Der Kinder- und Jugendbuchautor Thomas Brezina wohnt in Wien-Liesing. Warum das Feng-Shui-Haus sein Leben veränderte und weshalb er Hemden und Bücher in doppelter Ausführung besitzt, erfuhr Wojciech Czaja.

"Das Kaminkammerl ist das Zentrum des Hauses. Hier fühle ich mich am wohlsten. Eigentlich vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht Feuer mache, sofern ich natürlich Zeit dafür habe. Hier stehen auch ein paar Mitbringsel von meinen Reisen sowie Fotos und Zeichnungen meiner Familie und meiner Freunde. Ein Highlight ist das versteinerte Dinosaurier-Ei, das ich vor vielen Jahren einmal in einem Auktionshaus ersteigert hab. Zum Glück gibt es weltweit genug Funde, sodass man sich so ein Ei durchaus leisten kann.

"Ich bin reingekommen und wusste in der Sekunde: Das ist es!" Thomas Brezina in seinem Haus, das – wie sich herausstellen sollte – sein Leben veränderte.
Foto: Lisi Specht

Das Haus stammt von den Wiener Architekten henke und schreieck und wurde für einen chinesischen Bauherrn geplant. Daher entspricht der Grundriss bis ins letzte Detail sämtlichen Feng-Shui-Kriterien. Gebaut wurde das Haus 1989. Ich bin damals regelmäßig an der Baustelle vorbeigefahren und habe dem Haus förmlich beim Wachsen zugeschaut. Nachdem der Bauherr kurz nach Fertigstellung ins Ausland versetzt wurde, stand das Haus dann zum Verkauf. Ich bin reingekommen und wusste in der Sekunde: Das ist es! Das Haus und ich, wir hatten einfach dieselbe Wellenlänge.

Die Räume haben eine unglaubliche Leichtigkeit und Luftigkeit. Besonders gut gefällt mir das viele Holz. Das strahlt eine gewisse Wärme aus. Gleichzeitig hat das Haus aber auch eine gewisse Klarheit, die ich zum Arbeiten brauche, denn in meinem Kopf geht es, wenn ich mich richtig intensiv mit meinen Buchfiguren beschäftige, ohnehin schon ziemlich rund zu. Dieses Haus ist für mich – ich glaub, das kann man so sagen – ein richtiger Kraftort. Man kann dran glauben oder nicht, aber ich für meinen Teil kann nur sagen, dass sich mit dem Einzug mein Leben dramatisch verändert hat. Das war der Startschuss für meine Karriere. Im selben Jahr ist mein allererstes Buch 'Rätsel um das Schneemonster' erschienen.

Mittlerweile aber, muss ich zugeben, schreibe ich meine Bücher nicht mehr hier in Wien, sondern meist in meiner Londoner Wohnung, wo ich den Großteil des Jahres verbringe. Ich habe dort eine Dachwohnung in Covent Garden, in einem 120 Jahre alten Haus, mit offenen Balken, Ziegelmauer und Kamin. Die Wohnung schaut zwar ganz anders aus, letztendlich aber sind die beiden Wohnungen dann doch wieder sehr ähnlich.

Die meisten Bilder an der Wand stammen von mir. Das sind digitale iPad-Bilder. Die Idee dazu hatte ich, als ich in London eine Ausstellung von David Hockney gesehen habe. Da waren seine Bilder ausgestellt, die er auf dem iPad erstellt. Ich habe mich erkundigt, auf welcher App er arbeitet, und mache jetzt eigentlich das Gleiche, allerdings lasse ich die Motive auf Leinen ausdrucken. Außerdem habe ich mir jetzt eine App installiert, über die ich die Beleuchtung und Fußbodenheizung fernsteuern kann. Das heißt also: Wenn ich in London zum Flughafen fahre, schalte ich bereits die Heizung ein. Wenn ich ankomme, ist es bereits warm.

Auch sonst bin ich ein ziemlich koordinierter Mensch – was auch sehr wichtig ist bei diesem vielen Hin- und Herpendeln zwischen Wien und London. Ich reise nie mit Gepäck, sondern immer nur mit Schultertasche und Laptop. Die wichtigen Alltagsgegenstände sowie meine gesamte Garderobe habe ich doppelt. Ich habe also Wienhemden und Wienbücher sowie Londonhemden und Londonbücher. Das ist bequem und spart mir das Nachdenken. Allerdings habe ich in Wien mehr Sakkos in meinem Schrank hängen, denn erstens nehme ich hier mehr offizielle Anlässe wahr, und zweitens ist das Leben in London viel legerer. Kein Vergleich! Daher ist London, um ehrlich zu sein, in meinem Herzen eine Art zweite Heimat geworden." (DER STANDARD, 28.12.2013)