Epilepsien gehören zu den schweren neurologischen Erkrankungen, 80.000 Menschen in Österreich leiden daran. Darauf machte der Salzburger Neurologe Eugen Trinka am 24. März bei einer Pressekonferenz in Wien aufmerksam. Anlass ist die Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neuorologie in Salzburg und das Europäische Jahr des Gehirns.

Bei einem epileptischen Anfall kommt es zu überschießenden Entladungen von Nervenzellen im Gehirn, sozusagen zu einem Gewitter im Kopf. "Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Sterblichkeit im Zusammenhang mit Epilepsien wesentlich höher ist als bisher vermutet", sagte Trinka. Sogenannte Komorbiditäten - Verletzungen, Ertrinken, Depressionen und Angst - tragen zu einer im Vergleich zur Gesamtbevölkerung dreimal so hohen Mortalität bei.

Den körpereigenen Botenstoff Adenosin nutzen

Auffällig ist die Altersverteilung. Sie zeigt, dass Senioren neben anderen neurologischen Erkrankungen wie Demenzen oder Schlaganfällen auch überdurchschnittlich häufig von Epilepsien betroffen sind. Unter alten Menschen kommen auf 100.000 Menschen 250 Neuerkrankungen pro Jahr, bei Kindern 100 und bei Erwachsenen (ohne Senioren) 30.

Ziel einer Behandlung ist die Vermeidung von Anfällen. Bei 70 Prozent der Betroffenen kann das durch Medikamente erreicht werden, richtige Diagnose und Therapie vorausgesetzt. Die Forschung ist auf ihrer Suche nach neuen Ansatzpunkten für Therapien schon recht weit, berichtet Trinka. Dabei wird unter anderem versucht, den körpereigenen Botenstoff Adenosin zu nutzen. Er wirkt anti-epileptisch, kann aber wegen starker Nebenwirkungen nicht systemisch verabreicht werden. Die Alternative ist die Implantierung Adenosin-freisetzender Zellen in die Nähe eines epileptischen Fokus. Im Tierversuch funktioniert es.

800 Milliarden Euro Kosten pro Jahr

Auf das Gehirn als Ursache vieler chronischer Erkrankungen soll heuer im Rahmen des vom European Brain Council initiierten "Europäischen Jahrs des Gehirns" aufmerksam gemacht werden. Dieser Dachorganisation zufolge leiden in Europa 220 Millionen Menschen an neurologischen Erkrankungen, wie Regina Katzenschlager, die Präsidentin der österreichischen Neurologen, erklärte.

Ganz oben auf der Liste neurologischer Erkrankungen stehen Kopfschmerzen mit mehr als 150 Millionen Betroffenen, dann folgen Schlafstörungen mit fast 50 Millionen und Schlaganfall mit mehr als acht Millionen Betroffenen.

800 Milliarden Euro pro Jahr kosten neuro-psychiatrische Erkrankungen die europäischen Volkswirtschaften. Das ist mehr als Herzkreislauf-Erkrankungen und Krebs zusammengenommen. (APA/red. 24.3.2014)