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Die vietnamesische Zeitung Thanh Nien veröffenlichte dieses Bild, das Ölspuren auf der Wasseroberfläche zeigen soll

Foto: REUTERS/Trung Hieu/Thanh Nien Newspaper

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Screenshot von flightradar24.com, der den bislang bekannten Verlauf des Fluges MH370 von Malaysia Airlines zeigt.

Foto: AP Photo/flightradar24.com/Screenshot

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Grafik: APA

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Am 10. April 2012 kollidierte die Boeing 777 der Malaysia Ailines mit der Registrierungsnummer 9M-MRO auf dem Flughafen Pudong/Schanghai mit einer chinesischen Passagiermaschine. Das Foto zeigt das Flugzeug nach dem Unfall

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Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon)/Kuala Lumpur/Peking - Zwölf Stunden nach dem Verschwinden eines Flugzeugs der Malaysia Airlines war das Schicksal der 239 Menschen an Bord am Samstag noch immer ungewiss. Flugzeuge sichteten vor der Küste Vietnams einen kilometerlangen Ölteppich, sagte der stellvertretende Verkehrsminister Pham Quy Tieu. Schiffe und Flugzeuge aus China, Vietnam, Malaysia, Singapur und den Philippinen nahmen die Suche auf.

Gute Nachrichten gab es hingegen aus dem Außenministerium in Wien bezüglich eines Österreichers, dessen Name auf der Passagierliste aufgeschienen war. "Er ist wohlauf, gesund und in Österreich", sagte Sprecher Martin Weiss der APA. Dem Mann war vor rund zwei Jahren in Thailand der Reisepass gestohlen worden.

Zwei Stunden nach Start verschwunden

Die Maschine war auf dem Flug MH370 von der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur nach Peking unterwegs, als sie über dem Südchinesischen Meer ein bis zwei Stunden nach dem Start vom Radarschirm verschwand. China, Malaysia, Vietnam, Singapur und die Philippinen starteten eine große Suchaktion aus der Luft und zu Wasser nach dem Flugzeug.

An Bord waren nach Angaben von Malaysia Airlines zwölf Besatzungsmitglieder und 227 Passagiere aus insgesamt 14 Ländern. 154 Passagiere stammten aus China, aus Malaysia kamen 38 Passagiere und alle Besatzungsmitglieder. Aus Europa kamen ferner drei Fluggäste aus Frankreich und einer aus den Niederlanden. Laut chinesischen Medien befinden sich unter den chinesischen Passagieren ein Kalligrafie-Verein und zwei Babys.

Italiener nicht an Bord

Ein zunächst an Bord vermuteter Italiener war nicht in der Maschine. "Er lebt zum Glück und ihm geht es gut", sagte eine Sprecherin des italienischen Außenministeriums am Samstag. Der Mann rief aus Thailand seine Eltern an und versicherte ihnen, dass es ihm gut gehe, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Warum der Name des Italieners auf der Passagierliste des Fluges der Malaysia Airlines stand, war zunächst unklar. Laut Ansa wurde ihm im vergangenen Jahr sein Reisepass gestohlen.

Laut chinesischer Nachrichtenagentur Xinhua können auch altgediente und erfahrene Flugexperten keine Erklärung geben, warum die Boeing plötzlich und ohne jedes Kontaktsignal nach außen verschwunden war. Moderne Flugzeuge hätten mehrere Kommunikationssysteme, die unmöglich alle auf einmal ausfallen könnten. Die gelte selbst für Extremsituationen, etwa im Fall von Entführungen oder Unwettern. Dies mache den vermuteten Absturz nur noch rätselhafter.

Vor der vietnamesischen Insel Tho Chu soll es zuletzt Kontakt zum Flugzeug gegeben haben:


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Das letzte Signal von dem vermissten Flugzeug war in einem Gebiet rund 120 Seemeilen südwestlich der Provinz Ca Mau an der Südspitze von Vietnam aufgefangen worden. Danach gab es keinen Kontakt mehr. Die Maschine verlor den Kontakt zur Flugaufsicht eine Minute vor Erreichen des vietnamesischen Luftraums, sagten die vietnamesischen Behörden. Das Flugzeug soll sich zu dem Zeitpunkt vor der Insel Tho Chu befunden haben, hieß es.

