Die 20 Meter lange Parole wurde am Samstag mit Zaungittern und Plane abgedeckt.

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Der Schriftzug auf Kopfhöhe.

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Der Tatort hinter dem "Tschechoslowakischen Denkmal".

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Linz/Mauthausen – Eine 20 Meter lange, neonazistische Schmiererei wurde in der Nacht auf Freitag an einer der Mauern des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen angebracht. Mit schwarzer Farbe wurde in Versalien "Türkenrass ab ins Gas. Sieg heil!" auf die Außenmauer in der Nähe des sogenannten "Denkmals der Tschechoslowakei" gesprayt. Die Buchstaben "S" waren in der Form von SS-Runen ausgeführt, daneben sprühten die Täter Hakenkreuze.

Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte hatten die Beschmierungen am Freitagnachmittag bei einem Rundgang entdeckt. Die Stelle befindet sich an einer frei zugänglichen Position auf dem Areal des KZ. Am Sonntag soll dort bei der Befreiungsfeier der Opfer des NS-Regimes gedacht werden.

Polizeilich "gescannt"

"Es ist eine Katastrophe", sagt der Sprecher der Landespolizeidirektion Oberösterreich, David Furtner, im Gespräch mit derStandard.at, "der Verfassungsschutz ermittelt auf Hochtouren, wir haben unsere ganze Konzentration jetzt darauf gesetzt". Man ermittle gegen einen oder mehrere Täter. Es wird Anzeige wegen Sachbeschädigung und nach dem Verbotsgesetz erstattet werden, gab die Polizei am Samstag in einer Presseaussendung bekannt.

Die Beweisaufnahme ist soweit abgeschlossen, dass man nun versuchen werde, die rechtsradikale, rassistische Parole noch vor der Gedenkfeier zu entfernen. Dies gestaltet sich – auch aufgrund der Ausmaße - recht schwierig. "Im schlimmsten Fall müssen wir es für die Feier morgen verhängen", erklärt Furtner.

Das Areal sei nicht videoüberwacht, "obwohl das vielleicht künftig anzudenken wäre", so der Polizeisprecher. Es werde natürlich vor Terminen wie jenem am Sonntag mit Cobraeinheiten und Suchhunden polizeilich "gescannt", allerdings "nicht schon Tage im Voraus". Offensichtlich konnten der oder die Täter ohne Zeitdruck und ungestört die großflächige Hassparole anbringen.

Kein Eingeständnis

Gleich in zweifacher Hinsicht bestürzt über die Schändung zeigt sich Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitee Österreich. Zum einen, weil dies ein "trauriger, weiterer Beweis für eine aktive rechtsextreme Szene in Oberösterreich" sei, "die trotz intensivier Polizeiüberwachung im Herzen der KZ-Gedenkstätte zugeschlagen" habe.

Zum anderen kritisiert er den Umstand, dass die Schändung nur durch eine Indiskretion an die Öffentlichkeit geraten sei. Denn am Freitag, als die Schmiererei entdeckte wurde, kam vom Innenministerium keine Reaktion, sagt Mernyi zu derStandard.at. Er hätte sich jedoch erwartet, dass das offizielle Österreich diese Aktion entschieden verurteilt.

Wieder einmal sei der "österreichische Weg" gewählt worden, so Mernyi, man habe es verheimlichen wollen. Hätte es eine Stellungnahme vom Innenministerium über den Vorfall gegeben, wäre dies einem Eingeständnis gleich gekommen, dass es in Oberösterreich eine aktive rechtsextreme Szene geben müsse - doch diese, meint auch Landeshauptmann Josef Pühringer immer wieder, existiere nicht. (Colette M. Schmidt/Kerstin Scheller/mcmt, derStandard.at, 10.5.2014)