Carnuntum/Brüssel - Der niederösterreichische Archäologische Park Carnuntum erhielt als einer von vier bedeutenden Plätzen Dienstagabend von der Europäischen Kommission das erste Europäische Kulturerbe-Siegel. Diese Auszeichnung geht an historische Stätten, Kulturstätten und solche, die für die europäische Integration von Bedeutung sind. Neben Carnuntum wurden auch Estland mit der Großen Zunfthalle in Tallinn, die Niederlande mit dem 100-jährigen Friedenspalast in Den Haag und die Gedenkstätte Camp Westerbork, ein Durchgangslager der Nazis aus dem Zweiten Weltkrieg in Hooghale, ausgezeichnet.

EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou würdigte Carnuntum als "ein erstes Beispiel eines geeinten Kontinents und eine Quelle der Kultur und Bildung für die nachfolgenden Jahrhunderte". Sie zeigte sich überzeugt, dass die Ehrung auch direkte und indirekte wirtschaftliche Vorteile bringen werde. "Vergessen Sie nicht, Sie sind die Botschafter des neuen Europäischen Kulturerbe-Siegels", so die EU-Bildungskommissarin.

Die Gladiatoren kämpfen wieder

Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Präsentation 2014 von Carnuntum - die Saison begann am 21. März - steht die Welt der Gladiatoren. 2001 ist auf dem historischen Boden eine Gladiatorenschule aus der Römerzeit entdeckt worden, nun wird das Leben der Kämpfer in der Arena an allen Standorten in Szene gesetzt, und die Hintergründe dieses Massenphänomens der Antike mit den Mitteln der experimentellen Archäologie dargestellt.

In Carnuntum wurden die wesentlichsten architektonischen Typen eines römischen Stadtviertels am Originalstandort funktionstüchtig rekonstruiert. Ein Bürgerhaus, ein römisches Stadtpalais und eine öffentliche Thermenanlage öffnen ein Zeitfenster in die Zeit der Kaiserkonferenz des Jahres 308, als in Carnuntum die Weichen für das künftige Europa gestellt wurden. (APA, derStandard.at, 9. 4. 2014)