Auch die USA werden bei der Suche nach dem vermissten Passagierflugzeug helfen. Ein Zerstörer der US-Marine mit zwei Hubschraubern an Bord sei auf dem Weg vor die vietnamesische Küste, teilte die 7. US-Flotte am Samstag mit. Das Schiff habe sich zu Übungszwecken in internationalen Gewässern im Südchinesischen Meer befunden und könne binnen 24 Stunden in der Region sein.

Zudem werde in Kürze ein US-Flugzeug mit besonderen Radaranlagen vom japanischen Militärstützpunkt Okinawa starten, um sich ebenfalls an der Suche zu beteiligen. Das US-Außenministerium teilte mit, nach bisherigen Erkenntnissen seien drei Amerikaner an Bord der Passagiermaschine gewesen.

Betreuung für Angehörige

Der Wettlauf gegen die Zeit wurde für die Angehörigen der chinesischen Passagiere am Sonnabend zur Tortur. Am Abend, mehr als zwölf Stunden nach der erwarteten Landung, hatten sie immer noch keine Nachricht. Chinesische Journalisten berichteten, dass einge der so lange Zeit im Ungewissen gelassenen, erschöpften und verzweifelten Angehörigen darauf mit Wutanfällen reagierten, andere Schwächeanfälle erlitten. Pekinger Behörden brachten die mehr als 120 Familienmitglieder und Verwandten im Lido-Hotel am Flughafen unter und schirmten sie vor Journalisten ab. Sie stellten auch medizinische Betreuung bereit.

"Ich hatte mehrere Freunde in dem Flugzeug", sagte ein Mann der Nachrichtenagentur dpa, wollte sich aber nicht weiter äußern. Der Malaysier Chuang Ken Fai wartete im Terminal 3 des Flughafens mehrere Stunden lang vergeblich auf zwei Freunde. "Die Mitarbeiter am Flughafen sagten mir, dass die Maschine nicht gestartet sei, aber ich konnte auf meinem Smartphone sehen, dass die Maschine in der Luft war", sagte der Mann der Nachrichtenagentur Xinhua.

In Peking war die Nachricht von der wahrscheinlichen Katastrophe banges Stadtgespräch, obwohl anfangs niemand Genaueres wusste. Die erste Nachricht, dass etwas passiert sein musste, kam um zehn Uhr Vormittag ausgerechnet von Chinas Außenminister Wang Yi. Der gab zu der Zeit am Rande des Pekinger Volkskongresses eine im Fernsehen live übertragene und von Millionen gesehene Pressekonferenz. Wang leitete  sie mit den Worten ein: "Wir sind sehr beunruhigt, weil der Kontakt der Flugkontrolle mit einer für Peking bestimmten Boeing abgerissen ist. Diese Nachricht verstört uns. Wir hoffen, dass alle an Bord sicher sind." China tue alles in seiner Macht stehende, um den Verbleib des Flugzeugs aufzuklären, sagte er.

Große Suchaktion nach Flugzeug

Chinas Staatschef Xi Jinping machte daraufhin die Notstandsmaßnamen zur Chefsache, verlangte von allen chinesischen Botschaften in den Anrainerländern, eng  mit den Behörden zusammenzuarbeiten. Rettungschiffe und Flugzeuge wurden an der südchinesischen Küste zusammengezogen und auf "Standby" gestellt, um sofort loszustarten, sobald feststeht, wo die verunglückte Boeing im südchinesischen Meer niedergegangen ist. Transportminister Yang Chuantang löste den höchsten Rettungsalarm aus, nachdem immer mehr Nachrichten darauf hindeuteten, dass die Maschine in den Meeresgebieten zwischen Vietnam und Malaysia abgestürzt sein könnte. Peking schickte zwei große Rettungschiffe los, an der Küste der südchinesischen Insel Hainan standen weitere acht Marine-Rettungsschiffe bereit, Flugzeuge warteten auf den Befehl zu Abflug.

