Wien - "Natürlich freue ich mich auch, da hat es keinen Sinn zu heucheln, aber ich verspüre eigentlich mehr Verzweiflung als Freude. Ich eigne mich nicht dafür, als Person an die Öffentlichkeit gezerrt zu werden. Da fühle ich mich bedroht." So reagierte die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek in einem Gespräch mit der Austria Presse Agentur über die Zuerkennung des Literatur-Nobelpreises 2004, den sie nicht persönlich entgegen nehmen will: "Das habe ich gleich beim Sekretär der Schwedischen Akademie deponiert. Er hat das als zivilisierter Mensch auch freundlich zur Kenntnis genommen."

"Ich möchte mich zurückziehen und habe auch die letzten Preise nicht persönlich entgegen genommen", so Jelinek, die sich von der Chefin des Rowohlt Theaterverlages Corinna Brocher in Stockholm vertreten lassen möchte. "Ich bin nicht körperlich krank, aber psychisch nicht in der Lage, mich dem persönlich auszusetzen," präzisierte Jelinek ein wenig später ihre Ankündigung.

Der Anruf aus Schweden habe sie um 12.30 Uhr in ihrer Wiener Wohnung ereilt. "Das muss man dann glauben, wenn man den schwedischen Akzent hört." Der Akademiesekretär habe vor allem die formalen Dinge mit ihr besprochen, habe aber auch betont, der Preis beziehe sich auf das Gesamtwerk. "Aber Näheres werde ich wohl noch hören."

"Ich wünsche es mir nicht, dass es für das Land eine Bedeutung hat"

Es sei ihr bewusst, dass "wenn man den Preis als Frau bekommt, dann kriegt man ihn auch als Frau, und kann sich nicht uneingeschränkt freuen. Wenn Peter Handke, der den Preis viel mehr verdienen würde als ich, den Preis erhalten würde, dann bekommt er ihn eben nur als Peter Handke." Ob die Verleihung des Literaturnobelpreises, den sie als erste Österreicherin erhalte, auch Bedeutung für das Land habe? "Ich wünsche es mir nicht, dass es für das Land eine Bedeutung hat. Ich bin zu dieser Regierung auf völliger Distanz. Und ich bin mir nicht sicher, ob sich alle, die sich jetzt mit mir freuen, auch wirklich freuen."

Sie habe "böse Ahnungen", dass der Nobelpreis eine Belastung bedeuten werde, "denn man wird zur öffentlichen Person. Wenn mir das zu viel wird, muss ich weggehen. Was ich aber nicht möchte, denn ich lebe gerne hier", meinte Jelinek, "Ich hoffe, ich kann das damit verbundene Geld genießen, denn damit kann man sorgenfrei leben. Ich hoffe aber auch, es kostet mich nicht zu viel. (APA)