Bild nicht mehr verfügbar.

Die traditionell 49-tägigen buddhistischen Begräbnisfeiern für die Sherpas haben bereits begonnen. Die Familien ließen die Toten in Kathmandu verbrennen.

Foto: EPA/NARENDRA SHRESTHA

Kathmandu/Wien - Als Reaktion auf das Lawinenunglück auf dem Mount Everest werden die nepalesischen Sherpas in dieser Saison keine Bergsteigergruppen mehr auf den Berg begleiten. Das entschieden die Bergführer in einer Sitzung am Dienstag im Basislager des höchsten Berges der Welt. Mit ihrer Entscheidung wollen sie ihren 13 getöteten und neun verletzten Kameraden ein Denkmal setzen. Drei Sherpas gelten offiziell noch immer als vermisst. Von der Entscheidung betroffen sind insgesamt 334 Expeditionen.

Gleichzeitig verkündete die nepalesische Regierung, dass sie für die verletzten und getöteten Sherpas einen Fonds einrichten werde, und folgt damit Forderungen der Vertreter der Sherpas, die am Montag bei einem Krisentreffen festgelegt wurden.

Hohe Bergsteigergebühren

Ein Regierungsvertreter sagte der "New York Times" zudem, dass es Pensionszahlungen an ältere Sherpas und Ausbildungsunterstützung für deren Kinder geben werde. Die Details der künftigen Vereinbarungen sollen aber noch bei Treffen mit Vertretern der Berufsgruppe ausgearbeitet werden. Die Unterstützungszahlungen sollen mit den Bergsteigergebühren beglichen werden. Diese müssen von jedem Kletterer an die nepalesischen Behörden geleistet werden und betrugen bis Februar etwa 18.100 Euro. Inzwischen senkte die Regierung die Summe auf rund 8000 Euro pro Person. Da die Sherpas nun aber ihre Arbeit niederlegen, könnten die Behörden diese Gebühren an die Touristen wieder rückerstatten müssen.

Den hohen Einnahmen stehen die aktuellen Entschädigungszahlungen von nur rund 245 Euro gegenüber. Dazu kommen etwa 7240 Euro aus der verpflichtenden Lebensversicherung. Für die Vertreter der Berufsgruppe ist das zu wenig, denn bereits die Ausgaben für das traditionell 49-tägige buddhistische Begräbnis liegen bei bis zu 5000 Euro. Das durchschnittliche Jahreseinkommen in Nepal beträgt etwa 500 Euro. Ein Sherpa verdient in einer Saison von drei Monaten bis zu 3600 Euro.

Privater Fonds für Familien

Ed Marzec ist einer der Bergsteiger, die sich auf den Aufstieg am vergangenen Freitag vorbereitet hatten. Der 67-Jährige wollte der älteste US-Bürger auf dem Gipfel des Everest sein. Nun will er das Dach der Welt nicht mehr erreichen. Ash Gurung, einer der noch immer vermissten Sherpas, war ein enger Freund. "Ich bin gewillt, mich der Entscheidung der Sherpas zu beugen, nachdem ich hier nur Gast bin", schreibt Marzec in seinem Blog. Er berichtet allerdings von Bergsteigern, die versuchen, die Meinung der Sherpas zu ändern. "Ich schäme mich für unsere Gier, und unser fehlendes Mitgefühl ist mir peinlich", so der 67-Jährige weiter. Er selbst richtete einen privaten Fonds für die Opfer und ihre Angehörigen ein.

Auch Expeditionsleiter Tim Rippel unterstützt im Basislager des Everest die Anliegen der Sherpas: "Sie haben nun erfahren, wie hoch die Einnahmen der Regierung durch die Bergsteiger sind, und wollen ihren Anteil. Jetzt ist  unter sehr traurigen Umständen ihre Zeit gekommen", schreibt er.

Insgesamt verunglückten im vergangenen Jahrhundert 99 Nepalesen auf dem 8848 Meter hohen Berg. (Bianca Blei, DER STANDARD, 23.4.2014)