Als Nebeneffekt haben die Aufspürung der Boeing China und die betroffenen Anrainerstaaten einander näher gebracht. Die Notsituation lässt den zwischen ihnen schwelenden Territorialstreit um Inseln im Südchinesischen Meer völlig in den Hintergrund  treten. Chinas Vize-Außenminister Xie Hangsheng traf sich in Peking mit Diplomaten von Malaysia und Vietnams Botschafter zur Koordinierung der Hilfe, schrieb Xinhua. Pekings CAAC-Luftfahrtbehörden wurden von den Luffahrtämtern von Vietnam, Malaysia und Singapur informiert, dass diese gemeinsam nach der verschwundenen Boeing südlich der vietnamesischen Tho Chu-Inseln suchen würden. Malaysia schickte zur Suche ein Flugzeug, Hubschrauber und vier Boote von seiner Ostküste los. Auch die die mit China über Kreuz liegenden Philippinen kündigten ihre Unterstützung für Rettungsaktionen an. Manilas Militär schickte drei Marine-Patroullienboote und ein Überwachungsflugzeug los.

Auch Fischer suchen nach Flugzeug

Die vietnamesische Marine alarmierte zudem nach Medienberichten Fischer in der Region, um bei der Ortung des Wracks zu helfen. Boeing stellte ein Expertenteam zusammen, um bei der Aufklärung des Unglücks zu helfen, wie das Unternehmen auf seiner Webseite mitteilte. "Wir drücken den Familien der Menschen an Bord unser tiefstes Mitgefühl aus", hieß es dort.

Malaysia Airlines-Chef Ahmad Jauhari Yahya sagte bei einer Pressekonferenz in Kuala Lumpur, es habe keinerlei Anzeichen gegeben, dass das Flugzeug in Not geriet. Die Maschine sei von einem erfahrenen Piloten mit mehr als 30 Jahren Dienstzeit gelenkt worden.

Kritik an Informationspolitik

Die Informationspolitik der Fluglinie ist in China auf Kritik gestoßen. Obwohl das Flugzeug gegen 2.40 Uhr Pekinger Ortszeit verschwunden sei, habe die Fluggesellschaft die Maschine erst um 7.30 Uhr als vermisst gemeldet, bemängelte der Luftverkehrs-Rechtsexperte Zhang Qihuai laut Nachrichtenagentur Xinhua.

Internationale Praxis sei, sofort Informationen zu veröffentlichen, wenn der Kontakt abbreche. Verwunderung gab es auch, dass die technischen Geräte an Bord oder die sogenannte Blackbox kein Signal aussendeten. "Es ist ein seltener Fall", sagte ein namentlich nicht genannter Experte laut Xinhua. Durch die verschiedenen Kommunikationsgeräte an Bord hätte die Maschine eigentlich lokalisiert werden müssen.

Chinas Luftverkehrsbehörde (CAAC) forderte die malaysische Fluggesellschaft auf, den Angehörigen die angemessene Unterstützung zukommen zu lassen. Unter den Familien, die in einem Hotel in der Nähe des Pekinger Flughafens untergebracht wurden, herrschte Verzweiflung und auch Wut über die Airline, die sie aus ihrer Sicht nicht ausreichend informiere. "Malaysian Airlines gibt uns keine Erklärung. Sie geben uns nur ein Stück Papier", beklagte ein Mann. Es seien nicht einmal Mitarbeiter der Fluggesellschaft anwesend.

Malaysia Airlines mit gutem Ruf

Malaysia Airlines ist die nationale Fluggesellschaft. Sie gilt als zuverlässige Airline. Das von einem früheren amerikanischen Flugsicherheitsanalysten gegründete Portal AirSafe.com führt seit 1970 nur zwei tödliche Zwischenfälle auf. 1977 seien 100 Menschen ums Leben gekommen, als eine entführte Maschine in der Nähe von Johor an der Grenze zu Singapur explodierte. 1995 sei eine Maschine bei der Landung in Tawau verunglückt. 34 der 53 Insassen kamen um. Bei einer missglückten Landung einer Maschine der Malaysia-Airlines-Tochter MASWings kamen im Oktober auf Borneo zwei Menschen um.

Malaysia Airlines fliegt mit Boeing und Airbus-Maschinen nach eigenen Angaben täglich rund 37.000 Passagiere zu 80 Zielen im In- und Ausland. (APA/Johnny Erling aus Peking, derStandard.at, 8.3.2014)