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Werden Blutverdünner und Antibiotika gleichzeitig eingenommen, ist das Risiko für eine Blutung bis zu fünfmal so hoch.

Foto: dapd, Pete Seidel

Köln - Wer auf Blutverdünner angewiesen ist und gleichzeitig Antibiotika einnimmt, weist ein deutlich erhöhtes Blutungsrisiko mit notwendiger Krankenhauseinweisung auf. Zu diesem Ergebnis kam eine Forschungsgruppe der Uniklinik Köln. Für die Studie verwendeten die Wissenschaftler Krankenkassendaten von 24 Millionen Versicherten der deutschen AOK. Die Ergebnisse erschienen in "Thrombosis and Haemostasis". 

Ernsthafte Gefahr

Blutverdünner werden eingesetzt, um die Blutgerinnung zu verlangsamen, etwa bei Thrombosebildungen oder Herz-Rhythmus-Störungen wie Vorhofflimmern. Gleichzeitig geht mit der Einnahme dieser sehr häufig verschriebenen Mitteln aber auch ein verstärktes Risiko von Blutungen einher, die als schwere Nebenwirkung anzusehen sind. Das Blutungsrisiko kann durch zusätzliche Einnahme anderer Mittel wie Antibiotika noch zusätzlich erhöht werden und stellt damit ernsthafte Gefahren für den Patienten dar.

Die Autoren konnten nachweisen, dass je nach Art des Antibiotikums das Blutungsrisiko zwei bis fünf Mal so hoch ist verglichen mit Patienten, die kein Antibiotikum erhalten haben. Des Weiteren konnten aufgrund der Größe der Studie erstmals auch Risiken für selten verschriebene Antibiotika berichtet werden.

Wechselwirkungen zwischen Antibiotika und Blutverdünnern sind zwar bekannt, doch offensichtlich werden sie bei der Therapie im Praxisalltag noch nicht ausreichend berücksichtigt. Als Konsequenz sollte bei Patienten, die Blutverdünner erhalten und ein Antibiotikum benötigen, die Therapie engmaschig kontrolliert werden. Wenn möglich, sollte auf Antibiotika zurückgegriffen werden, die mit niedrigeren Blutungsrisiken einhergehen.

Die Publikation ist insbesondere für Deutschland von großer Bedeutung, da im Gegensatz zu vergleichbaren internationalen Studien die dort verschriebenen Blutverdünner untersucht wurden. Laut Untersuchungsleiter Sascha Abbas lassen sich die Ergebnisse aber auch auf Österreich übertragen, weil wie in Deutschland auch hier Phenprocoumon als Blutverdünner zum Einsatz kommt. Die Routinedaten der Krankenkasse würden es ermöglichen, im Gegensatz zu Daten aus klinischen Studien, den "realen" Versorgungsalltag ohne Verzerrungen abzubilden. (red, derStandard.at, 16.1.2014)