Was die EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio nach dem Sturz Fidel Castros verlauten hat lassen, ist ein diplomatischer Beinbruch. Wäre die Amtszeit der spanischen Konservativen in Brüssel nicht schon beinahe ausgelaufen, sie müsste zurücktreten. Wer einem anderen - und sei es ein Diktator - den Tod wünscht, hat in einer Demokratie in der Politik nichts verloren. Andererseits illustriert der Sager de Palacios wie nichts anderes die verhängnisvolle Entwicklung, die Kuba in den vergangenen Jahren genommen hat.

Fidel Castro ist nach einer Periode der vorsichtigen politischen Öffnung Ende der 1990er-Jahre wieder zu einem Regierungsstil der harten Hand zurückgekehrt. Regimekritiker wurden ausgeschaltet, Proponenten eines demokratischen Wandels zu teils jahrzehntelangen Haftstrafen verurteilt. Der Kommandant Kubas machte sich auf seine alten Tage auf den Weg vom Kommunismus karibischer Prägung in den Stalinismus.

Das konnte außenpolitisch nur eine Konsequenz haben - natürlich in den USA, aber auch in den lateinamerikanischen Nachbarländern, in Europa und vor allem im bis vor kurzem konservativ regierten Spanien, für das de Palacio nun wohl ihre Stimme erhob. Castros Regime ist international isoliert. Tatkräftige Unterstützung findet der "maximo líder" nur noch in Venezuela, dessen schräger Caudillo Hugo Chávez täglich 53.000 Barrel Rohölprodukte für günstiges Geld nach Kuba liefert.

Vor einer Woche hat Castro auch noch den im Ausland geschätzten, pragmatischen Minister für Basisindustrie, Marcos Portal León, entlassen und die zentrale Position in der kubanischen Planwirtschaft mit einer Vertrauten besetzt. Zentrale Wirtschaftsreformen wurden bereits zuvor zurückgenommen. Dass Castro nun von einem Podium gefallen ist, könnte symbolisch nicht besser in die politische Lage passen. Hoffahrt, heißt es, komme vor dem Fall. Politischer Kleinmut wohl auch. (DER STANDARD, Printausgabe, 23./24.10.2004)