St. Pölten - Die Kunstmeile Krems mit dem Karikaturmuseum, der Kunsthalle, dem Literaturhaus und dem Forum Frohner erhält eine entscheidende Aufwertung: Das Land Niederösterreich wird ein Sammlermuseum samt einer Galerie NÖ errichten. Dies gab Landeshauptmann Erwin Pröll am Donnerstag in einer Pressekonferenz bekannt. Die Gesamtkosten für das Gebäude mit 3700 Quadratmeter Ausstellungsfläche bezifferte er mit 35 Millionen Euro.

Der Bauplatz ist bereits fixiert: Er liegt unmittelbar neben dem Karikaturmuseum - und damit vor der Kunsthalle. Dort befindet sich gegenwärtig ein Parkplatz. Laut Bebauungsstudie könnte sich der Komplex bis über den vorgelagerten Kreisverkehr erstrecken (siehe Grafik). Entstehen soll ein Bau mit Signalcharakter. Es wird eine direkte Anbindung an die ehemalige Tabakfabrik geben, in der die Kunsthalle untergebracht ist; vorgesehen ist auch eine Tiefgarage.

2015 will man den internationalen Architekturwettbewerb ausloben. Joachim Rössl, der kulturpolitische Fädenzieher des Landes, rechnet mit dem Baubeginn 2016 und der Eröffnung 2017.

Permanent ausgestellt werden soll die Kunstsammlung des Landes. Ein Schwerpunkt wird die Präsentation überlassener Kunstsammlungen sein, darunter jener von Christa Hauer mit Werken von Egon Schiele. Es ist auch eine Kooperation mit dem Wiener Rechtsanwalt Ernst Ploil geplant, der Teile seiner großen Sammlung (19. Jahrhundert bis zur Gegenwart) temporär zur Verfügung stellt.

Aufgrund des von langer Hand geplanten Engagements in Krems - die Landesgalerie bildet den Schlussstein einer 20-jährigen Aufbauarbeit - hat Pröll kein Interesse an einem Erwerb der Sammlung Essl, für das der Unternehmer Karlheinz Essl in Klosterneuburg ein Museum errichten ließ: "Kooperation ja, Ankauf nein", sagte Pröll. Im Gespräch mit dem Standard fügte er hinzu: "Das Problem Baumax ist wirtschaftspolitisch zu lösen, nicht kulturpolitisch." Die Baumarktkette Baumax befindet sich, wie berichtet, in Osteuropa in finanziellen Schwierigkeiten. Essl bot daher seine Sammlung als Ganzes der öffentlichen Hand zum Kauf an.

Die Konzentrierung der bildenden Kunst auf Krems hat Folgen für das Landesmuseum in St. Pölten. Denn dort werden 2000 Quadratmeter frei. Als Ergänzung zur naturhistorischen Sammlung ist daher ein Haus der Landesgeschichte und damit ein Haus der Geschichte Österreichs geplant. Für die Umgestaltung stehen drei Millionen Euro zur Verfügung. Pröll rechnet, da es ein großes Interesse an (Zeit-)Geschichte gebe, mit einer Besuchersteigerung von derzeit 60.000 auf 100.000.

Gegenstand sei, so Joachim Rössl, die Geschichte vom Werden Österreichs (erste Erwähnung 996) bis zu den gegenwärtigen demokratischen Strukturen. Ob es sich daher um ein Konkurrenzprojekt zum Haus der Geschichte handelt, das die Koalition erneut in ihr Programm aufgenommen hat? Pröll antwortete vollmundig: "Ich will nicht oberlehrerhaft die Entwicklung auf Bundesebene kommentieren. Aber wir sind es nicht gewohnt, auf andere zu warten, sondern zu handeln." In die Darstellung des heiklen Bürgerkriegsjahres 1934 werde er sich nicht einmischen: Die Wissenschaft habe sich damit zu befassen, nicht die Politik. Die Eröffnung der Dauerausstellung ist für 2017 angedacht. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 28.3.2014)