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Schneeräumarbeiten am Samstag in Obertilliach in Osttirol.

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Soldaten des Bundesheeres helfen beim Schneeschaufeln in Fürnitz in Kärnten.

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Lienz/Innsbruck/Klagenfurt - Nach den massiven Schneefällen in den vergangenen beiden Tagen hat sich die Situation im Süden Österreichs leicht verbessert. In Osttirol und in Kärnten hat sich die Lawinensituation am Sonntag etwas entspannt. Die Experten des Landes Tirol sprachen von der Stufe "3" auf der fünfteiligen Gefahrenskala, in Kärnten steht sie zum Teil noch auf "4". Der Niederschlag in der Nacht zum Sonntag fiel etwas geringer aus als erwartet.

Entwarnung könne allerdings noch nicht gegeben werden, sagte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) im Anschluss an eine Sitzung des Krisenstabes, aber "es gibt eine leichte Entspannung. Ich bitte die Bevölkerung, mit der Vorsicht nicht nachzulassen", so Kaiser. Rund 1.200 Einsatzkräfte - darunter etliche Soldaten des Bundesheeres - waren mit dem Wegschaufeln der Schneemassen beschäftigt.

In Kärnten gab es auch am Sonntag Probleme mit der Stromversorgung. Am Vormittag waren 3.000 Haushalte - diesmal jedoch vornehmlich in Unterkärnten - ohne Strom. Am frühen Nachmittag waren es noch 1.200 Haushalte. "Wir arbeiten mit 150 Monteuren an der Behebung der Schäden", sagte der Sprecher des Kärntner Energieversorgers Kelag, Josef Stocker, zur APA.

Bis zu 7.000 Haushalte in der Steiermark betroffen

In der Steiermark schwankte die Zahl stromloser Haushalte am Sonntag zwischen 4.000 und 7.000. Laut dem Energieversorger Energie Steiermark liegt die Ursache in unzähligen Bäumen, die aufgrund der schweren Schnee- und Eislasten auf die Stromleitungen gefallen waren.

Am Nachmittag waren mehr als 100 Mitarbeiter unterwegs, um die betroffenen Haushalte wieder ans Stromnetz anzubinden. Aufgrund der oftmals schwer erreichbaren Leitungsschäden wie zum Beispiel im südweststeirischen Almgebiet, gestalte sich die Wiederherstellung teilweise sehr zeitaufwendig. Neben den mehr als 100 eigenen Leuten gehe man nun auch daran, Fremdfirmen zu engagieren. "Wir erwarten bis morgen früh keine Entspannung", so der Sprecher des Energieversorgers, Urs Harnik.

Bahnstrecke in Leibnitz bleibt gesperrt

Im steirischen Bezirk Leibnitz bleibt die Bahnstrecke zwischen Leibnitz und Spielfeld bis voraussichtlich Montagabend gesperrt. Die Behebung des Oberleitungsschadens werde durch weitere stürzende Bäume erschwert, teilte ÖBB Pressesprecher Christoph Posch Sonntagnachmittag mit. Ein Schienenersatzverkehr wurde bereits Sonntagfrüh eingerichtet. Ursprünglich wollte man den Streckenabschnitt Sonntagnachmittag wieder freigeben. Im Laufe des Tages habe Eisregen die Situation jedoch verschärft: Weitere Bäume konnten der Schneelast nicht statthalten.

"Die Bäume fallen nach und nach um. Das erschwert die Arbeit. Aus Sicherheitsgründen bleibt die Sperre bis Montagabend, 18.00 Uhr aufrecht", so Posch. Durch die Streckenunterbrechung werde Montagfrüh "mehrere hundert Menschen", so Posch, auf den Schienenersatzverkehr umsteigen müssen.

Feuerwehr im Einsatz, Gratis-Streusalz

Auch in Tirol blieben einige Orte weiter von der Außenwelt abgeschnitten. Straßensperren vor allem im Bezirk Lienz blieben vorerst aufrecht. Die "Tinetz AG" meldete keine  Probleme bei der Stromversorgung in Osttirol.

Das eisige Wetter sorgte hingegen für Beschäftigung in Spitälern und bei Feuerwehren. Allein im Burgenland wurden 21 Personen nach Stürzen wegen gefrierenden Regens und Glatteis mit der Rettung ins Krankenhaus gebracht. Vor allem Prellungen, Knochenbrüche und Gehirnerschütterungen mussten behandelt werden, berichtete die Landessicherheitszentrale Burgenland. In 25 Fällen mussten Feuerwehren ausrücken, um von der Fahrbahn abgekommene Fahrzeuge zu bergen.

Um die gefährliche Glatteissituation in Graz zu mildern, ist am Sonntagnachmittag vom Bürgermeister der der steirischen Landeshauptstadt die kostenlose Streumittelabgabe an Privatpersonen angeordnet worden. Das Streusalz-Splittgemisch könne in Haushaltsmengen an Privatpersonen bis 22.00 Uhr am Stützpunkt der Holding Graz, sowie voraussichtlich an weiteren Standorten abgeholt werden, hieß es in einer Aussendung der Holding. Nachdem bereits Samstagfrüh das Salzstreuverbot auf Gehsteigen bis auf Weiteres aufgehoben worden war, sei es schon bald zu einer verstärkten Nachfrage an Streumittel vonseiten der Bevölkerung gekommen, begründete Holding-Sprecher Enrico Radaelli auf APA-Anfrage die Maßnahme.

