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Elfriede Jelinek (links) und Christiane Hörbiger befürchten "Eingriffe in die Qualität des Journalismus und einen kulturellen Kahlschlag".

Fotos: APA/epa/Schlager/Pfarrhofer

Wien - Mit einer großformatigen Werbeschaltung in Tageszeitungen haben sich Kunst- und Kulturschaffende am Dienstag an die ORF-Führung gewandt. Unter dem Motto "Retten wir das Funkhaus" protestieren sie gegen die drohende Aufgabe des Standortes in der Wiener Argentinierstraße. In die gleiche Kerbe schlägt eine Resolution des Betriebsrats der ORF-Marketingtochter OMC.

Für Künstler wie Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, Alfred Dorfer, Andre Heller oder Michael Köhlmeier ist das Funkhaus nicht nur "historisch bedeutsam, es ist jener Ort, an dem täglich Radio und Kultur geschaffen werden, seit Jahrzehnten", wie es in dem Sujet heißt. "Von Nachrichten und Dokumentationen über Hörspiele bis hin zu Lesungen und Konzerten. Ein Radio- und Kulturhaus im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Aufgabe dieses Standortes bedeutet Eingriffe in die Qualität des Journalismus und einen kulturellen Kahlschlag."

Unterzeichnerliste

"Gerade in diesen Fragen kann sich ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, wie der ORF, nicht hinter 'Kostengründen' verschanzen. Daher fordern wir die Verantwortlichen auf, ihre Entscheidung zu überdenken." Unterzeichnet wurde die Aufforderung weiters von Friedrich Achleitner, Eva Blimlinger, Delugan/Meissl, Electric Indigo, Valie Export, Wolf Haas, Maria Happel, Alice und Nikolaus Harnoncourt, Markus Hinterhäuser, Christiane Hörbiger, Angelika Kirchschlager, Konrad Paul Liessmann, Karl Markovics, Peter Matic, Robert Menasse, Dominique Meyer, Robert Meyer, Cornelius Obonya, Christoph Ransmayr, Lukas Resetarits, Michael Schottenberg, Franz Schuh, Skero, Dirk Stermann, Gerhard Tötschinger und Peter Turrini.

Ähnlich die ORF-Marketingtochter OMC: "Verkaufen Sie das Funkhaus nicht!", heißt es in einer an ORF-Führung und -Stiftungsrat übermittelten Resolution der Belegschaft, seien doch "nicht wieder rückgängig zu machende Schäden sowohl der ORF Radio-Kultur-Identität wie auch der Qualität und redaktionellen Unabhängigkeit des ORF Radiojournalismus" zu befürchten. Die örtliche Trennung des Radios von Radiokulturhaus und Radiosymphonieorchester (RSO) könnte bedeuten, dass "diese mittelfristig in Frage gestellt werden sollen".

Überdenken der "massiven Entscheidung"

"Nachdem uns bis dato keine genauen Angaben zu den geplanten work stations vorliegen, muss befürchtet werden, dass die geplante Maßnahme zum Abbau von Kolleginnen an allen ORF-Standorten missbraucht wird." Man stehe zwar zu einem modernen und zukunftsfähigen ORF, der Betriebsrat der OMC bezweifelt, dass dies mit einem Verkauf eines "gut funktionierenden und allseits anerkannten Standorts" bewerkstelligt werden könne. Entsprechend werden Geschäftsführung und Stiftungsrat zum Überdenken dieser "massiven Entscheidung" aufgefordert.

Widerstand gegen die Aufgabe des Standortes gibt es auf verschiedenen Fronten. Die Petition "Rettet das Funkhaus" kommt derzeit auf über 8.600 Unterzeichner. (APA/red, 25.2.2014)