Nathalie Love ist voll in den "L.A.-Vibe" hineingekippt und fühlt sich so gut wie noch nie.

Foto: Christian Anwander

Es ist 12 Uhr mittags. Nathalie Love hat Pause von einer Kleiderprobe. Die Straßen sind verparkt, weit und breit kein Kaffeehaus oder Restaurant in Sicht. Das Treffen findet vor einer lila gestrichenen Garage statt. Das Auto ist der naheliegendste Platz, um in Ruhe ein Gespräch zu führen.

STANDARD: Viele Schauspielerinnen haben eine Scheu davor, fotografiert zu werden. Sie auch?

Love: Manchmal fühle ich mich vor einer Fotokamera wohler als vor einer Filmkamera. Ich bin es einfach gewohnt, da ich schon von den bekanntesten Fotografen der Welt fotografiert wurde: Pamela Hanson und Paul Jasmin sind meine Taufpaten. Mario Testino, Bruce Weber und Nan Goldin gingen bei uns zu Hause ein und aus. Im Grunde genommen genieße ich, fotografiert zu werden, aus den gleichen Gründen wie die Schauspielerei. Ich schlüpfe gerne in andere Rollen.

STANDARD: Sie lebten ein paar Jahren in New York und leben jetzt seit fast vier Jahren wieder in Los Angeles, in der Stadt, in der Sie aufwuchsen. Ziehen Sie Vergleiche?

Love: Ich liebe New York, schon allein deshalb, weil meine besten Freunde dort leben. Aber an die Lebensqualität von Los Angeles kommt keine Stadt so schnell heran! Das Wetter, die Natur, das Meer, die Musik-, Kunst- und Modeszene, all das findet man hier. Und auch die Lokal- und Essensszene wird immer besser. Wir Angelenos machen uns schon selber lustig über all die Diäten und grünen Säfte - und die Sport- und Yogaarten, die wir hier durchmachen. Aber ehrlich: So gesund zu leben macht einen enormen Unterschied!

STANDARD: Tatsächlich?

Love: Ich bin voll in diese "L.A.-Vibe" hineingekippt und fühle mich so gut wie noch nie. Ich stehe früh auf und beginne den Tag mit einer kleinen Wanderung, dann esse ich etwas Gesundes und bereite mich auf meine Rollen und Castings vor. Wenn ich Zeit habe, geh ich abends in Hot Yoga.

STANDARD: Aber Sie rauchen doch?

Love: Das ist mein einziges Laster. Ich weiß, es ist schrecklich, das zu sagen, aber ich liebe es zu rauchen.

STANDARD: Im Herbst kommt Gia Coppolas Film "Palo Alto" in die Kinos. Wie kamen Sie zu der Rolle in dem Film?

Love: Gia und ich sind seit Kindesbeinen an beste Freundinnen. James Franco schrieb das Buch - es sind Kurzgeschichten - "Palo Alto" und spielt eine der Hauptrollen. Gia adaptierte es zu einem Drehbuch.

STANDARD: Wie ist es, von seiner besten Freundin Regieanweisungen zu bekommen?

Love: Unkompliziert. Gia drehte bereits viele Kurz- und Modefilme, und ich bin bei jedem einzelnen ihrer Projekte dabei gewesen: Ich bin quasi der Hitchcock in ihren Filmen.

STANDARD: Ihre Mutter Lisa Love ist "Vogue"-Redakteurin, Ihr Vater war Schauspieler. Lag es für Sie auf der Hand, dass Sie ebenfalls im "Showbusiness" landen werden?

Love: Ich wuchs in einer kreativen Umgebung auf, aber als ich von New York zurück nach Los Angeles kam und mit der geschäftlichen Seite des Schauspielberufs konfrontiert war, hatte ich einen ganz schönen Schock. Es ist schwierig, ein Teil dieser riesigen Hollywood-Maschinerie zu werden.

STANDARD: Sie scheinen es ganz gut zu machen. Letztes Jahr spielten Sie in vier Filmen mit, in diesem Jahr bereits in zwei.

Love: Ich habe Glück, gute und kreative Freunde zu haben, über sie finde ich meine Rollen. Nicht über meinen Agenten.

STANDARD: Sie arbeiten, so wie viele Schauspieler hier in L.A., in einem Restaurant, um nebenbei Geld zu verdienen.

Love: Es ist ein kleines Lokal in meinem Wohnviertel in Silverlake. Mir ist es wichtig, ein regelmäßiges Einkommen zu haben. Die Schauspielerei kann einen einsam machen, man kann sich zu sehr auf die Zurückweisungen konzentrieren. Ich brauche - zumindest jetzt noch - etwas Handfestes, Reales. Und das habe ich mit diesem Zweitjob.  (Cordula Reyer, Rondo Exklusiv 1/2014, DER STANDARD)