Das Teezimmer in einem niederösterreichischen Schloss, das demnächst seinen Besitzer wechseln könnte.

Foto: Frank Frommherz

"Schlosspark mit 45.000 Quadratmetern, Rittersaal sanierungsbedürftig." Oder: "800 Quadratmeter Wohnfläche, 30 Zimmer, Baujahr 1293." So oder so ähnlich lauten Immobilieninserate, die heimische Schlösser anpreisen. Es gibt überraschend viele davon, in wenig überraschender Regelmäßigkeit finden sich die Adjektive "prachtvoll", "wildromantisch" und "exklusiv" darin.

Ein Makler, der schon seit eineinhalb Jahren ein Schloss im Angebot hat, ist Josef Siller. Er besitzt vier Maklerbüros in Kärnten - das Schloss, das er "ein bisschen als Freundschaftsdienst" vermarktet, liegt aber im steirischen Judenburg. Die 1,4 Millionen Euro, die die Eigentümer dafür haben wollen, hält er selbst für ein bisschen zu viel. Wenn der Richtige kommt, werde das Schloss wohl um etwas weniger den Besitzer wechseln, denkt er.

Spezielle Klientel

Noch ist der Richtige aber nicht da, und er lässt auf sich warten: Seit einem Dreivierteljahr gibt es keine ernstzunehmende Anfrage nach dem fast tausend Jahre alten Objekt mit 1100 m² Wohn- und 2400 m² Grundstücksfläche. Aber natürlich, sagt Siller, sei ein Schloss immer eine Prestigesache, und Schlossbesitzer seien grundsätzlich immer eine "sehr eigene Klientel".

20 bis 30 Schlösser sind in Österreich ständig auf dem Markt - oder auch "latent auf dem Markt", wie es Christian Sommer von Engel & Völkers nennt. Denn: "Wenn der Preis passt, ist auch das Angebot größer." Das einschlägige Angebot in neun europäischen Ländern und den USA hat Sommers Unternehmen nun schon zum zweiten Mal in Buchform herausgebracht, ein prachtvoller Bildband mit 26 Schlössern und in englischer Sprache. Bei manchen stehen auch die Angebotspreise dabei, sie reichen von 650.000 Euro für einen 400 m² großen bayerischen Landsitz aus dem 16. Jahrhundert bis hin zu 20 Millionen Euro für ein großzügig angelegtes Gestüt aus dem 19. Jahrhundert in Niedersachsen.

Fresken und Mieter als "Pferdefüße"

"An unserem Buch sieht man, dass es offenbar einen Markt gibt", sagt Sommer. Er gibt aber zu bedenken, dass man als Schlosskäufer bereit sein müsse, "einen höheren Instandhaltungsaufwand zu betreiben". Und nicht nur das: Makler Siller weist darauf hin, dass der künftige Käufer des Schlosses in Judenburg wohl zwischen 1,5 und drei Millionen Euro in die Hand nehmen müsste, um das Schloss auf Vordermann zu bringen. "So manches Fresko wäre dort noch freizulegen."

Auch Luxus-Maklerin Elisabeth Huber vom Dr. Max Huber Realbüro gibt zu bedenken, dass ein Schlosskauf einen "immensen Aufwand" bedeuten könne, "wenn man ein baufälliges Objekt kauft". Bei dem Judenburger Schloss kommt noch ein anderer "Pferdefuß" dazu, wie es Makler Siller nennt: Teile des Schlosses sind unbefristet vermietet - auch das schränkt die Möglichkeiten des Käufers ein.

Online-Verkauf

Siller, der auch erzählt, dass er vor einigen Jahren ein österreichisches Schloss einem Tadschiken verkaufte ("eine schwierige Angelegenheit"), wartet im Übrigen gar nicht auf Interessenten aus Österreich - denn die kämen ohnehin nicht. "Alles Ausländer", sagt er, angesprochen auf den Wohnsitz der etwa zwei bis fünf Anfragenden im Jahr. Manch ein Schlossbesitzer verzichtet gleich auf einen Makler und verkauft sein altes Gemäuer lieber übers Internet - so wie ein Abgeber aus Niederösterreich, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Auf schlossverkauf.at hat er in den vergangenen sieben Monaten sein "stilvoll renoviertes" Schloss feilgeboten, das "nur 30 Autominuten von Wien entfernt liegt". Den ehemaligen Adelssitz aus dem 12. Jahrhundert verkauft er altersbedingt, wie er sagt. Fünf Millionen Euro will er dafür, nun steht er "kurz vor dem Verkauf".

Sieben Monate wären sehr rasch beim Verkauf eines derartigen Objekts. Oft dauert es noch wesentlich länger. Dennoch würden wegen der naturgemäß recht hohen Provision - die Kaufpreise liegen meist zwischen zwei und acht Millionen Euro, je nach Zustand, Lage und Ausstattung - freilich auch Makler dieses Geschäft sehr gerne machen. "Jede Menge" Makler hätten sich bei ihm gemeldet, bestätigt der anonyme Bald-nicht-mehr-Schlossbesitzer. Er glaubt aber, dass er mit dem unkonventionellen Weg über die Website goldrichtig lag: "90 Prozent der Anfragen kamen über die Website, zehn Prozent über Makler." (Martin Putschögl, DER STANDARD, Open Haus, 30.4.2014)