Am dritten Jahrestag der atomaren Katastrophe von Fukushima bereitet sich Japan auf ein Wiederhochfahren stillgelegter Kernkraftwerke vor. Ende Februar hat die Regierung in Tokio Eckpunkte eines neuen Energieplans veröffentlicht. Darin wird die Kernkraft als eine wichtige und langfristige Energiequelle für das Land bezeichnet. Das Vorhaben der Vorgängerregierungen, ein langfristiger Atomausstieg, ist damit endgültig begraben.

Seit Monaten prüft Japans Atomaufsicht den möglichen Neustart von zunächst rund einem Dutzend von insgesamt 48 Reaktoren. Die Betreiber wollen so schnell wie möglich wieder ans Netz, um den teuren Import von fossilen Brennstoffen reduzieren zu können. Im vergangenen Jahr hatten die Versorger tiefrote Zahlen geschrieben.

Auch der Betreiber des zerstörten Reaktors Fukushima Daiichi, Tepco, will einige seiner stillgelegten Meiler wieder nutzen, darunter zwei der sieben Reaktoren im Kraftwerk Kashiwazaki-Kariwa, dem größten Atomkraftwerk der Welt. Tepco muss dazu nicht nur die Atomaufsicht überzeugen, die sich zuletzt wenig begeistert von den Leistungen bei den Aufräumarbeiten in Fukushima gezeigt hatte, sondern auch den Gouverneur der Präfektur, Hirohiko Imzumida. Der hat sich wiederholt gegen Tepcos Pläne ausgesprochen und dies unter anderem mit mangelnder Verantwortung des Energiekonzerns begründet.

So wie Tepco dürfte es auch anderen Betreibern ergehen, wenn sie demnächst mit dem Segen der japanischen Atomaufsicht Verhandlungen mit lokalen Politikern führen. Denn die wenigsten Bürger sind von den energiepolitischen Plänen der Regierung überzeugt.

Manche Kraftwerke könnten noch auf Jahre hinaus geschlossen bleiben, wenn der Widerstand der betroffenen Gemeinden groß genug ist. In anderen Fällen wird es wohl so laufen wie in der Vergangenheit: Die Energiefirmen werden großzügige finanzielle Zugeständnisse machen, ausgefeilte Evakuierungspläne für den Fall eines Unglücks vorlegen und sich so die Zustimmung sichern.

Premierminister Shinzo Abe ist gut beraten, wenn er sich aus diesen Verhandlungen so weit wie möglich heraushält. Beim Thema Atomkraft kann er politisch nur verlieren. Davon zeugt auch sein neuer Energieplan, in dem nirgendwo ein Hinweis darauf zu finden ist, wie der künftige Energiemix des Landes konkret aussehen könnte. Nur eines ist klar: Japan wird auch künftig auf Atomenergie setzen. (Birga Teske, DER STANDARD, 11.3.2014)