Diese beiden Geräte kosten gemeinsam nur etwas mehr als 101 Euro.

Foto: derStandard.at/Georg Pichler

Das Smartphone "Timmy E128" kommt in recht generischem Design daher, liefert  für seinen Preis aber sehr ansprechende Leistung und Features.

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Die Verarbeitung ist solide, reicht aber natürlich nicht an teure Spitzengeräte heran.

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Das Display ist etwas grob aufgelöst und bietet keine sonderlich hohe Blickwinkelstabilität der Farben.

 

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An Bord ist Android 4.2 mit leichten Abwandlungen.

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Die rückseitige Kamera reicht für einfache Schnappschüsse, hübsche Bilder gelingen damit nicht.

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Auch die Frontkamera erzeugt kein hochwertiges Bildmaterial.

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Auf ganzer Linie enttäuscht das Tablet. Weder Hardware, Software, noch Verarbeitung vermögen zu überzeugen.

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Mit schwachem Kontrast, niedriger Helligkeit und enorm grobkörniger Auflösung ist das Neun-Zoll-Display die unrühmliche Krönung der Mängelliste.

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Dazu ist die Bildschirmfront aus Kunststoff - und somit extrem anfällig für Kratzer.

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Die Aufnahmequalität beider Kameras - auf beiden Seiten dürfte das gleiche Modul zum Einsatz kommen - entspricht jener der ersten kommerziell erhältlichen Webcams. Die Bilder in VGA-Auflösung werden auf zwei Megapixel interpoliert, was das Ergebnis nicht gerade verbessert.

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Vor etwas mehr als einem Jahr hat der WebStandard versucht herauszufinden, was Ultrabillig-Mobilgeräte zu leisten imstande sind. Unter die Lupe genommen wurden ein Smartphone und ein Tablet mit Android, die beide gemeinsam gerade einmal 100 Euro kosten. Das Ergebnis: Die gefundenen Geräte stellten bestenfalls Puristen zufrieden.

Nun ist es an der Zeit, den Testlauf zu wiederholen und um herauszufinden, welche Hardware man mittlerweile für einen knapp dreistelligen Eurobetrag erwerben kann.

"Boogie" und "Timmy"

Eines hat sich im Vorjahresvergleich nicht geändert: Wer zu diesem Niedrigpreis Neuware erhalten möchte, muss weiterhin zum China-Import greifen. Fündig geworden ist der WebStandard beim Tablet "Boogie" und dem Smartphone "Timmy E128", beide aus dem Angebot des Händlers Chinavasion. 43,60 Euro kostet dort das Tablet, rund 58 Euro das Smartphone, was sich zu seiner Gesamtrechnung von etwas über 101 Euro addiert.

Sparstift am Display

Das "Timmy"-Telefon ist rundherum in Kunststoff gehalten und bringt ein Display mit einer Diagonalen von 4,5 Zoll mit. Die Auflösung liegt bei 854 x 480 Pixel, was eine Pixeldichte von rund 218 PPI ergibt. Motorolas Moto G packt auf die gleiche Fläche 1.280 x 720 Pixel, der Unterschied ist klar erkennbar. Auch ohne genauem Hinschauen wirken kleine Icons oder Schrift etwas bröselig.

Farbintensität und Kontraststärke lassen sich als eher mittelmäßig einstufen. Die maximale Helligkeit des Bildschirms ist ausreichend, sofern man nicht im grellen Sonnenlicht unterwegs ist. Klare Schwächen sind bei der Blickwinkelstabilität erkennbar. Insbesondere, wenn man das Telefon nach vorne oder hinten neigt, lässt die Farbtreue schnell nach. In der alltäglichen Nutzung fällt dieser Mangel allerdings kaum auf.

Die Einschränkungen dürfen nicht verwundern: Display gehören mitunter zu den teuersten Komponenten mobiler Elektronik, dementsprechend bietet sich auch viel Sparpotenzial.

Dualcore-CPU, Dualsim, microSD-Slot

Unter der Haube werkt ein MTK6572-Chip von Mediatek. Der eine Dualcore-CPU beheimatet, welche mit 1,3 GHz getaktet ist. Mit 512 MB ist der Arbeitsspeicher eher knapp bemessen. Auch der Speicherplatz für System und Inhalte fällt mit vier GB nicht unbedingt üppig aus, er lässt sich jedoch dank microSD-Slot um bis zu 16 GB erweitern. Sehr oft werden von solchen Geräten auch größere Karten mit 32 GB oder 64 GB erkannt.

In puncto Konnektivität ist die gängige Standard-Ausrüstung mit dabei. Ins Internet gelangt das Timmy per WLAN (802.11n) oder 3G. Per Bluetooth lässt es sich mit anderen Geräten verbinden. Navigation per GPS wird unterstützt, wobei die Empfangsstärke und Ortungsgenauigkeit Mediatek-typtisch zu wünschen übrig lassen.

