Im November eröffnet in Moskau Europas größtes Einkaufszentrum. Der Avia Park in Moskau wird nach seiner Eröffnung gegen Ende dieses Jahres mit 235.000 m² vermietbarer Fläche Europas größtes Shoppingcenter sein.

Visualisierung: Amma

Im vergangenen März war Russland eines von drei "Countries of Honour" auf der 25. Auflage der weltweit wichtigsten Gewerbeimmobilienmesse Mipim in Cannes. Das Land präsentierte sich dort - wiewohl die Ukraine-Krise bzw. damals noch "nur" Krim-Krise schon voll entbrannt war - wie gewohnt mit riesigem Zelt und mit zahlreichen großangelegten Projekten, vor allem mit neuen Stadtentwicklungsprojekten rund um die noch zu errichtenden Fußballstadien für die Weltmeisterschaft 2018. Die politische Krise rund um die Ukraine war in Cannes höchstens Smalltalkthema.

Das hat sich nun geändert. Milliardenfach ziehen Investoren und Entwickler ihr Geld aus Russland ab, berichten professionelle Marktbeobachter wie CBRE-Österreich-Chef Andreas Ridder. Im ersten Quartal 2014 betrug das Minus bei den Immobilien-Investments in Russland 77 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2013. "Es flüchtet sehr viel Geld aus Russland, vor allem wegen der Sorge um den Rubel", sagt Ridder im Gespräch mit dem STANDARD.

"Andererseits sehen wir schon noch einige Russen, die ihr Geld nicht herausbringen können oder wollen und wieder vermehrt in Russland selbst investieren." Der russische Investmentmarkt sei also "nicht völlig tot, denn das Interesse einiger russischer Gruppen ist noch relativ stark. Aber zumindest Ausländer werden jedenfalls erst einmal abwarten, bis die Zeiten wieder besser werden."

Boom im Retail-Segment

Das betrifft auch den Moskauer Büromarkt: Der Flächenumsatz in der russischen Metropole ging laut Jones Lang LaSalle (JLL) im ersten Quartal um 25 Prozent zurück, allerdings ging es hier beispielsweise in Warschau mit 42 Prozent noch wesentlich stärker bergab. Beim Rückgang der Spitzenmieten war Moskau laut JLL mit 4,3 Prozent zuletzt allerdings Spitzenreiter.

Was jedenfalls weiterhin fabelhaft zu funktionieren scheint, ist der Moskauer Retail-Markt. Im Nordwesten der russischen Metropole wird seit November 2012 am größten Einkaufszentrum Europas namens "Avia Park" gebaut. Der Mega-Shoppingtempel mit 235.000 m² Verkaufsfläche (zum Vergleich: Die SCS weist insgesamt 193.000 m² auf) soll heuer gegen Jahresende eröffnen, Developer ist ein internationales Konsortium um den russischen Investor AlphaKom und die schwedische Amma-Gruppe.

"Moskau ist aktuell ein Hotspot für Handelsinvestitionen aller Art", hieß es jüngst in einer Studie von RegioData. "Mit einer noch relativ geringen Dichte an modernen Shopping-Center-Flächen sowie einer doppelt so hohen Kaufkraft wie im Landesdurchschnitt verspricht die russische Hauptstadt gute Rendite." Die geringe Dichte könnte allerdings sehr bald der Vergangenheit angehören. Noch heuer sollen laut JLL 16 (!) weitere Zentren mit Verkaufsflächen von jeweils mehr als 10.000 m² in Moskau eröffnen.

Ukrainischer Markt "nicht vorhanden"

Und die Ukraine? Nun, darüber lässt sich derzeit nicht allzu viel sagen, meint CBRE-Chef Ridder - außer dass dieser Markt von der Krise noch viel stärker getroffen wird als der russische. Allerdings stelle sich dabei die Frage, von welchem Markt überhaupt die Rede ist. "Der ukrainische Markt war schon vor der jüngsten politischen Krise fast nicht vorhanden. Und er wird jetzt wohl überhaupt nicht vorhanden sein" - weder für In- noch Ausländer.

Aus einer kürzlich von der Oesterreichischen Kontrollbank unter 400 Managern von Mittel-Osteuropa-Headquarters mit Sitz in Wien durchgeführte Befragung ging hervor, dass jedes fünfte ausländische Unternehmen seine Ukraine-Standorte reduzieren will. (Martin Putschögl, DER STANDARD, 17.5.2014)