Es ist einem Zufall zu verdanken, wie die Öffentlichkeit davon erfuhr, dass da ein bisschen viel Plastik in der schönen blauen Donau herumschwimmt. Hätten Forscher nicht Fischlarven gesucht und in rauen Mengen Plastikkügelchen gefunden und wären Flussschützer der Ursache nicht weiter auf den Grund gegangen, wäre das Kunststoffaufkommen in der Donau wohl gar nicht breitflächig bekannt geworden.

Es existiert kein Gesetz, wonach Behörden oder die Öffentlichkeit gewarnt werden müssen, wenn irgendwo raue Mengen Plastik in Fließgewässer gelangen. Plastik ist ja gewissermaßen unverdächtig: Wir packen Lebensmittel in Plastik und schlecken Kunststofflöffel ab. Dass es aber in Flüssen nur mit wenig Einschränkung geduldet wird, ist erstaunlich. Denn spätestens wenn Plastikteilchen zerkleinert in den Nahrungskreislauf gelangen, ist es mit der Unbedenklichkeit ja wohl vorbei.

Eine Bestandsaufnahme des Plastikmülls in der Donau, wie am Freitag vom Umweltministerium angekündigt wurde, ist ein guter erster Schritt, sich dem Problem wirklich zu stellen. Im aktuellen Fall muss außerdem detailliert geklärt werden, was genau beim Chemiekonzern Borealis in Schwechat geschehen ist und wer da wissend untätig geblieben ist. Doch eines muss klar sein: Nur durch das Ausmachen eines einzelnen Sündenbocks allein wird die Donau nicht wieder von Kunststoff befreit sein. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 5.4.2014)