"Meine Sorge vor einer Ethnomorphose ist von der Realität noch überholt worden. Ich kann auch den Terminus 'Umvolkung' in den Mund nehmen": Mölzer über die Kinder in Wiener Grundschulen. F.: Fischer

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STANDARD: Vom Kanzler abwärts halten Sie Politiker der anderen Parteien für "untragbar". Gibt es überhaupt ein Vergehen, angesichts dessen Sie zum Rücktritt zu bewegen wären?

Mölzer: Ich bewerte das als Wahlkampfpolemik. Natürlich gibt es Vergehen, bei denen ein Rücktritt angebracht wäre: jene, die strafrechtlich relevant sind. Beispiel: Von den sechs EU-Abgeordneten der ÖVP, die letztes Mal antraten, sind aus Sicht der Staatsanwaltschaft drei straffällig geworden.

STANDARD: Angesichts der Anzeige wegen Verhetzung, die Schriftsteller Michael Köhlmeier mit tausenden Unterstützern gegen Sie einbringt, wird die Staatsanwaltschaft auch in Ihrem Fall tätig. Dazu meldet Ihr Parteichef Gesprächsbedarf wegen rassistischer Bemerkungen an. Was, wenn Heinz-Christian Strache Ihren Kandidaturverzicht verlangt?

Mölzer: Ich bewerte das als Menschenhatz und vertraue in die österreichische Justiz. Mein Parteiobmann hat keineswegs rassistische Bemerkungen meinerseits moniert.

STANDARD: Für den Ausdruck "Negerkonglomerat" haben Sie sich zwar entschuldigt, ...

Mölzer: Konkret habe ich mich für die Verwendung des bösen N-Wortes in einem negativen Kontext entschuldigt. Denn das Wort "Neger" ist ein absolut legitimes deutsches Wort.

STANDARD: ... das Sie weiterverwenden wollen, obwohl es längst als Schimpfwort gilt. Wie oft bedienen Sie sich eigentlich dieses Begriffs?

Mölzer: Vielmehr sage ich, dass es kein Verbrechen ist, den Begriff zu verwenden. Nur in den politisch korrekten Kreisen gibt es diesen Tugendterror, der gewisse Termini tabuisiert. In der Bevölkerung gilt das Wort als ganz normal.

STANDARD: Politiker brauchen da kein Vorbild zu sein?

Mölzer: Noch einmal: Es geht um den Zusammenhang, das Verwenden des Wortes allein steht nicht im österreichischen Strafrecht.

STANDARD: Wer hat unter dem Pseudonym "F. X. Seltsam" in Ihrer "Zur Zeit" den Artikel über den "pechrabenschwarzen" Fußballer David Alaba verfasst?

Mölzer: Das fällt unter das Redaktionsgeheimnis, Frau Kollegin - und das wissen Sie auch. Wenn ich das richtig verstanden habe, war dieser Text eher als Kritik an den Multikulti-Aposteln gemeint, die sich für möglichst viel Zuwanderung aussprechen.

STANDARD: Wenn Sie selbst es nicht gewesen sein wollen, muss der Schmähartikel vor Druck aber über Ihren Schreibtisch gewandert sein?

Mölzer: Ich bin der Herausgeber des Blattes und nicht sein Zensor. Und ich lese keineswegs alles, was drinnen steht.

STANDARD: Niederlands Rechtspopulist Geert Wilders hat derzeit auch Probleme, weil er bei einer Veranstaltung die Leute gefragt hat, ob sie "mehr oder weniger Marokkaner" wollen - wie bewerten Sie das?

Mölzer: Wie die Kampagne gegen mich. Diese Parteien werden bedrohlich stark für das Establishment, und deswegen setzt man sich allerorts gegen sie in Szene.

STANDARD: Die Masse hat geschrien: "Weniger! Weniger!" Kein Problem für Sie, dass da Menschen gegeneinander aufgewiegelt werden?

Mölzer: Ich qualifiziere das nicht, weil ich nicht weiß, was da inhaltlich wirklich gesagt wurde.

STANDARD: Aber Sie wollen trotzdem mit dieser Partei im EU-Parlament fraktionieren?

