Wir hätten fast Tränen der Freude vergossen, als wir hörten, dass der alte Mercedes von Hanno Settele wieder läuft. Hatten wir doch nichts mehr von ihm gehört, seit ihn Werner Faymann – damals noch Kanzlerkandidat für die Nationalratswahl 2013 – in der letzten Folge der "Wahlfahrt" von der Straße schieben musste.

Martin Schulz, SPD-Politiker und Präsident des EU-Parlaments, bekommt nun tatsächlich nasse Augen auf seiner Fahrt im Mercedes – aber dazu später mehr. Von 6. bis 9. Mai kutschiert Settele EU-Wahlkandidaten für die "Wahlfahrt Europa" durch die Gegend

Foto: ORF/Florian Matscheko

Als Erste nehmen die europaweite Spitzenkandidatin der Grünen, Ska Keller (32) – die erste Wahlfahrerin, die jünger ist als das Auto (36) –, und Schulz auf dem Beifahrersitz Platz.

Mit Fragen wie "Warum sollen wir uns von Brüssel regieren lassen?" oder „Glühbirnen, Kaffeemaschinen – haben Sie keine anderen Sorgen?" kommt Settele gleich zur Sache. Schulz gibt sich jovial, Keller versucht trotz Anflügen von väterlichem Zynismus beim Chauffeur fröhlich ernst zu bleiben.

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Keller, unterwegs nach Halle, jausnet vegane Tofuwürstel mit Settele am Kofferraumdeckel, Schulz, der nach Luxemburg muss, Kantwurst auf dem Rastplatz.

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Das Kennzeichen wechselte zu "W Wahl 14", und es gibt das Quiz "Europa in Zahlen“. Doch vieles blieb gleich: Geschenke im Handschuhfach, freche Fragen, durchaus sympathische Antworten und feine Musik von The Clash bis The Cure. Das kölsche Lied "En unserem Veedel", das Settele Schulz arglos vorspielte, ließ den vor Rührung weinen.

So ein EU-Wahlkampf geht halt aufs Gemüt. Die "Wahlfahrt" ist jedenfalls bisher das Beste an ihm. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 6.5.2014)

Zum Thema: Mit der "Wahlfahrt" angekommen sein - Ab Dienstag geht Hanno Settele wieder auf "Wahlfahrt, dieses Mal in Europa. Die Idee zum derzeit innovativsten ORF-Format hatte Elisabeth Gollackner

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