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Nicht alles im Essl-Museum strahlt: Rücknahmegarantien für Kollektionen könnten das Haus noch belasten.

Foto: APA/SAMMLUNG ESSL/ALI SCHAFLER

Wien - Dass Sammler mit Kunst handeln, ist nichts Ungewöhnliches. Rudolf Leopold betrieb dies sogar in Größenordnungen, die angesichts kolportierter Jahresumsätze von 30 Millionen Schilling manchen Kunsthändler vor Neid erblassen ließen. Der darob anfallende Profit wurde postwendend in Neuankäufe investiert. Auch Karlheinz Essl ist auf diesem Gebiet aktiv, wiewohl darüber in den letzten Jahren nur sehr wenig an die Öffentlichkeit drang. Gerüchte über die mit Kunst-Tupperpartys vergleichbaren Events kursieren viele, Belege sind rar.

"Collector's Club", so viel ist gesichert, nennt sich diese Vereinigung Gleichgesinnter. Zu den wenigen Anhaltspunkten gehören Verträge mit teils prominenten, jedoch vertraglich zur Verschwiegenheit verpflichteten Kunstinvestoren oder auch Schreiben von Professor Essl an die Mitglieder, in denen er darüber sinnierte, was den Wert eines Kunstwerks bestimme.

Ende vergangener Woche übermittelte der Standard einen detaillierten Fragenkatalog an die Pressestelle des Essl-Museums, um Details in Erfahrung zu bringen. Wann wurde dieser Club gegründet, und besteht er noch, wie viele Mitglieder gab oder gibt es? Und vor allem: In welcher Größenordnung, sprich in welchem Wertvolumen wurde Kunst gehandelt? Vergeblich, die Fragen blieben allesamt unbeantwortet, man habe dazu keinerlei Information, und Karlheinz Essl sei nicht erreichbar.

Auf Anfrage steuert Wolfgang Rosam Details bei: Vor etwa zwölf Jahren habe er Essl konzeptuell beraten und ihm auch Bekannte vermittelt, die Interesse am Aufbau einer Sammlung gehabt hätten. Dabei ging es nicht nur um Beratung, sondern auch um konkrete Ankäufe.

Zur hauptsächlich anvisierten Zielgruppe gehörte der heimische Geldadel bzw. Immobilienmagnaten und wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmer, die in Kunst zu investieren gedachten. Für diese wurden kleine Essl-Kollektionen zusammengestellt, bestehend aus Kunstwerken österreichischer und auch internationaler (u. a. chinesischer, spanischer) Künstler. Je nach Umfang reichten die Ankaufswerte für solche Ensembles von 200.000 Euro aufwärts bis zu mehreren Millionen. Dazu garantierte Karlheinz Essl namens der Fritz Schömer GmbH zweierlei: einerseits eine "nachhaltige Wertsteigerung", konkret von "zumindest 50 Prozent" innerhalb von zehn Jahren, und andererseits den "Rückkauf des Ensembles zum Gesamtpreis von 150 Prozent des eingesetzten Betrages".

Hatte man beispielsweise 2005 zwei Millionen Euro in eine solche Kollektion investiert, müsste die Fritz Schömer GmbH diese zum vertraglich vereinbarten Wert von drei Millionen Euro zurückkaufen. 2011 ging die Verpflichtung nach einer Abspaltung auf die Sammlung Essl über. Laut einem Investor, der anonym bleiben möchte, sei ein Rückkaufwunsch zwölf Monate vor Vertragsende anzumelden.

Knapp wird auf diese Geschäftstätigkeit unter dem Punkt "sonstige finanzielle Verpflichtungen" in der Bilanz der Sammlung-Essl Kunst Verwaltungs GmbH eingegangen, in der die rund 7000 Werke lagern. Die Gesellschaft habe "im Rahmen des Collector's Club seit 2005 Ensembles zeitgenössischer Kunst, welche eine nachhaltige Wertsteigerung erwarten lassen, an Kunstinvestoren verkauft", heißt es. Dabei sei "unter bestimmten Bedingungen der Rückkauf der jeweiligen Ensembles als Ganzes zu 150 Prozent des vom Kunstinvestor ursprünglich eingesetzten Betrags garantiert" worden.

Bis Ende 2012, die Bilanz des Vorjahres liegt noch nicht vor, seien Kunstwerke im Gesamtwert von sechs Millionen Euro verkauft worden. Welche Transaktionen mit Bildern oder Skulpturen 2013 hinzugekommen sind, und wie hoch der potenzielle Rückkaufbetrag aktuell ist, behält Essl für sich. Unklar bleibt auch, wie die Investoren von einer Insolvenz betroffen wären. Da die Sammlung erst 2011 abgespalten wurde, würden die Kunstwerke der Sammlung der Konkursmasse anheimfallen. (Olga Kronsteiner, Andreas Schnauder, DER STANDARD, 9.4.2014)