So soll das fertige Haus aussehen.

Foto: DUS Architects

In Amsterdam starten drei junge Architekten ein weltweit einmaliges Experiment. Sie wollen in drei Jahren ein Haus bauen, das aus von einem 3D-Drucker produzierten Kunststoffelementen besteht. In drei Jahren soll es stehen, das Plastikhaus im Grachtenlook. Ein niederländisches Architekturbüro druckt derzeit im Norden Amsterdams die Bauteile aus.

Eine Wand voller Schutzhelme - das ist das Erste, was der Besucher beim Betreten der Baustelle zu sehen bekommt. "Die haben wir zum Scherz aufgehängt", lacht Hedwig Heinsman vom Amsterdamer Architekturbüro DUS, als sie an ihnen vorbeiläuft. "Die brauchen wir nicht mehr!"

Kamermaker

Denn diese Baustelle im Norden von Amsterdam ist anders: Hier wird kein Haus gebaut, sondern gedruckt. In einem Container, zweieinhalb mal zweieinhalb Meter groß und sechs Meter hoch. Darin steht der mobile 3-D-Drucker, mit dem DUS das erste gedruckte Haus der Welt bauen will.

Kamermaker heißt der Drucker, Zimmermacher. Denn 13 Zimmer soll dieses revolutionäre Haus bekommen, verteilt über drei Stockwerke. Und einen Treppengiebel wie die historischen Grachtenhäuser.

Drei Jahre Bauzeit

Drei Jahre soll das dauern. Bislang arbeite der Drucker noch etwas langsam, das müsse schneller werden: "Wir sehen das Ganze als Forschungsprojekt, bei dem nach und nach alles besser wird", sagt Heinsman und schaut zu, wie die Leimpistole des Druckers, der Druckerkopf, mit einem surrenden Geräusch das nächste Bauelement herstellt.

Die Pistole ist an einem beweglichen Rahmen befestigt und kann sich in alle Richtungen bewegen. Dabei spuckt sie einen schwarzen Faden aus - wie von einer Lakritzschnecke, aber endlos, gut drei Millimeter dick. Unermüdlich schichtet sie einen Lakritzfaden über den anderen und baut so langsam ein rechteckiges Bauelement auf.

"Es ist ein Biokunststoff", erklärt die 33-jährige Architektin. "Eigentlich ist er farblos. Doch sobald man dem Granulat ein paar Körnchen Farbe beimischt, wird es bunt. Dieses Element hier wird schwarz. Weil das erste Zimmer schwarz werden soll."

Revolution

Die ersten Baukörper stehen bereits auf dem Gelände. Der größte ist ein Eckelement, zwei mal zwei Meter groß und drei Meter hoch. Mit einer Aussparung da, wo später das Fenster eingebaut werden soll. 180 Kilo wiegt dieser Kunststoffblock. Der Drucker brauchte eine halbe Woche, um ihn herzustellen. Drei weitere Tage muss das Material härten.

Der Drucker werde die Bauwelt revolutionieren, sind sich die Architekten sicher. Die Baustelle ist eine saubere Sache, weniger Transportkosten fallen an, Lagerräume erübrigen sich.

Zimmerleute und Tischler könnten allerdings das Nachsehen haben. Denn auch die Inneneinrichtung kann aus dem Drucker kommen. Die Traumküche, das Traumbad - maßgedruckt. Und was ist, wenn man umziehen muss? "Dann baut man sein Haus einfach ab und am neuen Ort wieder auf", lacht Hedwig Heinsman. (Kerstin Schweighöfer aus Amsterdam, Der Standard, 01.05.2014)

Video: 3D-Haus