Wien - Ein breites Bündnis aus antifaschistischen Gruppen veranstaltet am Samstag, 8. Mai, um 18 Uhr eine Kundgebung im Sigmund-Freud Park beim Rooseveltplatz. Aus Anlass des Jahrestages der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht soll der Sieg der alliierten Truppen über die deutsch-österreichischen Angriffs- und Vernichtungskrieger gefeiert werden. "Für die unzähligen Menschen, die in ständiger Angst vor Deportation, Lager und Vernichtung im Untergrund lebten und für jene, die aus den Lagern noch befreit werden konnten, ging ein Alptraum zu Ende", erläutert Stephan Hofer, Politikwissenschafter am Institut für Höhere Studien (IHS), die Hintergründe für die Kundgebung.

Mit der militärischen Niederlage des Dritten Reiches endete der Raub- und Vernichtungsfeldzug Nazideutschlands. "Ohne die militärische Intervention von außen und den Widerstand in den besetzten Ländern wäre das NS-Unrechtsregime nicht gestürzt worden", so Hofer.

Am 8. Mai soll daher nicht nur den BefreierInnen gedankt, sondern auch der Millionen Opfer der NS-Gewaltherrschaft gedacht werden. "Bis zuletzt verfolgte die NS-Herrschaft mit breiter Unterstützung weiter Bevölkerungskreise ihr zentrales Projekt, die Vernichtung der Jüdinnen und Juden", erklärt Lili Radonic von der Basisgruppe Politikwissenschaft. "Diesen Opfern wollen wir gedenken." Erinnert werden soll darüber hinaus an die alliierten SoldatInnen und die WiderstandskämpferInnen, die im Kampf gegen die Nazi-Barbarei ihr Leben ließen, insbesondere auch an den Einsatz der US-Streitkräfte.

Während das offizielle Österreich sich erst im Oktober 1955 befreit sieht und Rechtsextreme vom 8. Mai überhaupt gleich als Tag der totalen Niederlage sprechen, soll mit der Veranstaltung auch ein deutliches Zeichen gegen alle Umdeutungsversuche der Vergangenheit gesetzt werden. Heribert Schiedel vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW): "In der Positionierung zum 8. Mai und den Alliierten zeigt sich bis heute die Nähe oder Distanz zum Nationalsozialismus. Die 'totale Niederlage' zu betrauern, wie dies die FPÖ mit dem Wiener FPÖ-Obmann Strache an der Spitze tut, verharmlost den Nationalsozialismus und verhöhnt die Opfer dieses Regimes."

Bei der Veranstaltung wird Sasha Bergelsohn, jüdischer Veteran der Roten Armee, eine Rede halten. In weiteren Redebeiträgen werden Zeitzeugnisse verlesen. Umrahmt wird die Veranstaltung durch die Musiker Aliosha Biz und Alexander Schevtschenko. Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung findet ein Befreiungsfest mit dem Wiener KünstlerInnenkollektiv "Monochrom" statt. Das Befreiungsfest ist Teil der Veranstaltungsreihe der ÖH Uni Wien zum 8. Mai. (red)