Wien - 200 Personen haben sich via Facebook bereits für den Flashmob "Gebt dem Plachutta Wiener Zucker" am Samstag angemeldet. Ab 19 Uhr soll ein Zuckerturm vor dem Lokal in der Wollzeile in der Wiener Innenstadt errichtet werden. Es ist die zweite Aktion gegen das Nobelrestaurant. Schon am Donnerstag hatten Aktivisten vor dem Lokal gezuckerte Erdbeeren verteilt. Laut Medienberichten kam es dabei zu  Handgreiflichkeiten zwischen einem Demonstranten und einem genervten Kellner.

Noch immer sorgt der Fall jenes Mitarbeiters für Aufregung, der entlassen worden war, weil er sich 50 Gramm Zucker genommen hatte, um seine Erdbeeren zu zuckern.

"Psychoterror" und kein Trinkgeld

Schwerwiegend auch die Vorwürfe, die ein ehemaliger Mitarbeiter auf derStandard.at gegen Mario Plachutta erhoben hatte. So habe dieser "Psychoterror" gegen Mitarbeiter ausgeübt. Trinkgeld habe es nur bei Elf-Stunden-Diensten gegeben. Die Mitarbeiter seien gedrillt worden, sich an die drei Plachutta-L.s zu halten: "Laufen, lachen, Leistung bringen." Den Empfangsdamen sei nahegelegt worden, keine Röcke zu tragen, die länger als knielang sind. Plachutta wollte sich nicht äußern.

Mehr Unterricht für Gastro-Lehrlinge

Christoph Peschek, Lehrlingssprecher der Wiener SPÖ, nutzt die Gelegenheit, um sich für bessere Arbeitsbedingungen für Lehrlinge in der Gastronomie einzusetzen: "Leider gibt es immer wieder Betriebe, die Lehrlinge nicht als junge Auszubildende sehen, sondern als billige Arbeitskräfte." Die Zahl der Unterrichtsstunden in der Berufsschule sei anzuheben: "In drei Lehrjahren haben Lehrlinge im Gastgewerbe durchschnittlich nur 1080 Unterrichtsstunden, in den anderen Lehrberufen sind es großteils 1260."

Mit Plachutta verbindet Peschek negative Erfahrungen. So erinnert er daran, dass Plachutta seine Lehrlinge in der Vergangenheit im Standard als "unbrauchbare Analphabeten" und "Spiegelbild einer verrotteten Gesellschaft" bezeichnet hatte. 

Kritik von Foglar

ÖGB-Präsident Erich Foglar spricht von einem "extremen Missgriff" Plachuttas. Wie der Gastronom vorgegangen sei, "gehört sich einfach nicht", so Foglar laut "Österreich". Arbeitgeber sollten die Situation am Arbeitsplatz, in der der Druck Jahr für Jahr steige, durch solche Aktionen nicht noch mehr verschlechtern, meint der oberste Gewerkschafter.

"Wir haben gute Schutzmöglichkeiten", sagt Foglar aus Arbeitnehmersicht zu "Österreich". Er erinnert, dass die AK erfolgreich für den entlassenen Kellner klagte. Auch AK-Chef Rudolf Kaske hatte bereits Kritik über die Vorkommnisse im Plachutta geäußert. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 2.5.2014)