Wien - Linz goes Pisa: Das Land Oberösterreich will im Alleingang an der nächsten Pisa-Studie 2015 teilnehmen, kündigte Bildungslandesrätin Doris Hummer (ÖVP) am Freitag an: "Die lückenlose Teilnahme an internationalen Vergleichsstudien ist für eine konsequente Schulentwicklung notwendig. Die vom Bundesministerium beschlossene Aussetzung trage ich nicht mit. Oberösterreich will Pisa durchführen."

"Technisch ginge das"

Auch die OECD würde Pisa für und mit Oberösterreich durchführen. "Technisch ginge das", sagte OECD-Bildungsvizedirektor Andreas Schleicher zum Standard - mit einer Einschränkung: "Nur dann, wenn die Bundesregierung keine Einwände dagegen hätte." Sollte Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), die alle Bildungstests der kommenden Monate aus "Datensicherheitsgründen" gestoppt hat, sagen, sie wolle nicht, dass Oberösterreich bei Pisa mitmacht (und sich das selbst zahlt), würde die OECD kein Oberösterreich-Pisa machen.

Nicht-OECD-Regionen bei Pisa

In der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sind 34 Staaten organisiert. Zuletzt waren bei Pisa aber mit Schanghai, Hongkong und Macao auch chinesische Provinzen oder Verwaltungszonen.

Oberösterreich ist im Gespräch mit Bildungsforscher Günter Haider von der Uni Salzburg, der dort bis 2008 und danach bis 2013 als Direktor des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie) die Pisa-Studie abwickelte. Am Bifie sieht Heinisch-Hosek derzeit die Datensicherheit nicht gewährleistet. Für Hummer dagegen ist "klar: Entscheidend ist, dass wir bei Pisa dabei sind, nicht wer es macht."

Haider hatte der Ministerin und dem Bifie als Mitglied der Leitung des Salzburger Fachbereichs Erziehungswissenschaft das Angebot gemacht, die für Pisa 2015 notwendigen Feldtests 2014 zu machen, um Österreich doch noch eine Teilnahme zu ermöglichen. Heinisch-Hosek lehnte das ab.

Könnte Bumerang werden

Angenommen, die Ministerin argumentiert, sie habe "Datensicherheit" garantiert - auch für die Schüler in Oberösterreich -, und verbietet, was sie könnte, den Bundesschulen (AHS, BMHS) die Teilnahme an Regional-Pisa, dann könnte sich "OÖ-Pisa" schnell als Bumerang entpuppen. Denn dann müsste Oberösterreich mit den Landesschulen mit Pisa-Testgruppe (15-/16-Jährige) antreten, also nur Polytechnische Schulen und Berufsschulen. Hieße? "Wir würden abstürzen", warnen Schulexperten aus Oberösterreich.

Ministerium: Bundesregierung ist OECD-Partner

Aus dem Unterrichtsministerium hieß es am Freitag auf die STANDARD-Anfrage, ob Ministerin Heinisch-Hosek gegen ein Oberösterreich-Pisa Einwände formulieren würde, nur: "Der Vertragspartner der OECD ist die österreichische Bundesregierung, nach Rechtsauffassung unserer Experten im Haus ist eine Teilnahme eines Bundeslands nicht möglich. Das Bifie ist der Vertragspartner in der Umsetzung, auch hier sind keine weiteren Personen oder Institute berechtigt, die Testungen durchzuführen." (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 15.3.2014)