Mölzer: Selbstverständlich. Denn wir kennen die Mechanismen, die Sie versuchen anzuwenden: Die Ausgegrenzten sollen sich möglichst gegenseitig ausgrenzen, damit sie nie zu einer gemeinsamen Stärke in Europa kommen.

STANDARD: Die Frage zielte eher auf Ihre persönlichen Grenzen ab.

Mölzer: Die Grenze zieht der Rechtsstaat und die Demokratie, wenn diese Parteien nicht mehr legitimiert werden vom Wähler.

STANDARD: Laut "Kronen Zeitung" fühlen Sie sich in Ihrer umstrittenen Theorie der "Umvolkung" Anfang der Neunziger bestätigt?

Mölzer: Meine Sorge vor einer Ethnomorphose ist leider von der Realität noch überholt worden. In den Wiener Grundschulen stellen die Kinder aus der nichtautochthonen Bevölkerung zumindest die Hälfte, wenn nicht die Mehrheit. Das ist eine Veränderung der ethnischen und kulturellen Substanz der Bevölkerung.

STANDARD: Sie bedienen sich zwar jetzt nicht des seit der NS-Zeit belasteten Begriffs "Umvolkung", meinen mit "Ethnomorphose" aber genau dasselbe?

Mölzer: Ja, damit Sie nicht in Ohnmacht fallen. Ich kann aber auch den Terminus 'Umvolkung' in den Mund nehmen. Der angebliche NS-Terminus war völlig anders gerichtet, nicht auf die Erhaltung, sondern auf die gewaltsame Veränderung der Ethnien.

STANDARD: Sie wollten doch nach der letzten Aufregung im Wahlkampf keine Vergleiche mehr mit dem Dritten Reich anstellen?

Mölzer: Was den Vergleich mit der EU betrifft, habe ich von den autoritären Regimen des 20. Jahrhunderts gesprochen, dass die Regime von Pol Pot, Josef Stalin und das NS-Regime nicht so viele Regeln im Alltagsleben hatten wie das demokratische Friedensprojekt der EU. Das war als rein quantitative Aussage gemeint.

STANDARD: Von der Hitlerjugend bis zu den Vernichtungslagern, vom Arierausweis bis zu den Zwangsdeportationen war von den Nazis doch alles durchreglementiert.

Mölzer: Ich bin der Letzte, der das leugnen oder verharmlosen will.

STANDARD: Zurück in die Schulklassen: Was ist so schlimm an Kindern mit anderem kulturellen Background?

Mölzer: Ich bin der Meinung, dass auch die autochthonen Österreicher Kinder haben sollten, weil unsere Kultur und unsere Sprache ein Recht haben, zu überleben.

STANDARD: Wie wollen Sie das bewerkstelligen?

Mölzer: Ich habe sechs Kinder.

STANDARD: Ist das eine Empfehlung an alle eingeborenen Österreicher?

Mölzer: Eine Empfehlung ist es, auch wenn es natürlich ein Wunsch ans Christkind ist.

STANDARD: Der Presserat empfiehlt, seine Verurteilung des "Kristallnacht"-Cartoons zu veröffentlichen, der in Ihrer Zeitschrift erschienen ist - weil darin die Ausschreitungen rund um den Akademikerball quasi mit den Novemberpogromen von 1938 gleichgesetzt wurden. Werden Sie das in Ihrer Postille publik machen?

Mölzer: Der Presserat ist zwar ein Privatverein, aber das kann man überlegen. Es hängt aber nicht von mir ab, das hängt von der Redaktion ab.

STANDARD: Verstehen Sie, warum viele Ihren Entschuldigungen keinen Glauben mehr schenken - weil danach kaum Besserung, sondern bald der nächste Eklat folgt?

Mölzer: Sehr viele Menschen schreiben mir jedenfalls, dass ich recht habe und wir uns nicht aufhalten lassen sollen. Und unseren politischen Gegnern kann man es einfach nicht recht machen - ob man einen Fehler eingesteht oder nicht, beides ist ihnen nie recht. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 7.4.2014)