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"Die Leute sind mit der Xbox 360 zufriedener als mit der PS3, daher haben die Leute ein geringeres Verlangen umzusteigen" - Yusuf Mehdi

Foto: REUTERS/Fred Prouser

Um sich im Wettbewerb mit Sonys PlayStation 4 besser aufzustellen, wird Microsoft die Spielkonsole Xbox One künftig auch ohne Kinect anbieten. Damit werden ab Juni dieses Jahres beide Konsolen ab 399 Euro im Handel erhältlich sein. Der US-Konzern hofft damit, seine Verkäufe ankurbeln zu können. Zwar verkaufen sich beide Geräte schneller als ihre Vorgänger, doch ging die PS4 seit dem zeitgleichen Start im November 2013 bisher rund drei Millionen Mal öfter über die Ladentische als die Xbox One, die sich Schätzungen nach bisher rund 4,5 Millionen Mal absetzte.

Generationswechsel

Laut Yusuf Mehdi, dem Marketingchef und leitenden Strategen der Xbox-Abteilung, sei die Preissenkung ein entscheidender Schritt, um mehr Kunden zum Generationswechsel bewegen zu können, die Mehdis Aussagen zufolge mit der Vorgängerkonsole Xbox 360 sehr zufrieden seien. Aber es gäbe auch weitere Gründe, weshalb die Xbox One bislang doch deutlich weniger Käufer angesprochen habe.

"Es ist wirklich schwer den Abstand bei den Verkäufen zu bewerten. (Sony) ist aktuell in viel mehr Märkten als wir vertreten. Sie sind in über 40 Märkten, wir in 13", sagt Mehdi gegenüber Forbes. Ab Herbst wird die Xbox One in vielen weiteren Ländern Europas sowie in Japan und auch in China auf den Markt kommen. Ein weiterer Faktor sei die Zufriedenheit der Bestandskunden. "Die Leute sind mit der Xbox 360 zufriedener als mit der PS3, daher haben die Leute ein geringeres Verlangen umzusteigen... Wir könnten eine Reihe von Gründen aufzählen. Aber, wir haben von vielen Xbox-Fans gehört, die meinten: 'Hey, passt auf, ich will eine Xbox One, aber bei 499 Dollar (bzw. 499 Euro) werde ich eine Weile warten, bis ich mir eine leisten kann.' Ich denke, wir werden die Leute nun erreichen, die wechseln und dann Kinect später kaufen. Daher denke ich, dass dieser Preispunkt die Attraktivität vergrößert und hoffentlich mehr Menschen früher zur Xbox One bringt."

Bewertung der Analysten

Woher Mehdi seine Zufriedenheitswerte nimmt, erklärt der Marketingmanager nicht. Tatsächlich konnte die PS3 nach einem jahrelangen Kopf-an-Kopf-Rennen die Xbox 360 am Ende der vergangenen Generation noch einholen und verkauft sich auch heute noch besser als Microsofts alte Konsole.

Analysten bewerten Microsofts Preissenkung positiv für das Geschäft. Wedbush Morgans Michael Pachter glaubt, dass damit der Wettbewerb weiter ausgeglichen würde. "Die meisten Spieler sahen nicht ein, weshalb sie Kinect benötigen und viele waren nicht bereit dafür zu zahlen", heißt es gegenüber Eurogamer. "Ich denke, die beiden Konsolen werden sich den Markt künftig zu gleichen Teilen aufteilen und die Verkäufe werden aufgrund des geringeren Preises um 10 Prozent oder mehr ansteigen."

"Die Preissenkung wird sich positiv auf die Xbox-One-Verkäufe auswirken", meint auch IHS Technology-Analyst Piers Harding-Rolls. "Wir werden unserer Prognosen aufgrund dieser Ankündigung überarbeiten. Wenngleich Sony wohl eine Antwort seitens Microsoft erwartet haben wird, könnte diese frühe Antwort aggressiver ausgefallen sein, als sie es sich erwartet haben", so Harding-Rolls.

"Sony wird sich nun neu sammeln müssen, um seine Marktstellung halten zu können, während die E3-Pressekonferenzen (Anfang Juni) nun für beide Konzerne umso mehr an Bedeutung gewonnen haben."

Überarbeitung

In einem Gespräch mit Engadget kündigte Marketingchef Mehdi auch einige technische Veränderungen bei der Xbox-One-Software aufgrund des Verzichts auf die Sprach- und Bewegungssteuerung Kinect an. So werde man das Interface der Konsole anpassen, um es auch ohne den Sensor möglichst effizient bedienen zu können. "Sie können sich von uns einige Dinge erwarten, die wir in den kommenden Monaten tun werden, um die Erfahrung einfacher und einfacher zu machen, selbst wenn Sie kein Kinect haben."

Mit der Preisparität stellt sich nun die Frage, wie sich Microsoft nun gegenüber der PlayStation 4 positionieren wird, noch dazu weil Sonys Konsole mehr Spielleistung fürs Geld bietet. Laut Mehdi komme es schlussendlich auf die Inhalte an, wobei man hier auf einen breiten Mix aus exklusiven Spielen und Entertainment-Angeboten setzen werde. Erst kürzlich kündigte der Konzern eine Reihe von TV-Programmen an, die man - teilweise nur - über Xbox sehen können wird. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 14.5.2014)