Obwohl das Einfamilienhaus in Untersievering ursprünglich für Karl Wlaschek errichtet wurde, zog Richard Lugner zehn Jahre nach Fertigstellung selbst ein.

Foto: Lisi Specht

Die Gestaltung des Wohnbereichs und die Möbel sind nach wie vor unverändert. Heute würde man so ein Haus viel heller machen, meint Lugner.

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Doch damals hatte man einfach keinen Vergleichswert. So hat man halt gebaut.

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Der Baumeister und Adabei Richard Lugner wohnt in einem in die Jahre gekommenen Haus am Wiener Stadtrand. Warum er nicht längst schon umgebaut hat? Es sind die vielen Erinnerungen, erfuhr Wojciech Czaja.

"Vor 31 Jahren, also 1983, habe ich das Haus für Karl Wlaschek geplant und gebaut. Damals war ich mit ihm sehr gut befreundet. Vor 21 Jahren habe ich es ihm dann abgekauft und bin selbst eingezogen. Das Gefühl, hier einzuziehen, war, wie nach Hause zu kommen, denn ich hatte mich seinerzeit sehr lange mit dem Grundriss beschäftigt und konnte mich noch an viele Details erinnern. Da steckt schon viel Ideenreichtum von mir drinnen.

Das Haus liegt in den Weingärten in Untersievering. Ich finde es sehr raffiniert, denn eigentlich handelt es sich um eine Hanglage, ohne dass man das aber bereits auf den ersten Blick bemerkt. Man kommt ebenerdig herein und hat dann alle paar Meter ein paar Stufen, die immer weiter runter und runter führen, bis man schließlich auf der Terrasse steht und auf ganz Wien schauen kann. Das ist genau das, was der Wlaschek von Anfang an wollte: ein Haus, das außen unauffällig und drinnen großartig ist.

Eigentlich gefällt mir das Haus heute immer noch sehr gut, aber natürlich entspricht es längst nicht mehr dem Zeitgeist. Dunkles Holz, heller Stein und Messing. Na ja, modern ist was anderes. Heute würde man so ein Haus viel heller und viel luftiger machen, aber damals war das halt die Art und Weise, wie man gebaut hat. Man hatte einfach keinen Vergleichswert. Auch in Sachen Technik ist das alles längst nicht mehr auf dem neuesten Stand. Die Wärmedämmung des Hauses ist schlecht, und ich heize mit Öl und Gas. Ich habe schon einige Male überlegt, ob ich das Haus sanieren soll. Bis heute konnte ich mich nicht überwinden. Irgendwie hängen doch sehr viele Erinnerungen dran.

Insgesamt hat das Haus 250 Quadratmeter. Für eine Familie eine wunderbare Größe. Aber seitdem ich mich von der Mausi getrennt habe und meine Tochter ausgezogen ist, lebe ich hier mehr oder weniger allein. Für einen allein sind 250 Quadratmeter natürlich ein bissl zu groß. Viele Bereiche nutze ich gar nicht. Insofern ist das Wohnen für mich zurzeit ein eher untergeordnetes Thema, denn zum Wohnen gehört eine Familie dazu, die momentan aber nicht existent ist. Doch ich bin geduldig. Irgendwann wird's wieder Familie geben, und dann wird das Haus wieder quirlig und lebendig sein.

Was die Raumaufteilung betrifft, so gibt es ein großes Wohnzimmer, das ganz ohne Türen in Vorzimmer, Arbeitszimmer, Esszimmer und Stiegenaufgang übergeht. Damals war das revolutionär. Das Arbeitszimmer nutze ich am wenigsten, denn erstens ist es mir zu dunkel und zweitens fehlt mir hier die nötige Infrastruktur. Außerdem kann ich mit den Büchern da drinnen nichts anfangen. Die stammen noch aus meinem Elternhaus und sind eigentlich nix G'scheits. Daher halte ich mich, wenn ich arbeiten muss, am liebsten in meinem Büro in der Lugner-City auf.

Und was die Möbel betrifft, so stammt der Großteil der Einrichtung noch vom Wlaschek. Von mir sind nur das Klavier, die große Wohnzimmercouch und die alte Chaiselongue, auf der ich gerade sitze. Ach ja, die Küche ist auch neu. Die habe ich erneuern lassen, als ich eingezogen bin, aber mehr so aus Gewohnheit als aus Bedarf, denn ich koche kaum. Außer einer Eierspeis kann ich nix. Ansonsten gibt's über die Einrichtung nicht viel zu sagen, außer vielleicht, dass ich ein leidenschaftlicher Porzellan- und Kristallglassammler bin. Ich habe zwei Vitrinen voll davon.

Alles ich allem bin ich mit dem Haus sehr zufrieden. Es ist ein schöner Mix aus praktischer Stadtwohnung und ruhigem Landhaus, aus nüchterner Funktionalität und gemütlichem Herumsitzen. Am liebsten hab ich die Sonntage. Das sind meine freien Tage. Dann nutze ich den Swimmingpool, bin draußen auf der Terrasse oder relaxe einfach, indem ich's mir im Wohnzimmer gemütlich mache. Jetzt, wenn der Frühling wieder kommt, werde ich die Terrasse ein bisschen umbauen und mich wieder vermehrt um meine Pflanzen kümmern. Darauf freue ich mich schon." (DER STANDARD, Open Haus, 30.4.2014)