Tauernstrecke noch gesperrt

Bei der ÖBB hat sich die Situation im Vergleich zu den Vortagen entspannt. Zwischen Villach und Lienz in Osttirol verkehrten die Züge wieder planmäßig. Die Niederschläge sollen bis Montagfrüh abklingen. Seitens der ÖBB blieben die Tauernstrecke und die Strecke nach Italien sowie die Abschnitte ins Gailtal bzw. durchs Rosental vorerst gesperrt. Für Fernreisende wurde ein Schienenersatzverkehr zwischen Bischofshofen ind Salzburg und Villach eingerichtet. Ab 11.00 Uhr sollten Intercitybusse Reisende von Villach in Richtung Italien bringen. Die Strecke von Villach nach Jesenice in Slowenien war offen, in Slowenien war am Sonntag jedoch der Binnenverkehr der Bahn wegen Eisregens weitgehend zusammengebrochen. Niederösterreichische Feuerwehrleute werden Montagfrüh in das südliche Nachbarland ausrücken.

Auch der Zugverkehr auf der ÖBB-Strecke im steirischen Bezirk Leibnitz zwischen Leibnitz und Spielfeld war seit Sonntagfrüh unterbrochen, wie ein Sprecher der Bundesbahnen mitteilte. Grund seien umgestürzte Bäume, die einen Oberleitungsschaden verursacht haben. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet. Die Strecke sollte voraussichtlich bis 16.00 Uhr wieder freigegeben werden.

Für Autofahrer gab es auf den Hauptverkehrsverbindungen Kärntens weitgehend keine Probleme. Wegen umgestürzter Bäume infolge des Eisregens musste jedoch laut ÖAMTC der Loiblpass gesperrt werden. Im gesamten Südosten bestand Glatteisgefahr. Zwischenzeitlich geöffnet und wegen umgestürzter Bäume wieder gesperrt wurde die Straße ins Skigebiet Nassfeld. Nicht mehr passierbar waren auch der Plöckenpass und der Wurzenpass sowie die B 111 von Hart bis Kötschach. Das Lesachtal war seit Donnerstagabend nicht mehr erreichbar.

Warnung von Schneebrettlawinen

Laut Tiroler Lawinenwarndienst seien spontane Schneebrettlawinen aufgrund der zunehmenden Setzung und Stabilisierung der Schneedecke sowie des abnehmenden Windeinflusses eher unwahrscheinlich. Die Gefahr gehe zunehmend von Gleitschneelawinen aus, die auf steilen Wiesenhängen abgleiten könnten. Im Südosten Kärntens wurde die Lawinenwarnstufe von "5" auf die Stufe "4" gesenkt. Hubschrauber des Bundesheeres, die sich wegen einer geplanten Luftlandeübung in Kärnten befänden, seien für Extremfälle in Bereitschaft. Derzeit würden in ganz Kärnten insgesamt 1.200 Einsatzkräfte arbeiten.

In Nordtirol bestand zumindest oberhalb der Waldgrenze erhebliche Lawinengefahr, in den südlichen Stubaier Alpen sei die Gefahr allgemein erheblich und wurde von den Experten "in Grenznähe zum Hauptkamm als durchwegs kritisch bezeichnet".

Für Sonntag wurden eher geringe Neuschneemengen prognostiziert. Der Montag wird für die Pflichtschulkinder der Bezirke Hermagor und Spittal sowie der Gemeinde Bad Bleiberg (Bezirk Villach Land) schulfrei bleiben. Sollten dennoch Kinder in die Schulen kommen, ist das auch kein Problem. "Es wird überall eine Schulaufsicht gewährleistet sein", sagte Peter Kaiser. Aber auch in den übrigen Landesteilen wird den Eltern freigestellt, ob sie ihren Nachwuchs in die Schule schicken. "Wenn Eltern meinen, dass der Schulweg zu gefährlich ist, können sie die Kinder zu Hause lassen, das ist rechtlich gedeckt", erklärte der Landeshauptmann. 

Aussichten entspannt

Die Wetteraussichten für den Wochenbeginn versprechen weitere Entspannung. Im Süden wird zwar laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) weiterhin Schnee fallen, aber nur "etwas", also nicht mehr in Mengen wie in den vergangenen Tagen. Im Norden macht sich Föhn bemerkbar.

Am Montag stauen sich südlich des Alpenhauptkammes bis nach Oberkärnten weiterhin dichte Wolken, es regnet oder schneit zeitweise. Die Schneefallgrenze liegt dabei zwischen 700 und 1.200 Meter Seehöhe. Auch im Südosten und Osten halten sich Hochnebel oder hochnebelartige Bewölkung hartnäckig. Zeitweise sonnig und leicht föhnig ist es an der Alpennordseite. Der Wind weht in Föhnstrichen, im östlichen Flachland sowie im oberösterreichischen Zentralraum recht lebhaft aus Ost bis Süd. Die Frühwerte liegen bei minus sechs bis plus ein Grad, die Tageshöchstwerte je nach Nebel oder Föhn bei minus zwei bis plus elf Grad.

Am Dienstag bleibt es in den südlichen Staulagen bis nach Kärnten dicht bewölkt und es regnet oder schneit. Die Schneefallgrenze liegt dabei zwischen 500 und 800 Meter Seehöhe. Weiter im Südosten und Osten halten sich Nebel, Hochnebel oder hochnebelartige Bewölkung zäh und sorgen für trübes Wetter, hier bleibt es aber meist trocken. Föhnig aufgelockert und zeitweise sonnig ist es hingegen an der Alpennordseite. Der Wind weht oft nur schwach, in Föhnstrichen sowie im östlichen Flachland hingegen lebhaft bis stark aus Südost bis Süd, mit Temperaturen von minus sechs bis plus drei Grad in der Früh und je nach Nebel oder Föhn minus zwei bis plus zwölf Grad am Tag. (APA/red, derStandard.at, 2.2.2014)