Nach 13 Jahren FM4 wechselte Elisabeth Gollackner zur ORF-1-Info und erfand das Konzept zur ORF-"Wahlfahrt".

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"Wahlfahrt" mit Hanno Settele: EU-Politikerin Ska Keller. 

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Wien - Wenn von Elisabeth Gollackner die Rede ist, kommen selbst gestandene Fernsehleute ins Schwärmen. Kathrin Zechner sieht in ihr eine "kreative junge Könnerin". Ihre "unglaublich krea­tiven und ungewöhnlichen Ideen" schätzt ORF-1-Infochefin Lisa Totzauer. Hanno Settele bewundert, wie sie "andere ohne Belehrung, aber mit natürlicher Auto­rität für sich gewinnt" und empfiehlt ORF 1, mit ihr einen "25-Jahres-Vertrag abzuschließen".

"Unglaublich, wie warm es ist!" Elisabeth "Lilly" Gollackner streckt und dehnt sich beim ­Gespräch mit dem STANDARD im Gastgarten des Café Dommayer kurz vor dem Start der zweiten Wahlfahrt. Nach stundenlangen Schneidearbeiten genießt sie die laue Frühlingsluft und das Gefühl, an etwas zu arbeiten, das am Ende gut und richtig ist: "Völlig größenwahnsinnig sitze ich da in meinem Schnittdelirium und bin überzeugt, dass es funktionieren wird."

Keine Chance rauszukommen

Den Beweis tritt ab Dienstag, 23.05 Uhr, Hanno Settele an, der dieses Mal EU-Politiker im Mercedes kutschiert. Auf dem Beifahrersitz: EU-Parlamentspräsident Martin Schulz und Ska Keller von den Grünen, am 8. Mai Renata Alt (FDP) und Morten Mes­serschmidt (EFD), am 9. Mai Viviane Reding (EVP) und Fotios Amanatides (Piratenpartei). Gollackner hatte die Idee zum derzeit innovativsten Format des ORF. Möglich wurde das, weil der 35-jährigen Salzburgerin nach 13 Jahren FM4 der Sinn nach Veränderung stand.

Gollackner stellte sich bei Totzauers ORF-1-Info mit ei­nem Konzept zur Talkshow im Auto vor und wurde sofort genommen – ein Glücksfall für beide: "Fernsehen fühlt sich an wie Angekommensein. Weil ich Grafik, Musik, Text und meine jour­nalistische Bildung einbringen kann", sagt Gollackner. Ihre Talente setzte sie im ZiB-Magazin, etwa mit grafisch designten Beiträgen um. Ihre "Scribble-Art" wurde schon mit dem Journalismuspreis der Armutskonferenz ausgezeichnet.

Architektur für den Blick

Die Wahlfahrt skizziert Gollackner so: "Es gibt eine Architektur für den Blick: Wo du hinschaust, so redest du. Wenn beide Gesprächspartner nach vorn schauen, ergibt das völlig andere Gespräche, als wenn sie einander konfrontativ gegenüberstehen. Das ergibt eine großartige Möglichkeit. Und: Du hast keine Chance rauszukommen." Mit dem Team um Lisa Totzauer und Regisseur An­dré Turnheim (Gollackner: "Anwalt des Bildes") entstand die Wahlfahrt 2013, die mit Frank Stronachs Bekenntnis zur Todesstrafe für "Berufsmörder" paukenschlagartig begann.

Der Unterschied zu den internationalen Fahrten? "EU-Politiker haben ein Gefühl von ihrer Macht. Sie setzen sich in das fahrende Sofa und strahlen Authentizität aus – obwohl sie genau wissen, was sie tun und sagen." (Doris Priesching, DER STANDARD, 6.5.2014)