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Geflügel auf einem Markt in Hongkong. Wenn Tier und Mensch eng zusammenleben, kann es relativ zum Überspringen von Viren kommen.

Grafik: APA/EPA/ALEX HOFFORD

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Ansteckungswege zwischen Wildtieren, Haustieren und Menschen.

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Die Evolution spielt beim Aufkommen neuer Grippe-Viren Roulette: Durch Neukombination der Erbsubstanz verschiedener Virusstämme (Re-Assortment) - auch aus verschiedenen Tierarten - tauchen neue Influenza-Erreger auf. Die derzeit in China immer wieder Menschen infizierenden A(H7N9)- und A(H10N8)-Viren stammen von Geflügel.

Ostasien gilt als klassische Brutstätte für neue Influenza-Viren: Ein Reservoir für Erreger sind etwa in Reisfeldern lebende Wasservögel. Hausgeflügel wird über Exkremente infiziert. Das Hausschwein wiederum ist für Grippeerreger von Vögeln und vom Menschen ein idealer Wirt mit Co-Infektionen, im Rahmen derer ein Gen-Reassortment (Vermischung oder Neuverteilung, Anm.) geschehen kann.

"Geflügelpest"

Wenn dann noch Tier und Mensch eng zusammenleben, ist es relativ einfach, dass es zum Überspringen von Viren kommt. A(H5N1), die Erreger der "Vogelgrippe" vor einigen Jahren, wurden vor allem durch engen Kontakt zwischen Mensch und Geflügel übertragen, ganz selten auch von Mensch zu Mensch.

Die Zahl der möglichen Varianten ist praktisch unbegrenzt. Es kommt auf die Kombination von Veränderungen bei den beiden Virus-Oberflächenbestandteilen Hämagglutinin (H) und Neuraminidase (N) an. In der Tierwelt gibt es 16 Hämagglutinin-Varianten (H1 bis H16) und neun Neuraminidase-Varianten (N1 bis H9). Beim Menschen pathogen (krankheitserregend, Anm.) sind bisher H1 und H3 sowie N1 und N2.

Die H7-Influenza-Viren - zu denen auch das in China seit vergangenem Jahr vermehrt durch Infektionen bei Menschen registrierte A(H7N9)-Virus zählt - sind vor allem aus der Welt der "Geflügelpest" bekannt. Bei den Veterinärmedizinern wird zwischen hoch pathogenen (für die Tiere) und weniger pathogenen Stämmen unterschieden.

Infektionsrisiko nur bei engem Kontakt

Menschen werden nur bei einem engen Kontakt mit Geflügel infiziert. Bisher traten Infektionen durch A(H7N1)-, A(H7N2) und A(H7N3) auf, die Betroffenen litten aber nur an Augen-Bindehautentzündung. Durch A(H7N7) gab es in den Niederlanden einen Todesfall. Es handelte sich um einen Tierarzt, der eine Behandlung mit einem ursächlich gegen die Influenza wirkenden Neuraminidase-Hemmer ("Tamiflu" oder "Relenza") verweigerte.

2003 waren wegen einer Geflügelpest-Epidemie durch A(H7N7) in den Niederlanden, in Deutschland und in Belgien rund 30 Millionen Hühner getötet worden. Es kam zu 80 Infektionen bei Menschen, nur in drei Fällen konnte eine Übertragung von Mensch zu Mensch belegt werden.

Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist auch das entscheidende Faktum für das Entstehen einer Influenza-Pandemie, wie es 2009/2010 bei der "Schweinegrippe" A(H1N1) geschah. Laut Forschungen dürfte dieses Virus mit hoher Infektiosität beim Menschen, aber relativ geringer Gefährlichkeit trotz Todesfällen und schweren bis schwersten Verläufen, durch eine Neukombination zwischen Schweine-Viren aus Eurasien und Nordamerika entstanden sein. (APA/red, 4.2.2014)