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Hannes Haas betreute mehr als 700 Abschlussarbeiten.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien - Der Kommunikationswissenschafter Hannes Haas ist tot. Wie die APA aus dem Wiener Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft erfuhr, verstarb er Donnerstagabend (20. März) nach kurzer schwerer Krankheit im 57. Lebensjahr. Haas war von 2006 bis 2010 Institutsvorstand. Er galt als außerordentlich beliebter Universitätslehrer und betreute weit mehr als 700 Abschlussarbeiten.

Haas, 1957 in Leonding/OÖ geboren, studierte in Wien Publizistik, Germanistik und Theaterwissenschaft. Während des Studiums arbeitete er als ständiger freier Mitarbeiter für den ORF, und auch nach der Promotion 1983 verfasste er Beiträge zu kommunikationspolitischen Themen in diversen Tageszeitungen.

Wissenschaftlich war er vor allem in Wien, aber auch in Zürich tätig. Nach seiner Habilitation 1997 wurde er außerordentlicher Universitätsprofessor. Von 2000 bis 2006 war er stellvertretender Publizistik-Institutsvorstand in Wien, danach leitete er das Uni-Institut als Nachfolger von Wolfgang Langenbucher bis 2010.

Für Theodor-Herzl-Dozentur verantwortlich

Im selben Jahr erhielt er auch die ordentliche Professur für Journalismusforschung. Ab 2007 war Haas zudem für die Theodor-Herzl-Dozentur verantwortlich, die Persönlichkeiten wie Antonia Rados, Alice Schwarzer oder Armin Wolf als Vortragende ans Institut brachte.

Medienpolitisch zeichnete Haas etwa für eine im Auftrag des Bundeskanzleramts verfasste Evaluationsstudie zur Presseförderung verantwortlich. Sein Fazit in dem 2013 veröffentlichten Papier: Derzeit ist die sie beim Erreichen ihres Ziels - dem Erhalt der Pressevielfalt - "nicht effektiv". Nicht Titel oder Medienunternehmen, sondern journalistische Inhalte sollten deswegen künftig in den Mittelpunkt der Finanzierung durch die öffentliche Hand gestellt werden.

Betroffen über den Tod des Kommunikationswissenschafters reagierte am Samstag Kulturminister Josef Ostermayer. "Durch sein Ableben hat Österreich einen bedeutenden Wissenschafter verloren", erklärte der auch für Medienpolitik zuständige Minister in einer Aussendung. Ähnlich äußerte sich die "Initiative Qualität im Journalismus" (IQ), deren Gründungs- und Vorstandsmitglied Haas war.

"Führender Medienwissenschafter"

"Hannes Haas zählte nicht nur zu den führenden theoretischen Medienwissenschaftern Österreichs", sagte Ostermayer. "Seine vielschichtige Arbeitserfahrung ließ ihn auch zu einem international tätigen Lehrenden werden, der Theorie und Praxis auf höchstem Niveau zu verbinden vermochte. Ich selbst habe mit ihm zahlreiche Gespräche führen dürfen, die mir nicht nur aufgrund seines großen Wissens eine Bereicherung waren."

Für IQ-Sprecher Engelbert Washietl hat der österreichische Qualitätsjournalismus "seinen bisher stärksten Verbündeten und Vorkämpfer im Bereich der akademischen Lehre und Forschung verloren". Haas habe den Bemühungen um mehr Qualität im österreichischen Journalismus eine kompetente Rückendeckung durch die Kommunikationswissenschaft gegeben. (APA, 22.3.2014)