Wien - Michael Tillian, seit 2014 gemeinsamer Geschäftsführer von "Presse" und "Wirtschaftsblatt", beginnt die nächsten, drastischen Sparmaßnahmen. Rund 30 Jobs weniger wurden beim "Wirtschaftsblatt" am Mittwoch intern kommuniziert - die ursprünglich hier gewählte Formulierung war formal nicht korrekt: "Wir streben mit allen Mitarbeitern einvernehmliche Lösungen an."

Die Redaktion zählte etwas mehr als 60 Mitarbeiter. Ein Sozialplan ist Thema, aber bisher nach Infos aus der Belegschaft noch nicht fixiert. Tillian: "Es wird einen Sozialplan geben, mit dem wir soziale Härten abfedern."

Die verbleibende Redaktion zieht in einen Raum gegenüber dem Wirtschaftsressort der "Presse", hinter einer großen Glasscheibe. Von den laufenden Umbauarbeiten in den Räumen der "Presse" für ihren Einzug erfuhr die Belegschaft des "Wirtschaftsblatts" zuletzt nebenbei vom neuen Co-Chefredakteur Gerhard Hofer in einer Betriebsversammlung.

Hofer führt das "Wirtschaftsblatt" künftig als Co-Chefredakteur von Eva Komarek, bis zum Abschied von Esther Mitterstieler deren Vizechefredakteurin beim "Wirtschaftsblatt". Hofer bleibt neben seiner Führungsfunktion beim Schwesterblatt Ressortleiter Wirtschaft der "Presse" neben Hanna Kordik.

Protest gegen "rücksichtslose Vorgehensweise"

Betriebsrat und Redakteursausschuss der "Presse" protestierten mit einem Schreiben an Tillian gegen den Umgang mit Mitarbeitern des "Wirtschaftsblatts" im Zuge des "Fusionsprojekts". Sie werfen dem Management eine "rücksichtslose Vorgehensweise" und Umgehung der Vertretungsgremien vor. Das weist Tillian auf Anfrage entschieden zurück: "Vorstand, Geschäftsführung, Chefredaktion und Führungskräfte, aber auch Betriebsrat und Redaktionsausschuss waren in das seit Monaten laufende Projekt breit eingebunden und informiert. Es haben viele Gespräche stattgefunden. Ich habe im Herbst allen Mitarbeitern in beiden Häusern Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen gegeben. Es wurde niemand übergangen."

Markus Mair, seit Herbst Vorstandschef von Mutterkonzern Styria, sagte zuletzt der "Presse": "Ich verstehe, wenn man als Journalist das Gefühl hat, dass ein Unternehmen ausschließlich wirtschaftlich getrieben ist. Bei uns ist das nicht der Fall." Gehe wirtschaftliche Unabhängigkeit verloren, "gibt es irgendwann das Produkt nicht mehr". Mair: "Etwas Neues zu machen soll nicht nur negative Gefühle auslösen. Was wir mit dem 'Wirtschaftsblatt' vorhaben, ist spannend: Wir wollen eine Zeitung für neue Leser und Zielgruppen öffnen."

In der "Kleinen Zeitung" der Styria kündigte er auch an, der Konzern müsse bei seinen Medien in Slowenien "strategisch" "etwas unternehmen".

Update: "Thematisch und räumlich eng"

Am Donnerstag folgte die offizielle Stellungnahme des Verlags: "Die zwei Redaktionen bleiben weiterhin getrennt und unabhängig bestehen; dabei wird das 'Wirtschaftsblatt' künftig thematisch und räumlich eng mit dem 'Economist', dem Wirtschaftsressort der 'Presse', zusammenarbeiten." Sie bildeten zusammen das "größte Redaktionsnetzwerk für Wirtschaft" im Land. Der Anzeigenverkauf werde ebenfalls zusammengelegt. Wie berichtet vermarktet der Verlag nun Kombinationspakete seiner Titel. (red, DER STANDARD, 20.2.2014, online ergänzt)