Auf den ersten Blick scheint es eindeutig: Die Motorola-Episode war für Google ein einziger finanzieller Reinfall. Vor zwei Jahren um 12,5 Milliarden US-Dollar gekauft, hat Google den Mobiltelefonhersteller nun um gerade einmal 2,9 Milliarden an die chinesische Lenovo weitergereicht.
Nachgerechnet
Doch nicht so schnell meint die New York Times, und rechnet vor, dass Googles Geschäft nicht gar so schlecht war, wie es zunächst den Anschein macht. So wird gerne vergessen, dass Google beim Kauf von Motorola Mobility drei Milliarden US-Dollar an Barreserven sowie eine Milliarde Steuerguthaben mitübernommen hat Damit bleibt ein realer Kaufpreis von 8,5 Milliarden US-Dollar.
Reste
Zudem hat Google zwischenzeitlich das Settop-Geschäft um 2,4 Milliarden verkauft. Rechnet man dann noch den jetzigen Verkaufspreis ein, bleiben rund 3,2 Milliarden, die Google für den jetzt beim Konzern verbleibenden Rest bezahlt hat. Dazu zählen vor allem rund 15.000 Patente. Zudem behält sich Google aber auch die "Advanced Technology and Projects"-Abteilung von Motorola, die an neuen Konzepten wie dem modularen Smartphone arbeitet. Wie viele bisherige Motorola-MitarbeiterInnen bei Google verbleiben, ist derzeit noch unklar.
Einschätzung
Wie erfolgreich man Googles Motorola-Episode beurteilt, hängt also nicht zuletzt davon ab, wie hoch man den Wert der Patente ansetzt. Google selbst klassifizierte diesen im Vorfeld der Motorola-Übernahme einst mit 5,5 Milliarden US-Dollar. Der reale Wert dürfte aber unter den ursprünglichen Hoffnungen von Google liegen. Immerhin hatte der Konzern einst Motorola Mobility vor allem deswegen übernommen, um Android besser vor Klagen zu schützen. Ein Strategie, die bisher nur begrenzt aufgegangen ist. Zudem muss auf der negativen Seite verbucht werden, dass die Motorola-Tochter Google jedes Quartal mehrere hundert Millionen US-Dollar laufende Verluste bescherte.
Zufriedenheit
Die Börse scheint jedenfalls mit dem Weiterverkauf von Motorola zufrieden zu sein, die Google-Aktie hat im nachbörslichen Handel um 2,6 Prozent zugelegt. Für Donnerstag Abend werden die aktuellen Quartalszahlen von Google erwartet. (apo, derStandard.at, 30.01.14)