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Michail Chodorkowski im Mauermuseum in Berlin.

Foto: AP/Michael Sohn

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Chodorkowski mit der Direktorin des Museums Alexandra Hildebrandt. Vor der Pressekonferenz hatte er noch Zeit für eine Führung durch die Ausstellung.

Foto: REUTERS/Thomas Peter

Berlin – Blitzlichter, Kameras, Fotoapparate: Es war ein unglaubliches Gedränge im Mauermuseum am Checkpoint Charlie in Berlin. Dort trat gegen 13 Uhr der freigelassene Putin-Gegner Michail Chodorkowski vor die versammelten Journalisten. Nach der Begrüßung durch die sichtlich nervöse Museumsdirektorin Alexandra Hildebrandt war Chodorkowski am Wort. Der 50-jährige ehemalige Geschäftsmann, der die vergangenen zehn Jahre im Gefängnis oder in Lagerhaft verbracht hatte, bedankte sich bei allen, die an seiner Freilassung beteiligt waren. Chodorkowski: "Mein Ziel heute ist es, Danke zu sagen. Wenn es nicht die Anstrengung Vieler gegeben hätte, wäre ich heute nicht hier." Namentlich erwähnte er den ehemaligen deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher, der eine wesentliche Rolle bei den diplomatischen Verhandlungen zu seiner Freilassung hatte, und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Für kurzes Schmunzeln unter den Anwesenden sorgte Chodorkowski, als er die Kommunikationskanäle Facebook und Twitter erwähnte: "Das ist für mich alles ganz neu."

"Kampf um die Macht ist nicht mein Ding"

Chodorkowski betonte, er will nicht als Symbol dafür stehen, dass es in Russland keine politischen Gefangenen mehr gibt. Sondern er wolle vielmehr ein Symbol dafür sein, dass die Befreiung von politischen Gefangenen möglich sei. "Ich werde daran weiterarbeiten, dass es keine politischen Gefangenen mehr gibt", sagt Chodorkowski. Das sei aber nicht gleichbedeutend mit politischem Engagement in seinem Heimatland. Und er betonte erneut: "Ich habe nicht vor, politisch aktiv zu werden. Ich habe, vor gesellschaftlich aktiv zu werden. Der Kampf um die Macht ist nicht mein Ding."

Wie lange er in Deutschland bleiben wird ist noch nicht klar. Er ist erst seit 36 Stunden in Freiheit und muss die weitere Vorgehensweise erst mit seiner Familie klären. Das Visum für Deutschland gilt ein Jahr. Eine Rückkehr nach Russland ist derzeit aber nicht absehbar. Eine Klage, die ihm Strafzahlungen von 500 Millionen US-Dollar Strafe auferlegt, müsse erst zurückgenommen werden. Solange das nicht der Fall sei, könnte die Ausreise Chodorkowskis gefährdet sein.

Erneut stellte Chodorkowski klar, er habe kein Schuldbekenntnis als Voraussetzung für die Gewährung seines Gnadengesuchs abgeben müssen. Seine Anwälte haben ihm Mitte November mitgeteilt, dass Putin einem Gnadengesuch zustimmen werde, auch wenn dieses kein Schuldbekenntnis beinhalten werde.

Diplomatisch zu Sotschi

Die Frage, ob er Politikern empfehlen könne, die Olympischen Spielen in Sotschi zu besuchen, beantwortete Chodorkowski sehr diplomatisch. Die Veranstaltung sei ein Fest des Sports für viele Menschen, das nicht verdorben werden soll. Es müsse aber auch nicht zum persönlichen Fest von Putin werden. (mka, derStandard.at, 22.12.2013)