Wien/Schwechat - Schwere Vorwürfe gegen den internationalen Chemiekonzern Borealis werden in Zusammenhang mit Plastikfunden in der Donau erhoben. Wie die Tageszeitung "Die Presse" in ihrer Samstagsausgabe berichtet, soll Borealis wegen Schwachstellen im Kanalsystem an seinem Standort Schwechat für einen Teil der Abfälle verantwortlich gewesen sein. Das Unternehmen sanierte nach eigenen Angaben sein Kanalsystem.

Ausgangspunkt war eine Studie der Uni Wien, bei der eigentlich die Verbreitung von Fischlarven zwischen Wien und Bratislava untersucht werden sollte. Dazu wurden an bestimmten Stellen Netze in die Donau eingebracht, in denen sich neben den Larven auch ziemlich viel Plastik fand. Eine Hochrechnung ergab, dass die Donau täglich 4,2 Tonnen Plastikmüll ins Schwarze Meer transportiert.

Vier Millionen für Optimierungsmaßnahmen

Laut "Presse" wurde ein Teil dieses Kunststoffes über ein Kanalrohr von Borealis in den Fluss eingebracht. Borealis habe 2010 "in Kooperation mit dem Nationalpark Donauauen die Uni Wien mit der Durchführung einer Studie zur Messung kleinteiligen Kunststoff-Abfalls in der Donau beauftragt", hieß es am Samstag in einer Stellungnahme des Konzerns dazu. "Die Ergebnisse dieser Studie haben gezeigt, dass u.a. auch Kunststoff-Rohstoffe vom Borealis Produktionsstandort Schwechat in der Donau gefunden wurden", erklärte das Unternehmen. Daraufhin sei das gesamte Kanalsystem am Standort Schwechat mit einem Kamerawagen befahren worden. Man habe "Schwachstellen (...) identifiziert, insbesondere ein Konstruktionsfehler in der Abscheideanlage".

Das gesamte Kanalsystem sei "optimiert" bzw. "erneuert" worden, so Borealis. In Summe habe man "in den letzten Jahren rund vier Millionen Euro in Optimierungsmaßnahmen am Standort Schwechat investiert". Borealis betonte, dass Forscher bei einer weiteren Studie 2012 einen "deutlichen Rückgang der gesamten Kunststoff-Fracht in der Donau, insbesondere auch des industriellen Rohmaterial-Eintrags" festgestellt hätten. "Aufgrund der Stellen, an denen Proben aus der Donau entnommen wurden, können jedoch keine Rückschlüsse auf die möglichen Quellen des verbleibenden Kunststoff-Eintrags geschlossen werden", erklärte der Konzern.

Öffentlichkeit nicht informiert

Man habe sich gemeinsam mit Plastics Europe und dem Fachverband der Chemischen Industrie in Österreich nach Publikation der zweiten Studie "sofort aktiv eingebracht, um die Ergebnisse (...) zu analysieren und Lösungsansätze gemeinsam mit dem Umweltministerium, den Studienautoren und dem Nationalpark Donauauen zu erarbeiten". Es habe bereits ein Treffen stattgefunden, außerdem rede man prinzipiell immer mit dem Umweltministerium, sagte Borealis-Sprecherin Kerstin Meckler der APA. "Borealis ist sich seiner Verantwortung für eine umweltbewusste und sichere Betriebsführung bewusst", hieß es weiter.

In dem Bericht der "Presse"wurde auch der Vorwurf gegen Borealis erhoben, man habe nach Kenntnis der ersten Untersuchung aus dem Jahr 2010 die Öffentlichkeit nicht informiert, obwohl Plastik durch den Verzehr von Fischen und Wildvögeln in die Nahrungskette gelangt sei. "Unser Fokus lag wirklich darauf, das Problem zu verstehen und Lösungen zu finden", sagte Meckler dazu. Ansonsten wollte sie über das Firmen-Statement hinaus zunächst keine weitere Stellungnahme mehr abgeben. (APA, 29.3.2014)