Flanieren auf der Mariahilfer Straße: Große Handelsbetriebe hoffen auf einen positiven Ausgang der Befragung. 

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Mayer-Heinisch: "Handel ist bereit mitzutun."

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Wien - Der Handelsverband als freiwillige Interessensvertretung von etwa 150 größeren Betrieben mag nicht groß in der Mitgliederzahl sein. Dennoch zählt der Verband etwa mit C&A, Vögele, Deichmann, Fielmann, Palmers, Peek&Cloppenburg oder auch Salamander viele nicht unwesentliche Mitglieder in seinen Reihen, die unmittelbar vom Umbau der Mariahilfer Straße betroffen sind. Als deren Sprachrohr hat sich Handelsverbandspräsident Stephan Mayer-Heinisch - spät, aber doch - festgelegt. "Wir lieben Fußgängerzonen. Nur braucht es für einen Erfolg eine professionelle Umsetzung."

Im Fall der Mariahilfer Straße sei die professionelle Frage auf eine politische Ebene gehoben worden. Daran trage die rot-grüne Stadtregierung Schuld. Das hätten aber genauso die ÖVP sowie die Wirtschaftskammer (WK) mitzuverantworten. Die ungeschickte Einführung des Testbetriebes sowie die medial aufgeheizte Stimmung würden ihr Übriges dazu beitragen. "Die Kunden sind jetzt schon verunsichert", sagt Mayer-Heinisch dem Standard. Die Folgen sind Umsatzrückgänge und Frequenzeinbußen.

Das sei aber nichts, was sich mit einem gut umgesetzten Projekt nicht noch reparieren ließe. "Der Handel ist total bereit, mitzutun." Es brauche jedenfalls neue Anreize für Kunden, den eine Fußgängerzone bieten könne. Der Handel ändere sich dramatisch. Gerade jetzt sei es wichtig, attraktive Marktplätze zu schaffen.

"Wissen, wie es funktioniert"

Mayer-Heinisch beklagt, dass größere Handelsbetriebe, die "in 20 oder mehr Fußgängerzonen sitzen und wissen, wie es funktioniert", bei der Konzeptentwicklung nicht gefragt wurden. Stattdessen liegt das Schicksal der Einkaufsstraße in den Händen der rund 49.000 stimmberechtigten Anrainer des sechsten und siebten Bezirks. Bis 7. März wird abgestimmt, die Ergebnisse sollen am 10. März vorliegen.

Dabei sind laut Mayer-Heinisch rund 62 Prozent der Kunden in den Geschäften der Mahü keine Anrainer der beiden Bezirke. "Das ist ein Wien-Thema und keines von zwei Bezirken." Wieso sich der Handelsverband mit Bauchweh und vielen "aber" jetzt dennoch öffentlich für das grüne Prestigeprojekt starkmacht, erklärt Mayer-Heinisch mit der Gefahr eines negativen Ausgangs der Befragung. "Es wurde die richtige Idee und die richtige Straße dazu ausgewählt. Vielleicht waren wir ein bisschen zu zurückhaltend. Wir wollen die Fußgängerzone, und wir brauchen sie." Sonst sei ein gutes Projekt für zehn Jahre gestorben.

Vor knapp zwei Wochen hat Wiens WK-Präsidentin Brigitte Jank hingegen eine Umfrage präsentiert, wonach 70 Prozent der befragten Unternehmer das Projekt verkehrsberuhigte Mariahilfer Straße ablehnen. Mayer-Heinisch will das Ergebnis nicht kommentieren. Er weist aber darauf hin, dass auch die Mitglieder des Handelsverbandes wegen Nichteinbeziehung teilweise "verärgert, grantig, frustriert und böse" reagierten - aber auch das große Ganze im Hinterkopf behielten.

Bäckerstraße ohne Fuzo

Bei der Befragung im sogenannten "Bäckerstraßenviertel" in der Inneren Stadt sprachen sich 38 Prozent für die Beibehaltung der Wohnstraße und nur 22 Prozent für eine Fußgängerzone aus. Von 714 ausgeschickten Kuverts kamen 419 retour. 36 Prozent der retournierten Kuverts enthielten drei statt nur einem erlaubten Stimmzettel. (David Krutzler, DER STANDARD, 25.2.2014)