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Hermann Nitsch ist für seine Schüttbilder international bekannt. Nitschs Frau Rita soll Bilder ohne Rechnung verkauft haben. Die Finanz ermittelt wegen Steuerschulden in Millionenhöhe.

Foto: APA/Hochmuth

Wien - Es muss eine brisante Aussage gewesen sein, die eine ehemalige Mitarbeiterin des Künstlers Hermann Nitsch vor der Steuerfahndung tätigte. Sie war im Zuge der Ermittlungen nach einem Einbruch im März 2013 im Schloss Prinzendorf, der Wohn- und Arbeitsstätte Nitschs, einvernommen worden. Sie stand auf einer Liste möglicher Verdächtiger, die Rita Nitsch Privatdetektiv Dietmar Guggenbichler ausgehändigt hatte, den die Ehefrau des Künstlers selbst engagiert hatte. Die Existenz der Liste bestätigte Guggenbichler dem STANDARD. Die Ex-Mitarbeiterin dürfte mit ihrer Aussage im Herbst 2013 von einer möglichen Beschuldigten zur Belastungszeugin geworden sein.

Wie berichtet wird das Künstlerehepaar verdächtigt, Steuern in Höhe von drei Millionen Euro hinterzogen zu haben. Von dieser Summe dürfte die Finanz ausgehen, sie brachte auf mehrere Liegenschaften von Nitsch ein Pfandrecht ein. Auch das Schloss Prinzendorf in Niederösterreich ist darunter. Privatdetektiv Guggenbichler, der ursprünglich engagiert wurde, um den Einbruch aufzuklären, hatte seine prominenten Klienten angezeigt.

Werke ohne Rechnung verkauft

"Laut meinen Aufzeichnungen dürften die Steuerschulden von Nitsch noch höher sein", sagt Guggenbichler zum STANDARD. Rita und Hermann Nitsch weisen alle Anschuldigungen zurück.

Eine entscheidende Rolle bei der Lösung des Falls dürfte dem gestohlenen Inhalt des Safes zukommen: Laut Aussage von Rita Nitsch sollen 400.000 Euro sowie Schmuck im Wert von 100.000 Euro gestohlen worden sein. Guggenbichler selbst will von Rita Nitsch aber gehört haben, dass es sich um 1,3 Millionen Euro gehandelt haben soll. "Die Sache hat mir gestunken, ich habe recherchiert und eine Anzeige gemacht", sagt Guggenbichler.

Laut dem Detektiv soll es sich um Schwarzgeld handeln. Guggenbichler will erfahren haben, dass Rita Nitsch bei Fahrten nach Italien, in die Schweiz oder nach Deutschland Nitsch-Werke ohne Rechnung verkauft haben soll. Diese Behauptung wird von der Aussage der Ex-Mitarbeiterin zwar nicht bestätigt, aber doch gestützt. Die Bewegungen im großen Bilderbestand des Künstlers hätte man sich oftmals nicht erklären können.

Kritik an Guggenbichler

Die bei der Steuerrazzia bei Hermann Nitsch Mitte März beschlagnahmten Unterlagen werden derzeit von der Staatsanwaltschaft Korneuburg geprüft. Mehr ist aktuell nicht zu erfahren. Auch Nitschs Anwalt Daniel Charim will die Dauer der Prüfung abwarten. "Noch ist es viel zu früh, Auskünfte zu geben", sagte Charim. "Einige Käufer von Nitsch-Bildern dürften aber bereits kalte Füße bekommen haben", sagt Privatdetektiv Guggenbichler. Er will "fünf bis sechs" Fälle von Käufern kennen, die der Finanz gemeldet haben sollen, Bilder ohne Rechnung erworben zu haben. Im Finanzministerium will man auf STANDARD-Anfrage die Anschuldigungen gegen Nitsch "aufgrund des Steuergeheimnisses" nicht kommentieren.

Die Anzeige von Guggenbichler, der sich als umstrittener Detektiv im Fall Lucona einen Namen machte, wird von seinem Berufskollegen Josef Schachermaier kritisiert. "Sein Verhalten ist ungeheuerlich, der Vertrauensverlust ist enorm", sagt der stellvertretende Vorsitzende der Berufsgruppe Detektive in der Wiener Wirtschaftskammer. Schachermaier ermittelt gegen Guggenbichler und wird eine Anzeige bei der Gewerbe- und der Datenschutzbehörde einbringen. Guggenbichler soll bei Fällen davor bereits seine Verschwiegenheitspflicht verletzt und Klienten angezeigt haben. Als Grund gibt Schachermaier - wie im Fall Nitsch - von Kunden nicht bezahlte Honorare wegen nicht erbrachter Leistungen an. "Ich hätte Nitsch in Ruhe gelassen, wenn sie gezahlt hätte", sagt Guggenbichler. (David Krutzler, DER STANDARD, 8.4.2014)