Foto: Agenturhaus
STANDARD: Die ganze Werbebranche jammert über die flaue Konjunktur. Wie geht es denn Ihrem Studio Lebisch, das sie vor drei Jahren ins aus Kärnten stammende Agenturhaus eingebracht haben?

Lebisch: Ich kann mich nicht beklagen, uns geht's gut.

STANDARD: Liegt das an einer Sonderkonjunktur mit dem Kunden ORF?

Lebisch: Das hält sich so in Grenzen, das traut man sich gar nicht in Umsatzzahlen bekannt zu geben.
Das rührt her von meiner langjährigen Bekanntschaft, Freundschaft mit Frau Dr. Lindner. Ich kenne sie seit 15 Jahren vom St.-Anna-Kinderspital, wo wir beide im Vorstand des Unterstützungsvereins sitzen. Darauf bin ich stolz: Wir haben es mit kreativen Überlegungen und der Hilfe des ORF geschafft, 15 Jahre ein Forschungsinstitut von Weltgeltung alleine mit Spenden zu finanzieren.

STANDARD: Weil die ORF-Aufträge solche Peanuts sind . . .

Lebisch: Jedenfalls nichts, von dem man sagen könnte, davon lebe ich in Saus und Braus und kauf' mir nächstes Jahr einen Maserati. Sicher nicht.

STANDARD: . . . wurden die Aufträge nicht ausgeschrieben?

Lebisch: Sie wurden nicht ausgeschrieben, weil wir nur beraten. Der ORF macht das selbst. Wir haben Texter angeheuert oder zumindest vorgeschlagen.

STANDARD: Für die gerade laufende "Danke"-Kampagne.

Lebisch: Ich ärgere mich sehr über die Urteile darüber. Dass sich Leute anmaßen zu sagen, die sei schlecht, und mich namentlich nennen.
Wenn man überlegt, wie vorsichtig die Kampagne gemacht ist. Hätten wir Werbespots gemacht, hätte man sagen können: Wie kommt der ORF dazu, Werbung in eigener Sache zu machen mit unserem Gebührengeld?

STANDARD: Was die Konsumenten jetzt dazu sagen, kann man den Protokollen des Kundendienstes entnehmen: "Bitte stellen Sie diese nervigen Bedankungen in fast jeder Sendung ab." Oder: "Ihre Selbstbeweihräucherungskampagne ist sehr penetrant! Sie sollten endlich mit den Sprücherln und diesem Unfug aufhören." Oder: "Das nervt mich ungemein, wenn das nicht bald aufhört, höre ich nicht mehr Radio."

Lebisch: Das habe ich, das haben wir alle erwartet. Wie ist das mit dem Mainstream, der sich kaum beschwert?

STANDARD: ... aber wahrscheinlich auch darüber ärgert.

Lebisch: Der ORF kann machen, was er will, er wird immer angeschüttet. Damit habe ich schon zu leben gelernt.
Wir wissen aus Messungen, dass die Sympathiewerte der Moderatoren für sich sprechen.

STANDARD: Heißt was?

Lebisch: Die Hörer und Seher sind von den Moderatoren sehr angetan, sie mögen sie. Wenn sich die bedanken, ist die Penetranz, die uns hier vorgeworfen wird, sehr milde und wird von den meisten nicht so empfunden.
Ich habe Missmut erwartet, auch konzertierten Missmut der Presse. Ich würde mich ja gerne äußern, wenn wirklich objektive Daten da sind, wie das ankommt.

STANDARD: Mein Tipp nach den Reaktionen: nicht allzu gut.

Lebisch: Die Kampagne ist nicht aus Jux und Tollerei entstanden. Es war der Wunsch des Vorsitzenden des Stiftungsrates, Klaus Pekarek, darzustellen, wofür der ORF die Gebühren verwendet.

STANDARD: Auch dazu hört man Kritik: Pekarek regt das als Kärntner Raiffeisendirektor an, und ORF-Generaldirektorin Monika Lindner beauftragt Sie, an dessen Agentur Raiffeisen Kärnten beteiligt ist.

Lebisch: Man kann das so sehen. Aber was hat Pekareks Institut wirklich davon? Die sind mit 20 Prozent am Agenturhaus beteiligt, und das mit 40, mit 50 Prozent bei mir. Wo soll da ein unheimlicher Nutzen sein? (DER STANDARD, Printausgabe vom 26.1.2004)