Auch seinen "Österreichtag Stadthalle" (1967) versah Hans Staudacher mit Info-Kürzeln.

Foto: Photoatelier Laut, Sammlung Essl Privatstiftung

Klosterneuburg - Für Betrachter, die's gern didaktisch haben, ist Hans Staudacher vermutlich ein idealer Maler. Alle nötigen Informationen pinselt er vorsichtshalber gleich ins Bild: Rechts steht "Rechts", links hat er in seine Farbwogen und -striche und -kringel "Links" gemalt. Weiters informiert er per Bildinschrift auch, dass es ein "blauer Tag in der Davidgasse" war, als das 200 mal 555 Zentimeter große Werk 1988 entstand. Von wem es stammt, steht übrigens auch gut lesbar mitten im Bild.

Das Essl-Museum hat um sieben Exponate aus den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren Bilder von Markus Prachensky, Wolfgang Hollegha und Josef Mikl gruppiert. Arnulf Rainer, einer der wesentlichen Künstler dieser Gruppe rund um die Galerie nächst St. Stephan, fehlt - weil er, so Kuratorin Viktoria Tomek, sowieso eine Etage tiefer in der von Museumsgründer Karlheinz Essl konzis kuratierten Schau made in austria prominent präsentiert ist. Aber das sind Prachensky, Hollegha und Mikl auch. Egal.

Österreichische Moderne. Staudacher und Zeitgenossen ist, bei aller unbestrittenen Qualität jedes einzelnen Werkes, ein seltsam unentschlossenes, ja, unsicheres Kammerspiel - und so fast eine bittere Parabel auf den Schwebezustand des Museums. Was im nächsten Jahr sein wird? Man habe Pläne, natürlich. Aber nichts sei fix. Sei's drum. Über die Krise schweigt man. Es geht um die Kunst. Heuer ausschließlich um Österreichisches aus den eigenen Beständen.

Im September wird etwa Dieter Ronte eine große Frohner-Retrospektive kuratieren. Neue Perspektiven, Zukunft der Malerei, Abenteuer Kunst: Zweideutige Ausstellungstitel im Lichte der Baumax-Krise sind im Oktober und November geplant.

Zurück zu Staudacher und seinen Zeitgenossen. Voriges Jahr war der aus Kärnten gebürtige Meister der informellen Malerei 90 geworden - so überraschend übrigens, dass eine Ausstellung auf die Schnelle offenbar nicht einzuplanen gewesen war. Daher die Würdigung im Essl'schen Ö-Jahr, aber eben nur halb(herzig). Statt couragierter Staudacher-Retrospektive eine collagierte Kleingruppenschau. Dabei hätte man viel herzuzeigen aus der mehr als fünfzig Werke umfassenden Staudacher-Kollektion. Schicht auf Schicht häufte der ob seiner Arbeitsweise "schnelle Hans" genannte informelle Künstler seine Kringel, Striche, Flecken, Wortfetzen, Namen, Zahlen und Kürzel. Der "seismografische Kritzler" malte nicht nach der Natur, sondern aus der Vorstellung. Obwohl: "Die Natur ist in einem drinnen, die kann man ja nicht wegdenken. Aber das Naturalistische hat mich nie gereizt", sagte er.

Gute Malerei

Ganz anders die drei Freunde Mikl, Hollegha, Prachensky und deren malerische Motivforschung nach der und in der Natur. Drei Arbeiten des 2011 verstorbenen Künstlers Markus Prachensky sind ausgestellt, fünf von Josef Mikl (gestorben 2008), zwei des 85-jährigen Malers Wolfgang Hollegha. Frühe Arbeiten dieser drei habe man zeigen wollen - und tut dies auch bei Prachensky und Hollegha. Mikls Bilder stammen - bis auf eines - aus der Mitte der 1980er- bzw. 1990er-Jahre.

Herausarbeiten wollte man auch, dass Staudacher als einziger gegenstandslos malte, während die drei anderen Natur abstrahierten. Dass man von Prachensky dann aber ausgerechnet informelle Malerei zeigt, verwirrt. Es schließe sich, so die Kuratorin, der Kreis zu Staudacher. Man sollte Künstler nicht für kuratorische Belanglosigkeit strafen und auch nicht über das klagen, was nicht da ist, sondern darüber berichten, was zu sehen ist: Und das ist einfach gute Malerei. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 14.6.2014)