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Rover "Yutu" kurz nach seinem ersten Kontakt mit der Mondoberfläche.

Foto: AP/Xinhua

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"Chang'e 3" schickte eine erste Postkarte aus der "Bucht der Regenbogen".

Foto: AP/Wang

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Kontrollraum der chinesischen Raumfahrtsbehörde

Foto: AP/China Out

Peking - Als dritter Nation der Erde ist China eine Mondlandung geglückt. Das unbemannte chinesische Raumschiff "Chang'e 3" setzte am Samstag um 14:11 Uhr MEZ in der "Bucht der Regenbogen" auf. Im Kontrollzentrum in Peking brach spontaner Jubel aus. Wenige Minuten später klappte die Sonde auch reibungslos seine Solarsegel aus und wurde mit Strom versorgt. Das Staatsfernsehen sprach von einem "historischen Augenblick". Bisher haben nur die USA und die frühere Sowjetunion eine Mondlandung unternommen.

Nach der erfolgreichen Landung rollte in der Nacht zum Sonntag das Mondfahrzeug "Jadehase" (Yutu) problemlos über eine Rampe auf die Oberfläche des Erdtrabanten (ein Video davon gibt es hier). Auf seiner Fahrt hinterließ der sechsrädrige Rover eine tiefe Spur im Mondstaub. Ein etwas unscharfes erstes Foto zeigt den "Jadehasen" am Fuße der Rampe.

Für das ehrgeizige chinesische Raumfahrtprogramm ist die Landung ein "großer Schritt in der Erforschung des Weltraums", wie das Staatsfernsehen kommentierte. Der Mondflug demonstriere die technologische Leistungsfähigkeit der zweitgrößten Wirtschaftsnation, auch wenn die letzte Mondlandung durch die sowjetische Sonde "Luna 24" 37 Jahre her ist. Die USA brachten 1969 erstmals einen Menschen auf den Mond. Im Apollo-Programm betraten zwölf amerikanische Astronauten bis 1972 die Mondoberfläche.

59 Bilder geschickt

Das Landemanöver klappte problemlos. In der elfminütigen Schlussphase steuerte sich "Chang'e 3" selbst. In rund 100 Meter Höhe schwebte das Raumschiff über der Oberfläche und suchte sich mit seinen Sensoren eine besonders geeignete, flache Landestelle aus. Während des Anfluges schickte die Sonde 59 Bilder von der Oberfläche zur Erde. Die Landung klappte, ohne viel Mondstaub aufzuwirbeln.

Der 140 Kilogramm schwere, sechsrädrige "Jadehase" soll drei Monate lang im Einsatz sein. Da die Temperaturen auf dem Mond bis auf minus 180 Grad fallen, wird das Gefährt über Batterien geheizt. Sonst drohe die Elektronik Schaden zu nehmen, schilderte der führende Berater des Mondprogramms, Ouyang Ziyuan, im Staatsfernsehen. Ein Radargerät soll die Mondkruste bis 100 Meter Tiefe erkunden. Eine Rückkehr mit Gesteinsproben plant China erst bei künftigen Mondflügen bis 2017.

"Nationales Prestige"

Der Erfolg seines bisher schwierigsten unbemannten Raumfahrtabenteuers sei ein internationaler Prestigegewinn für China, "der bedeutende geopolitische Auswirkungen und Vorteile hat", sagte die Expertin Joan Johnson-Freese vom US Naval College. "Wann immer eine Nation größere wissenschaftliche Anstrengungen mit einer globalen Zuschauerschaft unternimmt, geht es auch um Symbolismus und nationales Prestige", sagte ähnlich der Raumfahrt- und China-Experte Dean Cheng von der US-Denkfabrik Heritage Foundation in Washington.

Der Mondflug wird von der europäischen Raumfahrtagentur ESA unterstützt, deren Aktivitäten im Kontrollzentrum in Darmstadt zusammenlaufen. ESA-Bodenstationen rund um den Globus helfen bei der Kommunikation und liefern präzise Positionsbestimmungen. "Die ESA ist eine große Hilfe für diesen Flug", sagte der australische Raumfahrtexperte Morris Jones. "Ohne die Unterstützung gäbe es weniger Daten und eine schlechtere Abdeckung."

"Könnte China ohne die Hilfe auskommen? Durchaus möglich", sagte der Experte Cheng. "Aber das Risiko wäre höher, weil es voraussichtlich Ausfälle geben würde, wenn mal keine der chinesischen Stationen den Flug verfolgen kann."

Nach Mondfee benannt

China hat die Raumschiffe seines Mondprogramms nach der unglücklichen Mondfee "Chang'e" benannt. Einer Legende zufolge war sie vom Leben auf der Erde so enttäuscht, dass sie auf den Mond floh. Es gibt verschiedene Versionen der Sage - von der mündlichen Weitergabe der Geschichte über die Gedichte der Tang Dynastie bis hin zu heutigen Bearbeitungen. Aber jeder Chinese kennt die Mondfee.

In früheren Zeiten erzählten die Menschen, "Chang'e" habe Wolken als Fähre zum Mond genutzt. Oft wird gesagt, sie sei vor einem tyrannischen Ehemann geflohen, der mit eiserner Hand über sein Reich geherrscht habe. Dies machte sie auch zur Heldin von Kleinbauern. Nach einer anderen Sage war sie unglücklich verliebt und nahm einen Zaubertrank. Der machte sie so leicht, dass sie der Erde entglitt.

Jeden September wird die Fee in einem großen Fest - dem Mondkuchen-Tag - landesweit gefeiert. Liebespaare essen runde Kuchenstückchen, während sie gemeinsam zum Vollmond blicken. Nach der Mondkuchen-Legende war "Chang'e" mit einem kaiserlichen Bogenschützen verheiratet, der neun von zehn Sonnen am Himmel abschießen sollte. Er wurde mit einem Zaubertrank für Unsterblichkeit belohnt, den jedoch seine wunderschöne Frau trank und daraufhin zum Mond entschwebte.

Der Geschichte nach sitzt die Mondfee mit einem weißen Hasen auf dem Erdtrabanten. In einer Online-Umfrage haben drei Millionen Chinesen deswegen das Mondfahrzeug "Jadehase" (Yutu) getauft. (APA/red, derStandard.at, 13.12.2013)