Bei aller Wertschätzung für das Sammlerehepaar und seine Meriten für die Kunst: Irgendwie müffelt es ein bisschen nach Erpressung und erinnert ungut an überstandene und noch auszubadende Bankenkrisen. Weil sich die Baumaxisten im Osten heftig verspekuliert haben, sollen Österreichs Steuerzahler aushelfen. Zwischen 89 Millionen und einer Viertelmilliarde Euro stellt man sich in Klosterneuburg als Rettungsbudget für die Sammlung vor. Wenn der Staat nicht einspringe, sei dies ein Super-GAU für den österreichischen Kunstmarkt.

Stimmt – einerseits. Andererseits müssen sich die Kunstschaffenden, sollte der Staat die Sammlung Essl kaufen, erst recht auf extramagere Jahre einstellen. Viel Geld für Ankäufe wird es danach wohl nicht geben. Ludwig, Leopold, nun Essl - statt Detailhandel En-bloc-Käufe: Österreichs Kulturpolitiker gönnen sich seit jeher lieber Privatsammlungen, statt Museumsdirektorinnen und -direktoren mit anständigen Ankaufsbudgets auszustatten.

Öffentlich-rechtliche Museen dürfen nicht den Geschmack eines Privatsammlers widerspiegeln, sei er auch noch so erlesen. Deren Direktoren agieren gemäß nachvollziehbarer Richtlinien; sie müssen in die Tiefe sammeln, sich dem Sperrigen, Randständigen widmen. All das ginge verloren, würde die Republik wieder einen Großeinkauf tätigen. Ein Museum ist kein Baumarkt, Österreich sollte keine Fertigteil-Museumslandschaft werden. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 25.3.2014)