgehend die gleichen Games erhalten werden. Doch die Differenzen sind definitiv sichtbar, wie man an folgenden Beispielen bemerkt, die aus Gegenüberstellungen der Seite Eurogamer stammen. Zur Vergleichbarkeit wurden 100-Prozent-Bildausschnitte der gleichen Spielszenen genommen und die Screenshots in höchster Qualitätsstufe in JPEG abgespeichert.

Bild: "Call of Duty: Ghosts" läuft auf der PS4 in 1080p, auf der Xbox One in 720p, was sich auf der PS4 in einer höheren Detaildarstellung bemerkbar macht. Quelle: Eurogamer
Bild: "Need for Speed: Rivals" unterstützt auf der PS4 aufwändigere Effekte wie eine präzise Tiefenunschärfe, auf der Xbox One wird dieser Effekt mit einer allgemeinen Weichzeichnung nachgeahmt. Beide Versionen laufen nativ in 1080p. Quelle: Eurogamer
Bild: "Assassin's Creed 4" wird auf der PS4 nativ in 1080p dargestellt, auf der Xbox One in 900p. Die Xbox One nutzt einen Schärfefilter, um das Bild kontrastreicher darzustellen, wodurch zwar Farben knalliger als im Original wirken, allerdings Detaildarstellungen und Konturen ausgefranst werden, was zu einem unruhigerem Gesamteindruck führt. Quelle: Eurogamer

Installationen und Platzmangel

Abseits der reinen Leistung, lassen sich Vor- und Nachteile in der Handhabung von Spielen ausmachen. Bei beiden Konsolen müssen Spiele, egal ob als Download oder auf Blu-ray, auf die interne Festplatte installiert werden. Bei beiden System findet dieser Prozess im Hintergrund statt, allerdings hat sich anhand des Start-Line-ups gezeigt, dass man bei vielen Games auf der PS4 deutlich rascher loslegen kann, während die Daten noch auf die Festplatte geschaufelt werden.

Ein Problem, das beide Plattformen teilen, ist der absehbare Platzmangel der 500 GB großen Speicher, da Blu-ray-Games mittlerweile bis zu 50 GB an Daten fassen. Wer jetzt schon ein Upgrade braucht, kann bei der PS4 die 2,5-Zoll-Standard-Festplatte manuell tauschen, bei der XBO geht das nicht, ohne die Garantie zu verlieren. Immerhin haben sowohl Sony als auch Microsoft die Unterstützung externen Datenträger in Aussicht gestellt - im Laufe des kommenden Jahres soll es soweit sein.

Bild: Die großen Games der PS4 und Xbox One lassen noch auf sich warten.
Foto: Hersteller

Spiele

Weder PS4 noch Xbox 360 unsterstützen Spiele ihrer Vorgänger. Für einen Konsolenstart weisen PS4 und XBO aber es ein sehr solides Line-up auf. Microsoft bietet den einen oder anderen exklusiven Blockbuster mehr, Sony stellt dafür gleich zu Beginn kreative Indie-Games und kostenlos verfügbare Free2Play-Werke bereit. Die größten Games wie "Battlefield 4" oder "Call of Duty: Ghosts" sind auf beiden Plattformen erhältlich, wobei PS4-Spieler hier in vielen Fällen eine sichtbar schönere Ausgabe erhalten.

Wie so oft am Anfang einer neuen Generation fehlen jedoch 2013 noch die eindeutigen System-Seller. Was so ein Pflichttitel ist, ist wiederum eine Geschamacksfrage, doch 2014 zeichnen sich einige wirklich spannende Werke ab. Für Xbox One (und Xbox 360 und PC) erscheint beispielsweise der vielversprechende Sci-Fi-Shooter "Titanfall" und das Mystery-Drama "Quantum Break". Für die PS4 exklusiv gibt es das Superheldenepos "InFamous: Second Son" und das cineastische Steampunk-Epos "The Order: 1886". Beide Konzerne investieren unterdessen viel Geld in die Entwicklung weiterer Exklusivtitel. In Microsofts Portfolio schlummern weiters beispielsweise (potentielle) Fortsetzungen zu "Halo", "Alan Wake", "Forza Motorsport" oder "Crackdown". Bei Sony sind neue Kapitel zu "Uncharted", "The Last of Us", "God of War" und neue Spiele der "LittleBigPlanet"- und "Heavy Rain"-Schöpfer zu erwarten. Sony veröffentlichte in der vergangenen Jahren mehr Exklusivtitel (nicht zuletzt weil der Konzern über eine enorme Bandbreite an internen Studios verfügt), doch Microsoft hat eigenen Aussagen nach viel Kapital in die Hand genommen, um hier nachzusetzen.

Gleichziehen will Microsoft auch in Sachen Indie-Games. Nach Lizenzänderungen öffnet auch die Xbox One ihre Pforten weiter für Kleinhersteller, nachdem Sony dank eines sehr liberalen Geschäftsmodells bereits eine Vielzahl an Indie-Werken für die PS4 gewinnen konnte. Egal, für welche Konsole man sich zuerst entscheidet: Es ist gut möglich, dass die jeweiligen Eigenproduktionen Grund genug sein werden, sich im Laufe der kommenden Jahre beide Systeme anzuschaffen.