Daneben gibt es noch den üblichen microUSB-Lade- und Datenport. Typisch für viele chinesische Smartphones: Es gibt einen zweiten SIM-Steckplatz, was nützlich für Auslandsreisen oder die Trennung von Sprach- und Datentarif ist.

Schnappschusskameras

Fotos lassen sich mit dem 4-MP-Hauptkamera – sie verfügt über einen LED-Blitz - knipsen, auf der Frontseite steht für Videotelefonie ein Modul mit einem Megapixel zur Verfügung. Die maximale Videoauflösung liegt bei 640 x 480 Pixel.

Über Schnappschussqualität kommen ohnehin beide Kameras nicht hinaus. Auch bei guten Lichtbedingungen gibt es teils gut sichtbares Bildrauschen. Auf beiden Seiten reagieren die Kameras recht empfindlich auf Gegenlicht. Dazu liefern die Fotos sehr wenige Details, sodass Motive in etwas weiterer Entfernung schnell verschwommen wirken und Text nicht mehr lesbar ist.

System und Benchmarks

Als Betriebssystem kommt Android 4.2 zum Einsatz, die Oberfläche entspricht Stock Android, lediglich bei der Anzeige von App-Icons wurden Anleihen an älteren Versionen von Samsungs TouchWiz-UI genommen. Auf die meisten Eingaben reagiert das Gerät flüssig, die App-Ladezeiten liegen spezifikationsbedingt natürlich merkbar höher, als bei aktuellen Spitzendevices wie etwa dem Galaxy S5 von Samsung. Randnotiz: Eine App für Over-The-Air-Aktualisierungen ist zwar vorhanden, dass die Firmware in Zukunft ein Update erhält, ist aber sehr unwahrscheinlich.

Das Bild eines soliden Einsteigergerätes verfestigt sich auch in den Benchmarks. Beim Allroundtest mit Antutu erreicht das Timmy mit rund 9.400 Zählern cirka das Niveau des Galaxy S2. Beim HTML5-Test mit Vellamo liegt es mit etwa 1.600 Punkten den Score des aktuellen Nexus 7-Tablets, wobei sich hier in der Praxis letztlich die beschränkte Aussagekraft von Benchmark-Apps veranschaulicht.

Da der 3D-Grafiktest mit "Epic Citadel" nicht möglich war – das Programm stürzte vor Initialisierung der 3D-Szene stets ab – wurde mit dem etwas älteren Nenamark 2 gemessen. Hier war die Wiedergabe mit durchschnittlich 36,3 Bildern pro Sekunde flüssig. Casual Games und sehr einfache 3D-Apps kann das Smartphone stemmen.

Mittelmaß bei Akku und Akustik

1.800 mAh liefert der austauschbare Akku des Telefons, was bei durchschnittlicher Nutzung (gelegentliche Kommunikation per Messenger und SMS, Internetsurfen, Fotos sowie die Verwendung einfacher Apps) für einen Arbeitstag an Verwendung ausreicht, über Nacht aber auf jeden Fall geladen werden muss.

In puncto Klangqualität liefert das Gerät über Kopfhörer ein mittelmäßiges Audioerlebnis. Der externe Lautsprecher verhält sich diesbezüglich auch eher unspektakulär und ist leider extrem leise. Keine Probleme gibt es beim Telefonieren. Der Gesprächspartner ist gut zu verstehen, die eigene Stimme kommt mit kleineren Verzerrungen ebenfalls gut hörbar am anderen Ende an.

Passabel verarbeitet

In Sachen Verarbeitung ist das Timmy E128 freilich kein HTC One, die verwendeten Materialien wirken allerdings nicht billig und auch die Verarbeitung ist solide. Das telefon liegt außerdem gut in der Hand und macht auch haptische einen brauchbaren Eindruck. 134 x 69 x 10 Millimeter misst das Smartphone bei rund 150 Gramm Gewicht.

Interessante Alternative

Vergleicht man diese Handy nun mit dem namenlosen Phone aus dem Vorjahr, so darf man durchaus positiv überrascht darüber sein, was für einen Preis von rund 50 Euro geboten wird. Die Unterschiede sind enorm: Die Hardware ist deutlich leistungsfähiger, dank 3G-Empfang ist auch aufwändigere Kommunikation kein Problem mehr und dank GPS lassen sich Google Maps und Co. nun auch sinnvoll nutzen.

Wer sich nicht zu den Powerusern zählt und auch nicht häufig Fotos schießen will, sondern einfach nur ein günstiges Gerät für mobile Kommunikation und Internetzugang sucht, finder hier eine durchaus überlegenswerte Option.

Whitebox-Tablet

Etwas, das sich über das Tablet allerdings nicht sagen lässt. Schon das im Vorjahr getestete Produkt, "Xinc", war bestenfalls für Puristen zu empfehlen. Bei "Boogie" setzt sich das fort. Der Name selbst ist eine Erfindung des Händlers und am Gerät selbst, bei dem es sich defacto um ein Whitebox-MID ("Mobile Internet Device") handelt, nirgendwo vermerkt.

