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Übergewicht ist eine der Hauptursachen von Diabetes.

Foto: APA/dpa-Zentralbild/Waltraud Grubitzsch

Die internationalen Richtlinien für die medikamentöse Therapie von Diabetes mellitus geben vor, welche Faktoren bei der Behandlung zu beachten sind: Etwa Alter, Dauer der Erkrankung, Lebenserwartung, soziales Umfeld oder begleitende Erkrankungen. "Was in dieser Check-Liste aber fehlt, ist das Geschlecht", kritisiert Alexandra Kautzky-Willer, Expertin für Gender Medicine an der MedUni Wien.

Diabetes lässt sich medikamentös bereits seit vielen Jahren gut behandeln und ist auch Gegenstand intensiver Forschung. Den geschlechterspezifischen Aspekt vermisst Kautzky-Willer jedoch: "Die verschiedenen Medikamente und Therapien haben für Frauen und Männer unterschiedliche Nebenwirkungen und Effekte. Das wird in den meisten Fällen nicht bedacht - oder ist noch unbekannt."

Mehr Nebenwirkungen 

Eine der neuesten Diabetes-Therapien etwa setzt auf so genannte SGLT2-Hemmer, die dafür sorgen, dass Zucker über den Urin ausgeschieden wird und nur in geringem Ausmaß über die Niere wieder in den Kreislauf aufgenommen wird. Studien haben aber ergeben, dass diese Therapie bei Frauen vermehrt zu Genitalinfektionen (Genitalmykosen) führen kann.

"Dabei ist gerade diese Form der Behandlung bei Frauen wegen des damit verbundenen Gewichtsverlusts besonders beliebt", so die Expertin. Darüber hinaus sei diese neue Medikamentenklasse nicht mit einem Anstieg des Hypoglykämie-Risikos behaftet, was bei Frauen unter Insulintherapie hingegen ein häufigeres Problem als bei Männern darstellt.

Anderer Hormonspiegel 

In Entwicklung befindet sich derzeit eine weitere Therapie, die auf dem Enzym der 11-Beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase basiert. Diese Medikamente blockieren die Umwandlung von inaktivem Cortison in aktives Cortisol und beeinflussen somit den Energiehaushalt und Stoffwechsel, darunter auch die Bildung von Leberfett. Eine internationale Studie zeigt, dass bei 20 Prozent der Probandinnen mit Fettleber bei dieser Therapie nach drei Monaten eine Normalisierung des Leberfettgehalts und eine Verminderung des Bauchfetts erreicht werden konnte. Die unerwünschte Nebenwirkung: Bei weiblichen Studienteilnehmern stieg das Testosteron deutlich an.

In einer weiteren aktuellen Studie untersuchten die Wiener Forscher, ob sich eine Fettablagerung am Herzen bei Diabetes mellitus bereits im Frühstadium der Erkrankung bei jungen Frauen mit erhöhtem Risiko manifestiert - wie das in der Leber der Fall ist. Das könnte dann nämlich zum höheren Risikoanstieg für kardiale Komplikationen der Diabetikerinnnen im Vergleich zu Diabetikern beitragen. Das Ergebnis: Eine Verfettung des Herzens mit den damit verbundenen erhöhten Risiken für die Entwicklung einer diabetische Kardiomyopathie ist eine Spätfolge von Diabetes und könnte durch eine Lebensstiländerung und Gewichtsverlust verhindert oder zumindest verzögert werden.

600.000 Betroffene

Laut neuem Österreichischen Diabetesbericht 2013 haben derzeit rund 600.000 Menschen in Österreich, das sind etwa acht Prozent der Bevölkerung, haben Diabetes. Frauen mit Diabetes geben häufig eine schlechtere Lebensqualität an als Männer, wobei vor allem das seelische Wohlbefinden schlechter ist. Diabetikerinnen haben auch häufiger Depressionen als männliche Betroffene.

Präventiv bestehen im Frühstadium einige Möglichkeiten, den Ausbruch der Erkrankung bei Diabetes mellitus (Typ II) zu verhindern, da hier Lebensgewohnheiten eine große Rolle spielen. Als Hauptursachen gelten Stress, Rauchen, ein Mangel an Bewegung, ungesunde Ernährung und vor allem Bauch-betontes Übergewicht. (red, derStandard.at, 25.3.2014)