Es wäre schön gewesen, wenn er die neue Version gesungen hätte. Dann wäre uns diese Diskussion erspart geblieben. Schon dass es sie noch gibt, belegt ihre Sinnlosigkeit. In manche Köpfe dringt manches einfach nicht durch. Andreas Gabalier hat also beim Grand Prix von Österreich die alte Bundeshymne gesungen und auf die dort seit 2012 rechtskräftig erwähnten Töchter vergessen. Seitdem herrscht Ohnmacht.

Nun wird von biologisch wenig kundiger Seite (Maria Rauch-Kallat) über Gabaliers Lernfähigkeit inklusive dessen Schließmuskeltalente meditiert. Höchstes Niveau. Die Grünen schäumen, die SP-Frauen auch, umarmt wird der krachlederne Gabalier von Heinz-Christian Strache. Alles wie immer, ein gespaltenes Land.

Gabalier wird und will die Hymne weiterhin falsch singen. Auch wenn es das Falsche ist. Für derlei semantische Feinheiten fehlt in Österreich traditionell das Gespür. Da ist man lieber der Kunst gegenüber tolerant. Aber Gabalier ist ja auch ohne hymnische Anerkennung der Töchter ein Frauenversteher. Das volkstümlich zu betonen wird er zurzeit nicht müde.

Ob man ihm den Feministen abnimmt, möge jede und jeder selbst entscheiden. Hilfreich ist da der freie Markt. Man kann sich aussuchen, wessen Musik man konsumiert. Das ist wie Demokratie. Man darf wählen. Das bildet die Gunst des Publikums ebenso ab wie sein Missfallen. (Karl Fluch, DER STANDARD, 27.6.2014)