Sicherheit im Operationssaal ist eine Initiative, die Infektionen verhindern soll.

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Postoperative Infektionen ("surgical site infections", SSI) stellen in Europa ein beträchtliches Problem dar und sind ein Risiko bei Krankenhaussaufenthalten. Darauf verweist die Initiative "Sicherheit im OP" anlässlich des in Barcelona zu Ende gegangenen Europäischen Infektionskongresses ECCMID in Barcelona.

Dort wurde eine Reihe neuer Studien zu operationsbezogenen Wundinfektionen vorgestellt. So haben Patienten mit Krebs im Kopf- und Halsbereich, bei denen winzige Gefäße betreffende (mikrovaskuläre) Rekonstruktionen vorgenommen werden, ein hohes Risiko einer operationsbezogenen Wundinfektion (SSI).

Bakterien und Candida

Der Einsatz von Alkohol, längere Operationsdauer und fehlende Prophylaxe gegen gramnegative Keime nach der Operation waren jeweils mit der Entwicklung einer SSI assoziiert. Zu diesem Ergebnis, das auf dem ECCIMID vorgestellt wurde, kam ein Forscherteam vom Henry Ford Hospital in Detroit (USA).

Von den 127 Studienteilnehmern entwickelten innerhalb von 30 Tagen nach der Operation 42 (33 Prozent) eine SSI, am häufigsten waren grampositive und gramnegative Bakterien und Candida. 40 (32 Prozent) entwickelten eine so genannte non-SSI, zum Beispiel Infektionen der unteren Atemwege oder des Harntraktes, oder eine Sepsis. (Risk factors for surgical site infection after microvascular reconstruction for head and neck cancer; Wagner J.L.; Kenney R.M.; Ghanem T.A.; Vazquez J.A.; Davis S.L)

Thorax und Bauch

Eine in Barcelona vorgestellte Studie aus der Türkei untersuchte 106 operationsbezogene Wundinfektionen, die bei 2.882 Patienten nach einer Operation im Bereich des Brustkorbes diagnostiziert wurden. Die Mortalität betrug bei Patienten mit einer SSI neun Prozent, bei Patienten ohne SSI ein Prozent. Die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus war bei Patienten mit SSI mit 33,1 Tagen wesentlich länger als bei Patienten ohne SSI (12,38 Tage).

Die Schlussfolgerung der Studienautoren: "SSI können bei Patienten nach einer Thorax-Operation substanzielle Sterblichkeit und Morbidität verursachen." (Epidemiology and risk factors for surgical site infections following thoracic surgery; Ceken S.; Simsek Yavuz S.; Sensoy A.; Imamoglu O.)

Eine Untersuchung von 253 Frauen in Mittellohnländern, die gynäkologische Eingriffe im Beckenbereich durchführen ließen, zeigt, dass nach abdominaler Entfernung der Gebärmutter 16 Prozent und nach Operationen der Eierstöcke drei Prozent eine SSI hatten. 

Geografie als Faktor

Die durchschnittliche Spitalaufenthaltsdauer war bei Frauen mit einer SSI 5,5mal höher – 22 Tage gegenüber vier Tagen bei Frauen ohne SSI. Entsprechend höher waren bei Frauen mit SSI die Spitalskosten. Die Studienautoren empfehlen den systematischen Einsatz einfacher Methoden der Infektionskontrolle wie Überwachung, Handhygiene oder den konsequenten Einsatz aseptischer Methoden als kostengünstige Maßnahmen der Infektionsprophylaxe in Mittellohnländern. (Economic burden of surgical site infections after gynaecological operations in a middleincome country; Alp Mese E.; Cevahir F.; Ulu-Kilic A.)

Forscher aus Israel präsentierten auf dem ECCMID neue Studienergebnisse, wonach „SSI alles andere als eine seltene Komplikation sind. Eine von fünf Frauen, die sich bestimmten Unterleibsoperationen unterzogen haben, ist davon betroffen. (Surgical site infection after abdominal surgery at the Western Galilee Hospital in Naharia, Israel: incidence and risk factors. A prospective study; Nassar F.; Aga E.; Eithan A.; Mais T.; Rabinovich A.; Keinan-Boker L.)

Nach einem Kaiserschnitt

Eine Studie aus Irland kam zum Ergebnis, dass 11 Prozent der 1.115 untersuchten Frauen nach einem Kaiserschnitt eine SSI aufwiesen. Von diesen wurden bei nur 16 Prozent die SSI während des Spitalsaufenthalts diagnostiziert, bei 84 Prozent erst nach der Entlassung. Die Studienautoren sehen einen Bedarf an regelmäßigem und sorgfältigem Monitoring sowie an Richtlinie für die Infektionsprophylaxe. (Surgical site infection post caesarean section in Louth Meath region, HSE Ireland, in 2012; prospective surveillance study; Dornikova G.; O'Hanlon M.) (red, derStandard.at, 14.5.2014)