Ausstattung

Die Eckdaten: Hinter einem 9-Zoll-Display (800 x480 Pixel) werkt eine Allwinner A13-CPU mit einem Kern und 1-Ghz-Taktung. Sie greift auf 512 MB RAM zu. Der Gerätespeicher selbst ist mit acht GB bemessen, eine Erweiterung via microSD (maximal um 32 GB) ist möglich.

Ins Internet kommt das Tablet ausschließlich per WLAN, sieht man vom microUSB-Anschluss ab, fehlen andere Konnektivitätsoptionen völlig. Weder 3G, noch Bluetooth oder GPS-Navigation sind verbaut. Dazu gesellen sich zwei Kameras mit jeweils 0,3 MP-Auflösung und voreingestellter Interpolation auf 2 MP.

Der Akku ist mit 3.000 mAh für ein Tablet dieser Größe mager dimensioniert. Als Betriebssystem kommt die recht angestaubte Android-Version 4.0.4 zum Einsatz, die aber zumindest keine Interface-Änderungen erfahren hat.

Wenig Leistung, instabile Firmware

Befürchtungen bezüglich unbefriedigender Performance bewahrheiten sich bereits in den Benchmarks. Nur knapp 4.000 Zähler erzielt das Gerät bei Antutu, 450 Punkte bei Vellamo verheißen ebenfalls keine Wunder. Epic Citadel verweigerte auch hier den Dienst, mit 23,9 Bildern pro Sekunde wurde die Testszene bei Nenamark 2 gerade noch im flüssigen Bereich abgespielt.

Leider wurde auch bei der Optimierung des Systems gepatzt. Oftmals reagiert das Tablet träge auf Eingaben, Menüanimationen ruckeln und bei manchen Apps friert das System überhaupt kurz ein oder stürzt ab (zB. Bei Google Music). Selbst schmökern bei Google Play Selbst ist begleitet mit "App reagiert nicht"-Fehlermeldungen. Normales Internetsurfen wird am "Boogie" haarsträubenden Geduldsspiel.

Lange Mängelliste

Dazu gesellen sich andere Schwächen: Das Display bietet eine Pixeldichte von gerade einmal 104 PPI. Die grobe Auflösung macht sich auf den ersten Blick bemerkbar, das Lesen von Texten in etwas kleinerer Schrift wird damit bereits spürbar erschwert. Hinzu kommt eine sehr niedrige maximale Helligkeit, die das Tablet für den Außengebrauch nahezu unbrauchbar macht. Bilder der beiden Kameras fallen unter die Kategorie "unbrauchbar".

Auch gegen Kratzer ist das Tablet (ohne der mitgelieferten Schutzfolie) kaum gefeiht, da das Displaypanel aus Kunststoff besteht. Das zumindest die Soundausgabe aus Lautsprecher und über Kopfhörer für Tablet-Verhältnisse passabel ist, ändert am Gesamteindruck wenig. Denn auch die negativen Erwartungen an den Akku erfüllen sich: Nach spätestens drei bis vier Stunden regelmäßiger Nutzung ist dieser vollständig erschöpft.

Die Mängelliste setzt sich äußerlich nahtlos fort. Der verwendete Kunststoff des Gehäuses macht keinen besonders wertigen Eindruck, die Knöpfe zur Regelung der Lautstärke und den Aufruf des Startbildschirms sind bedenklich wackelig. Ganz allgemein ist die Verarbeitung des Tablets kaum zufriedenstellend.

Fazit

Licht und Schatten können nahe beieinander liegen, wenn man sich auf mobile Endgeräte der untersten Preiskategorie einlässt. Während das Timmy E128-Smartphone im Vergleich zum im Vorjahr getesten Handy ein sehr beachtlicher Fortschritt ist, kann das Billig-Tablet in keinster Weise überzeugen. Zwar gibt es auf diesem Preisniveau wohl tauglichere Geräte, diese spielen aber ebenfalls auf niedrigem Leistungsniveau.

Markantester Punkt der Einsparungen war neben Prozessor und Arbeitsspeicher in beiden Fällen die Displays. Ein Manko, das sich beim Smartphone verschmerzen lässt, aufgrund der enorm niedrigen Pixeldichte beim Tablet aber um so mehr ins Gewicht fällt.

Während es mittlerweile möglich ist, ein alltagstaugliches Mobiltelefon um rund 50 Euro zu erstehen, lohnt es sich bei Tablets nach wie vor, 30 Euro für ein Einsteigergerät von Marken wie Ainol draufzulegen, die deutlich mehr zu bieten haben. Wer auf Markengeräten besteht, findet passable Tablets und Smartphones ab rund 120 bis 150 Euro im Handel. (Georg Pichler, derStandard.at, 18.05.2014)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Testgeräte wurden vom Händler Chinavasion zur Verfügung gestellt.