Sicher ist hingegen, dass der Großteil der kommenden Spiele auf beiden Konsolen verfügbar sein wird. Dritthersteller liefern etwa 70 bis 80 Prozent aller Top-Games und Multiplattform-Werke wie "Destiny" und "The Division" sowie die nächsten "FIFAs" und "Call of Dutys" werden mit großer Wahrscheinlichkeit auch die neue Konsolengeneration dominieren. Spannend zu beobachten sein wird hier, welche Sonderinhalte sich die Plattformbetreiber sich sichern können und, wie sehr Sony den Leistungsvorsprung der PS4 zu seinen Gunsten ausspielen können wird.

Bild: Xbox Live und PlayStation Plus
Foto: derStandard.at

Spielenetzwerke und Premiumdienste

Mit Xbox Live und dem PlayStation Network bieten XBO und PS4 weitgehend stabile und gute Infrastrukturen für Online-Mehrspielererlebnisse, das haben die Netzwerke bereits unter Xbox 360 und PS3 bewiesen. Auf beiden neuen Plattformen gibt es die Möglichkeit, Spieler direkt zu Multiplayer-Games einzuladen und Cross-Game-Chats mit mehreren Teilnehmern über einzelne Anwendungen hinaus zu führen. Gemeinsam haben Microsoft und Sony jetzt auch, dass man für Online-Begegnungen einen Premiumdienst abonnieren muss.

Xbox Live Gold kostet 60 Euro im Jahr und dient auch als Paywall für viele Apps, die Microsoft mit der Xbox One ausliefert. Dazu gehören etwa der Internet Explorer, SkyDrive oder Xbox Music. Ohne ein Abo bietet die Konsole nur wenige ihrer Multimedia-Anwendungen. Bei der PS4 ist dies nicht der Fall.

PlayStation Plus kostet 50 Euro im Jahr. Das stärkste Argument sind hier neben Online-Gaming die bereits von der PS3 und PS Vita bekannten Gratis-Games (zwei PS4-Spiele pro Monat) sowie Vergünstigungen auf Download-Inhalte und der Zugriff auf alle kostenlosen PS Plus-Spiele solange man die Mitgliedschaft aufrecht erhält. Microsoft ist in den vergangenen Jahren nachgezogen, bislang ist das Aufgebot an kostenlosen Werken für Xbox Live Gold-Mitglieder jedoch noch überschaubar und nicht sehr aktuell.

Second-Screen

Beide Konsolen binden per Apps Smartphones und Tablets in das Erlebnis ein. Aktuell schürfen die Hersteller noch an der Oberfläche, aber es ist praktisch, Profile und Shops und Game-Interaktionen von unterwegs aus machen zu können. Überlegter wirkt Microsofts Entscheidung, alle Spielinteraktionen in einer App namens SmartGlass zu bündeln. Sony bietet zwar auch eine PlayStation App, allerdings können Entwickler für jedes ihrer Spiele eine eigene App bereitstellen.

Was Sony exklusiv bietet, ist das Streaming von Games von der PS4 auf die PS Vita, was in den Tests bisher gut klappte. Fraglich ist, ob Sony und Microsoft eine ähnlich Funktion eines Tages auch für andere mobile Geräte bringen werden. Die Umsetzung für die PS Vita hat in jedem Fall den Vorteil, dass die Steuerung nur geringfügig angepasst werden muss.

Für welche Konsole entscheiden Sie sich?
Foto: Microsoft; Sony

Fazit: Welche Konsole für wen?

Ob PlayStation 4 oder Xbox One für einen besser geeignet sind, hängt von vielen Faktoren ab. Was möchte ich in erster Linie mit der Konsole tun, welche exklusiven Spielserien bevorzuge ich und ist es mir wichtig, dass ich auf der PS3 oder Xbox 360 erspielte Erfolge (Trophies, Achievements) in das Profil meiner nächsten Plattform mitnehme? Der Vererbungsaspekt ist hingegen insofern abgeschwächt, da weder die eine noch die andere Konsole Spiele der Vorgängersysteme unterstützen.

Sucht man vor allem eine Konsole zum Spielen, sprechen viele Argumente für die PS4. Dazu gehören vor allem die höhere Leistung der Hardware, die sich schon zu Beginn bei den schöneren Versionen diverser Multiplattform-Games bemerkbar macht, der vielseitigere Controller samt neuer Steuerungsmöglichkeiten und die guten Angebote des Premiumdienstes PlayStation Plus. Und nicht zuletzt ist die PS4 100 Euro günstiger als die XBO.

Will man ein Gerät zur multimedialen Beschallung, kann die Xbox One heute mit besseren Video- und Musik-Diensten sowie dem Online-Speicher SkyDrive und der Einbindung von TV-Inhalten Vorzüge für sich verbuchen. Wenngleich sie technisch nicht ganz auf dem Niveau der PS4 spielt, sehen die Spiele im Vergleich zur vorangegangenen Konsolengeneration ebenfalls weit besser aus und der neue Controller stellt eine gute Weiterentwicklung des bereits sehr starken Xbox 360-Controllers dar.

Man kann davon ausgehen, dass sowohl die Funktionen der PS4 als auch der Xbox One in den kommenden Jahren enorm vorangetrieben und viele der heute fehlenden Features noch Einzug halten werden. Nicht mehr änderbar ist die Hardware samt Controller. Sony wird für die Erweiterung seiner Zielgruppe vor allem beweisen müssen, dass die PS4 auch ein vielseitiges Multimediazentrum sein kann. Microsoft hingegen wird gut daran tun, stichhaltige Argumente für den beigelegten und preistreibenden Kinect-Sensor zu finden. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 8.12.2013)